rauf
#3: Katz und Maus
gespielt am 31. März '03
Zurück nach Whitewall
Unsere Rückreise nach Whitewall verlief ziemlich ereignislos. Wieder in Whitewall teilten wir uns auf, um unsere Abreise diesmal etwas gründlicher vorzubereiten für die Schiffsreise. Ich kümmerte mich um den Proviant für uns, den Luchs und die Pferde für eine Seepartie, nachdem ich mir hatte sagen lassen, dass man den schiffseigenen Proviant einfach nicht geniessen könnte. Bayantu versuchte uns ein geeignetes Schiff zu suchen und eine Passage bis Redcliff zu buchen. Jalna ging nochmal Karmenas Spuren nach.
Ich übernachtete bei Uvis, nachdem ich die Pferde direkt nach unserer abendlichen Ankunft wieder bei Meister Elvas eingestellt hatte. Der war natürlich ziemlich betrübt zu hören, welches Ende sein bestes Pferd genommen hatte, das Karmenas so schändlich "entführt" hatte.
Von Uvis Tochter Maris erfuhr ich, dass ein Verehrer tagelang nach meiner Abreise zum Tigerberg herumgelungert hätte, um mich zu treffen. Leider hatte er keinen Namen genannt. Die Beschreibung, die ich der eifersüchtigen kleinen Göre schliesslich entlockte, traf auf keine Person zu, die mir bekannt war. Es handelte sich um einen aufgeputzten Gecken im knallroten Wams mit Degen, dunkle Haare, blaue Augen, etwa mein Alter. Er wollte einen Brief für mich abgeben, aber Maris wollte ihn nicht zustellen, das Miststück, sonst wüsste ich jetzt mehr.
Nachdem auch beim gemeinsamen Mittagessen am nächsten Tag Bayantu erzählte, nachdem er mich aus den Ställen bei Meister Elvas abgeholt hatte, ein komischer Gelehrter hätte nach ihm gesucht, weil es um eine angebliche Erbschaftsangelegenheit ginge, nahm diese Geschichte von Erkundigungen nach uns langsam andere Dimensionen an. Jalna tauchte schließlich auch auf und wir informierten ihn ebenfalls. Ob sich jemand auch nach ihm umgetan hatte, wurde nicht bekannt, weil Jalna nicht am üblichen Ort Quartier genommen hatte und auch nicht auf vertraute Leute gestoßen war.
Irgendjemand oder eine Gruppe (vielleicht Imperiale) suchten uns vielleicht wegen unserer besonderen "Fähigkeiten", sprich unserer "Erbschaft"... vielleicht waren Geck und Gelehrter eine Person oder standen in Kontakt oder waren unabhängige "Ereignisse".
Um das herauszufinden, beschloß Bayantu, sich mit dem "Gelehrten" zu treffen, der ihm eine Kontaktadresse im Gasthaus "Schwan" hinterlassen hatte (ein ziemlich nobler Schuppen). Bayantu schickte sich selbst als seinen eigenen Boten mit einer Einladung für den Herrn. Man verabredete sich an einem öffentlichen Ort, sprich im Stadtpark am Aussichtsturm. Dieser lag oben auf dem Hügel des Parks und war daher von allen Seiten von offenem übersichtlichem Gelände umgeben. Bayantu wollte sozusagen die Ziege für den Tiger spielen, um zu sehen, was es mit Typ und Erbschaft auf sich hatte, während Jalna und ich die Großwildjäger auf der Tigerpirsch geben wollten.
Reiseplanung
Die ersten Erkundigungen bezüglich Schiffen im Hafen hatten derweil folgende Ergebnisse geliefert: es lagen vor Anker
- die "Golden Hind", ein Mittelklasse-Schiff, viel Stauraum, ohne Kabinen, Pferdetransport möglich, zu einem erschwinglichen Preis, vielleicht von Redcliff noch ein Stück den Fluß runterfahrend (hing vom Gewinn und Handel in Redcliff ab)
- die "Königin der Wellen", eine Riesengalleone mit Schlafplätzen im Schichtwechsel, ein Schiff für Sklavenhandel wie geschaffen, viel Platz, null Bequemlichkeit. Dafür hätte sie viel Platz für die Pferde und sogar Ställe an Bord. Aber sie würde nur bis maximal Redcliff fahren, weil sie zu groß für die Weiterreise auf dem Fluß war, den wir noch hinunter bis Riverrun mussten. Naja.
- die "Seeschwalbe", ein superschnelles yachtartiges Schiffchen, dass uns zwar den Luxus (gegen entsprechend gesalzene Preise) einer eigenen Kabine geboten hätte, aber es sprengte einfach jeden Rahmen dessen, was wir benötigten. Außerdem würde auch die Seeschwalbe nicht weiter flußaufwärts fahren ab Redcliff, sondern den nächsten Hafen über See ansteuern. Klein und wendig nahm sie sich kaum die Zeit, in Redcliff zu halten, um Passagiere abzuladen.
Wir besprachen, die "Golden Hind" zu buchen, da die Seeschwalbe erfordert hätte, einiges von unserem Spesenkonto auszugeben, was uns später für unsere Auftragsausführung fehlen konnte. Außerdem hatten wir es nicht sooo eilig. Auf ein paar Tage mehr oder weniger kam es wohl kaum an für Indis, da der Stab, den wir holen sollten, schon Jahrhunderte verschollen bzw. in Hand des Zauberers war.
Jalna plädierte zwar (typisch) auf die Seeschwalbe, setzte sich aber gegen Bayantu und mich und die vernünftigeren Argumente nicht durch... ein Glück. Auch wenn er jetzt vielleicht beleidigt ist, lieber will ich mehr Geld in der Reserve halten für Eventualitäten, als es so zum Fenster rausschmeissen.
Im Stadtpark
Am frühen Abend im Stadtpark schlenderte Bayantu nun auffällig herum vor einer Glühweinbude. Jalna mischte sich mit einer Aura von "mich gibts hier nicht - und wenn, dann hast du was besseres vor, als dich um mich zu kümmern" unter das Volk und ich bezog einen leicht erhöhten Posten auf dem Hügel, von wo aus ich das gesamte Gelände und Bayantu halbwegs im Blick hatte und mit dem Bogen einigermaßen freies Schussfeld, sollte es Ärger geben. Natürlich gab es den, aber anders als erwartet. Unsere Kontaktperson tauchte nicht auf. Dafür aber geschahen mehrere Dinge so dermaßen inszeniert gleichzeitig, dass wir später einen Plan dahinter vermuteten, unsere Reaktionen zu erforschen, in der Hoffnung, dass wir etwas über unsere wahre Identität preisgeben würden. Aber zurück.
Folgende Szene entfaltete sich wie im besten Theater: der Feuerjongleur auf dem Platz vor dem Aussichtsturm verlor in hohem Bogen plötzlich seine Fackel. Jalna war in der Nähe und versuchte noch, sie durch einen Messerwurf von ihrer Flugbahn abzulenken, die genau auf einen soeben auf den Platz geschobenen Karren zielte, den ein Feuerwerker (!) gerade heranrollte.
Es kam, was kommen musste: die Fackel entzündete den feuerwerkstechnischen Inhalt des Karrens, der benachbarte Tanzbär links davon lief erschreckt Amok und begann auf die drumherum stehenden, eben noch von seinen Kunststückchen begeisterten Zuschauer einzukrallen, ein Dieb schnappte sich die Geldkasse des Glühweinstands im Durcheinander, der Jongleur versuchte, dicht gefolgt von Jalna, das Weite zu suchen, Bayantu spurtete Richtung Bär, um das Tier zu beruhigen oder den Verletzten zu helfen, kurz - es tobte das Chaos. Überall knallte und rauchte es, Schmerzens- und Panikschreie - es wirkte alles ein wenig zu sehr wie ein gut vorbereitetes Setup und ich machte mir einen Moment Sorgen, dass genau jetzt jemand versuchen könnte, Bayantu zu entführen oder ihm einen kleinen "Unfall" zuverschaffen. Deshalb behielt ich ihn gut im Auge und suchte gleichzeitig die Umgebung nach etwagig auftauchenden Feinden ab.
Die Stadtwache war nämlich auch wie auf Kommando direkt vor diesem "Unfall" verschwunden, während sie vorher doch regulär durch den Park patroulliert war, wohl um das Ausmaß der hiesigen Kleinkriminalität in Schach zu halten.
Eine ganze Menge Leute versuchte jetzt, auf den Turm mit der hölzernen Aussichtsplatform zu kommen, um sich vor dem Bären in Sicherheit zu bringen. Ich stellte kurz dem an mir vorbeiflitzenden Dieb der Glühweinkasse ein Bein und gab dem ankeuchenden Besitzer die Geldkasette wieder, um mich dann in ein besseres Schußfeld auf den Bären zu begeben, nur für den Fall der Fälle. Der Aussichtsturm, eine hölzerne Plattform an einem Mittelpfosten mit angelehnter Leiter, begann ob der Menschenmenge auf ihm inzwischen bedrohlich zu schwanken, während Bayantu auf den Bär einredete, der immer noch vor sich hin brummte und aufrecht stand, aber im Moment nicht mehr austeilend herum tobte. Der Bärenführer kam auch schon angelaufen, nachdem er sich offenbar zuerst aus der unmittelbaren Reichweite verdrückt hatte. Gemeinsam gelang es ihm und Bayantu, das Tier wieder zu beruhigen.
Jalna war hinter dem Jongleur her in die Büsche verschwunden, ich erfuhr später, dass er ihn dort gestellt und ein wenig "befragt" hatte... Der Jongleur war von einem Konkurrenten des Feuerwerkers angeheuert worden, um dessen Karren in Brand zu stecken, um seinem Geschäft zu schaden. Jetzt war nur noch die Frage, wer dieser Auftraggeber gewesen war... Jalna liess ihn wieder laufen, ohne dieser Frage konkreter nachzugehen.
Schließlich entschied sich der völlig überladene Aussichtsturm oben auf der Hügelkuppe mit dem Schwanken aufzuhören und endgültig auf eine Seite zu kippen. Da war wohl erstmal nichts zu machen, ich brachte mich aus der Reichweite. Nachdem dann die Wachen wieder auftauchten und den Verletzten beim Turm halfen, der Bär wieder an der Leine war, der Glühweinstandbesitzer den Dieb der Stadtwache übergab und sich das Chaos lichtete, mussten wir diesen Versuch, die Kontaktperson zu treffen, als gescheitert betrachten. Bayantu ging daraufhin nach kurzer Absprache langsam und auf Umwegen zurück zum Schwan. Er wollte eine zweite Verabredung versuchen und außerdem checken, ob man ihn jetzt nach dem Ereignis vom Park aus verfolgen würde.
Schleichjagd durch Whitewall oder "Wer belauert hier wen?"
Jalna und ich folgten Bayantu in einigem Abstand auf seinem Weg zurück zum "Schwan". Jalna gelang es dabei, das Gespräch eines gut getarnten Paares zu belauschen, das so extrem unauffällig hinter Bayantu war, dass sie mir erst gar nicht auffielen. Sie unterhielten sich darüber, dass man immer noch nicht sicher über "ihn" war (womit wohl Bayantu gemeint war). Dies verstärkte unseren Verdacht, dass die ganze Geschichte im Park dazu inszeniert worden war, herauszufinden, ob Bayantu vielleicht durch Gebrauch einer Spezialfähigkeit mit Leuchteffekt verriet, welche "Erbschaft" er hatte... Wir tauschten uns kurz und unauffällig im Vorbeigehen mit Bayantu aus, der ein "ich habe mich hier verlaufen" simulierte und mich laut nach dem Weg fragte. Er wollte einen zweiten Verabredungsversuch starten, heute abend gleich noch und zwar mitten in der Stadt am Fluß, wo so eine üblere Gegend begann.
Wir legten uns also nach Bestellung des Treffens im "Schwan" am Fluß bei der Brücke auf die Lauer. Ich bezog eine Stellung oben auf den Dächern, um den Überblick und eine gute Schußposition zu haben, während Jalna unten am Fluß blieb und Bayantu auf einem anderen Dach hinter einem Kamin in Lauerstellung ging. Der Zeitplan sollte zu kurz gewesen sein für unsere unbekannte Kontaktperson, um einen weiteren Hinterhalt zu legen oder sonstige Vorbereitungen zu treffen. Dennoch hörte ich plötzlich auf einem der Dächer ein kurzes vertrautes Geräusch einer einrastenden gespannten Sehne und wie ich genauer hinsehe, entdecke ich doch dort aus einer Dachluke einen Armbrustschützen, der gerade ebenfalls mit Blick auf die Straße und Brücke unten auf die Lauer geht. Ich verständige Bayantu gegenüber auf dem anderen Dach mit Handzeichen von dem Typen, er entdeckt ihn dann auch und signalisiert, dass er mal wieder den Köder spielen wird und jetzt runter auf die Straße geht. Dort angekommen, merke ich die Reaktion des Schützen - wir schießen im gleichen Moment. Bayantu kann dem Bolzen elegant ausweichen, und während der Schütze durch meinen Treffer in die Schulter die Armbrust fallen lässt (die zielgenau vor Jalnas Nase herunterkommt, der sie beiläufig auffängt) und übers Dach haltsuchend herunterrutscht, habe ich meine Sachen gepackt und springe über die Dächer, um den Attentäter zu erwischen, bevor er zu Tode stürzt. Den müssen wir lebendig zum Befragen kriegen. Das ist wohl auch Bayantu klar, der jetzt wie eine Bergziege die Wände wieder hochspringt auf das Dach, wo der Attentäter ihm entgegenrutscht. Völlig verdattert lässt der sich auch mühelos in Schach halten, bis ich ihn fesseln kann.
Dann bringen wir ihn runter vom Dach und suchen uns eine kleine dunkle Sackgasse, um ihn auszufragen. Erst markiert er den Harten, aber Jalna ist ziemlich überzeugungsfähig, wenn er einen mit dem Messer kitzelt... Ich stehe derweil Schmiere, damit nicht ausgerechnet jetzt die Wachen in diesen Teil der Stadt kommen. Der Schütze plappert schließlich und leider stellt sich heraus, dass er uns für Leute vom gegnerischen Gangsterboss hält, die ein Scheibchen vom Territorium in dieser Gegend abschneiden wollen. Hurra, wir sind mitten in einen Bandenkleinkrieg geraten und vom Typ aus dem "Schwan" immer noch keine Spur... Wir lassen den Handlanger laufen, nachdem wir in überzeugt haben, sich hier nicht wieder so schnell blicken zu lassen. Jalna hat uns als dritte Partei ausgegeben, die sich hier breit machen will. Möge diese Gegend in interessanten Zeiten leben...
Wir geben die Kontaktversuche für heute abend auf und nehmen Quartier in einem alten verlassenen Haus, das Jalna für uns fand. Ich hole vorsichtshalber auch noch die Pferde und das Gepäck hierher, damit wir für alles gerüstet sind. Der Proviant ist glücklicherweise inzwischen schon an Bord der "Golden Hind".
NPCs:
- Smaidan - Gangsterboß in Whitewall
- Teiko - angeblicher Name des Typen, der Bayantu wegen der Erbschaft sprechen will
- Beka - Kapitän der "Golden Hind", unabhängiger Skipper
Orte:
- Der Glockenspielturm - hölzerner Turm in einem Park in Whitewall, beliebter Ausflugs- und Aussichtspunkt. Das Glockenspiel, nach dem der Turm benannt ist, ist oberhalb der Aussichtsplattform.
- Zum Schwan - schniekes Gasthaus und Hotel
- Redcliff - Seehafen an der Mündung des Bärenflusses ins Weiße Meer, ca. 6 Tage per Schiff östlich von Whitewall
- Riverrun - Flußhafen am Bärenfluß, hinter Riverrun ist der Fluß für seegängige Schiffe nicht mehr befahrbar. Riverrun liegt etwa 1 Tag per Schiff flußaufwärts von Redcliff
rauf
#4: Die Reise nach Blauwasser
gespielt am 14. April '03
Aufbruch
Nachdem uns das verlassene Haus die Nacht über und den folgenden Tag so ausgezeichneten Schutz geboten hatte vor etwagigen Häschern, nahmen wir vor Morgengrauen unsere sieben Sachen und zogen ungehindert über die Hauptstraßen im Regen zum Hafen. An Bord wurde noch fleissig geladen, im Morgengrauen wollte der Kapitän Beka auslaufen. Wir stellten unsere Pferde in den Lagerraum ein, ebenso unser Gepäck. Der Proviant hatte bereits auch sein Plätzchen. Es kamen noch einige weitere Passagiere an Bord: eine Frau mit zwei kleinen Kindern im Alter von 2 und 4 Jahren namens Inara, ein Student namens Mirwald mit schwerer Bücherkiste, und ein Mann aus dem Mittelstand mittleren Alters namens Shagan, vermutlich Händler. Es sah nicht so aus, als wäre uns jemand an Bord gefolgt.
Eine Seefahrt, die ist lustig...
Nach dem Auslaufen auf offener See liess der Regen nach und es klarte auf. Jalna und einige andere schienen dem Geschaukel der Wellen nicht viel abgewinnen zu können und waren in allen Schattierungen von bleich bis grün angelaufen. Nachdem der Student sich speiend über die Reling hängte und auch Jalna sich diesem Rückwärtsfrühstück anschloß, erbarmte ich mich und machte einen Kräutertee zur Magenberuhigung. Bayantu sah interessiert zu und meinte schließlich, ich sollte noch etwas von diesem und jenem Kraut dazugeben, dann würde es besser wirken. Ich tat, wie er vorschlug, denn wahrscheinlich versteht ein Schamane mehr von echter Medizin als eine Barbarin von magenbekömmlichem Tee. Wenigstens schien der Tee zu helfen.
Beim ersten Zwischenstopp in einer Bucht an der Küste stieg noch eine Frau mit 2 Hühnern im Käfig zu. Natürlich hörte ich förmlich schon im Geiste Fleckenfells zufriedenes Schmatzen und verbot ihm lieber sofort, die Hühner auch nur scharf anzusehen, weil die Frau auch gleich beim Anblick meines neuen Gefährten hysterisch besorgt um ihr Federvieh wurde. Nachdem ich ihr versichert hatte, das Fleckenfell sich zu benehmen wüsste und gut erzogen sei (schau mich nicht so beleidigt an, du dummer Luchs, ich rette dir gerade dein Fell), war sie zwar immer noch grantig, aber sie behielt in unser beider Interesse ein Auge auf ihre Hühner.
Beim zweiten Zwischenstopp besorgte sich Bayantu im Fischerdorf neue Angelhaken, nachdem er beim ersten Versuch, unterwegs frischen Fisch zu fangen prompt welche verloren hatte und nun sicher gehen wollte, welche man für die offene See brauchte.
Der dritte Halt am 5. Tag seit Beginn der Seereise war Redcliff.
Redcliff
Der Ort trug seinen Namen nicht umsonst: das markanteste an ihm waren die Klippen der Bucht, in der Redcliff lag: gelöchert wie ein Käse, wobei aus den Löchern rotes altes Blut zu laufen schien - die gleiche Farbe hatte auch das Wasser des Bärenflusses, der hier ins Meer mündete. Der Ort selbst drückte sich unten an der Klippe entlang, es gab eine Hafenanlage auf der gegenüberliegenden Flußseite, die mit der Stadt durch eine Brücke verbunden war. Das erste, was uns in Redcliff auffiel, waren die Wasserverkäufer. Wasser war teuer - wohl weil das Wasser des Flusses durch seine komische Farbe nicht besonders gut schmeckte, irgendwie nach Blut...
Im Hafen beim Ausladen erkundigten wir uns so ganz nebenbei nach der Seeschwalbe, die vor unserem Schiff angekommen war und siehe da: ein Geck war hier ausgestiegen, hatte sich ein gutes Pferd gekauft und war flußaufwärts geritten in unsere Richtung... angeblich auf der Suche nach Schätzen, holden Jungfrauen und Abenteuern...das gab zu denken. Obwohl dieser Geck ein Schwert trug und keinen Degen, und wir nicht herausfanden, ob er auch ein rotes Wams getragen hatte, rechneten wir nun damit, flußaufwärts auf unserer Reise einem neuen Hinterhalt begegnen zu können. Vorsichtshalber nahmen wir daher für die Übernachtung in Redcliff verschiedene Quartiere. Jalna wollte natürlich in das beste Gasthaus am Platz, ich nahm das belebteste am Markt und Bayantu nahm eine kleine Unterkunft am Ortsausgang landeinwärts Richtung Riverrun, dem nächsten Ort auf unserer Etappe. Der Kapitän war sich noch nicht sicher, ob er flußaufwärts fahren würde (hing von seiner nächsten Ladung ab), von daher wollten wir hier abwarten.
Sobald es dunkel war, trafen wir uns allerdings, und Bayantu rückte mit einer verrückten Idee heraus, die erforderte, dass wir uns gleich noch nach dem Abendessen bei Nacht und Nebel aus dem Ort auf die Klippe schlichen.
Auf der Klippe von Redcliff
Bayantu stellte uns oben auf der windigen Klippe nahe am Abgrund innerhalb eines magischen Kreises auf, der Wind pfiff bald bedrohlich um uns herum, während Bayantu Beschwörungen murmelte und sang. Schließlich wurde der Wind freundlicher, besänftigt durch Bayantus Singsang, bis er uns nicht mehr kalt bis auf die Knochen durchblies, sondern sanft umschmeichelte. Bayantu gab mir und Jalna je ein kleines Stöckchen mit Runen drauf und einem Loch durch für eine Schnur. Dieses sollten wir nun immer bei uns tragen und wenn wir mit ihm sprechen wollten, auch über grosse Entfernung, sollten wir dreimal an das obere Ende schnippsen, dann würde der soeben in den Dienst genommene Windgeist kommen und Nachrichten zwischen ihm und uns transportieren. Für etwa 30 Tage würde der Windgeist diesen Dienst erfüllen. Interessantes Kunststück, dass sich der Schamane da ausgedacht hatte. Ich war nicht unbeeindruckt. Nach diesem stundenlangen Ritual auf der Klippe waren wir allerdings ziemlich durchgefroren und froh, als wir wieder in der Gaststube am Markt am Feuer zusammen saßen und uns mit einem Glühwein aufwärmen konnten.
Erkundigungen und Pläne
Am anderen Morgen segelte die Golden Hind ab. Sie hatte keine Ladung flußaufwärts aufgenommen und so machten wir unsere eigenen Pläne für eine Fortsetzung der Reise. Da der Flußverlauf weit sichtbar durch übersichtliches flaches Gelände führte (man konnte die Türme von Riverrun 2 Tagesreisen zu Pferd entfernt von Redcliff aus sehen, so flach war alles, nur Marschwiesen), beschlossen wir, nach Riverrun zu reiten, anstatt noch einmal den Wasserweg zu nehmen. Jalna schien davon erst einmal die Nase voll zu haben. Wir durchstreiften getrennt die Stadt den Tag über, um uns mit Land und Leuten vertraut zu machen und einen ersten Schlachtplan zu entwickeln. Wir hörten Gerüchte über den Zauberer der Blauwasserfeste, zum Beispiel, dass er bei Vollmond die Kinder der umliegenden Dörfer holen würde, um sie auf seine Feste zu entführen und sie dort finsteren Mächten zu opfern - wer gegen ihn auszog - und genug hätten es bereits versucht - würde als Kröte im sumpfigen Marschland enden. Und Kröten gab es wahrlich genug hier, man hörte ihr Konzert die ganze Nacht. Jetzt im Frühling war Paarungszeit und jeder Kröterich versuchte lauter zu quaken als sein Rivale. Jalna ging zu einem Kartenzeichner und kaufte eine Landkarte, die wir zum Mittagessen gemeinsam studierten. Daraus liess sich ersehen, dass es hinter Riverrun Stromschnellen gab, an denen eine Umladestation lag, an der der gesamte Schiffverkehr des Flusses umgeladen werden musste. Außerdem stieg hinter Riverrun das Gelände ein wenig an, um rechts (flußaufwärts betrachtet) in die verlassenen Ruinenstädte zu führen, wo es Geister geben mochte und viel Gelichter. Dorthin waren viele Abenteurer auf der Suche nach Schätzen gezogen. Nach links führte hinter Riverrun eine Straße in die Domänen und Lehen der verschiedenen Häuser, wo auch die Blauwasserfeste ihr zugehöriges Lehen hatte. Geradeaus führte der Weg über Riverrun hinaus ins Gebirge und zum Pass, der wiederum in das Land führte, in dem mein Stamm lebte, in die großen Ebenen. Und so entstand unser Plan. Wir beschlossen, dass ich auf der Heimreise zu meinen Leuten war, Bayantu sich als Handelsreisender auf der Suche nach neuen Märkten und Rohstoffquellen ausgeben würde und Jalna den sich angehängten Abenteurer geben würde, dessen Weg in die gleiche Richtung führen könnte. Der Lehnsherr, auf dessen Territorium die Ruinenstädte mit ihren angeblichen Schätzen lagen, verlangte allerdings einen Anteil von allem, was man dort fand. Im Fluß gab es bei Riverrun Perlen, die wiederum einen ganzen Handelszweig begründeten, der von dort zur Küste lief. Allerdings war die Perlenfischerzunft auch eifrig darauf bedacht, dass keine zugelaufenen Abenteurer in ihren Gründen Geschäfte machten und so waren die Perlen nicht nur entsprechend zollbesteuert, sondern auch gut bewacht.
Mit diesen Informationen versehen brachen wir nach Riverrun auf.
Riverrun und Weiterreise nach Traufe
Nach 2 Tagen Reise kamen wir an und Jalna besorgte uns innerhalb eines Tages einen einheimischen Führer, der uns nicht nur interessante Geschichten erzählen konnte von der Umgebung und den jüngsten Ereignissen (auch hier war der Geck durchgekommen, hatte sich eine Leibwache angeheuert und war angeblich ausgezogen, um holden Jungfrauen zu befreien...), sondern auch genug Schleichwege kannte, um zeitsparende Wege zu finden, die die Umladestation an den Stromschnellen umgingen und die von Räubern heimgesuchten Hauptwege vermieden. Rokas ist mit seinen 16 Jahren scheinbar bereits mit allen Wassern gewaschen. Wir vermieden den Stau auf dem direkten Weg zur Umladestation und auch die dortige Zollstation. Rokas kam mit seinem geländegängigen Maulesel alleine vermutlich schneller voran als wir mit unseren Pferden, trotzdem sparten wir so fast einen ganzen Tag auf dem Weg zum See. Die nächste Ortschaft zur Blauwasserfeste war Traufe. Traufe lag vor dem See in dem die Feste mitten über dem Wasserfall hinter dem See trohnte. Rokas erzählte uns von den Giftschlangen, die im See lebten und auch eine neue Geschichte von dem Zauberer der Feste. Angeblich ist Ledaal ein Schlangenmensch, schuppig-grün mit hypnotischem Blick und er klaut hübsche junge Mädchen, nicht Kinder bei Vollmond. Er kann angeblich mit den Schlangen sprechen und verwandelt sich vielleicht selbst in eine riesige Seeschlange, wie sie schon ab und zu im See gesehen wurde. Er lebt dort seit etwa 500 Jahren und die Feste hat weder Tor noch Tür und ist quasi völlig unzugänglich. Er hält kein Gesinde, von dem man je gehört hätte, doch alle, die auszogen, ihn in seiner Feste zu stellen, wurden nie wieder gesehen, vielleicht hält er sie dort gefangen. Am See gibt es außerdem auf der anderen Seite von Traufe einen Tempel mit einem Priester, der regelmäßig vom Zauberer besucht wird. Rokas warnte uns außerdem, den Namen des Zauberers auszusprechen, angeblich könnte Ledaal es wie alle bösen Zauberer hören, wenn man ihn ausspricht...
Hinter der Umladestation stießen wir unterwegs bei einem Ausblick auf die eigentliche Strasse unter uns auf die Spuren eines Hinterhalts. Auf der Strasse lag ein totes Pferd und nachdem Bayantu hinunter gestiegen war, fand er außerdem drei frische Gräber. Den Spuren nach war hier ein Schatzsuchertrupp mit einigen Räubern, sogenannten "Exportkontrolleuren" zusammengestoßen - allerdings war der Hinterhalt wohl schlecht geplant, denn die Bogenschützen, die von unserem Standort aus die Straße unter Feuer genommen hatten, waren in den Wald geflohen, die Spuren fanden wir noch. Wir vermuteten, dass sie Verstärkung holen würden, und beschlossen daher zu sehen, dass wir weiterkamen. Es schien wahrscheinlich, dass es der Geck mit seinem Beschützer war, der hier vor uns durchgekommen war... möglicherweise hatte er oder sein gekauftes Schwert damit eine Menge mehr auf dem Kasten, als es den Anschein machte. Es verging ein weiterer Tag ohne Ereignisse.
Ankunft am See und in Traufe
Am siebten Tag nach Redcliff erreichten wir schließlich nach einem Umweg um den Wasserfall und die Feste, die aus einem einzigen hohen Turm zu bestehen schien, die Seeseite mit dem Tempel. Nun mussten wir noch die Furt durchqueren und kamen so am Abend in Traufe, einem armseligen kleinen Dorfnest, an. Hier gab es wirklich nicht viel: ein Gasthaus oder Dorfkneipe, einen Köhler, eine verrückte Alte namens "Mutter Heedjes", und einen Verwalter, Bürgermeister und Sherriff in einer Person mit seiner Schwester, den man wegen seines engen Kontaktes zum Priester und damit zum Zauberer wohl bei unseren Heimlichkeiten eher meiden sollte. Der Priester vom Tempel hatte noch zwei Novizen und das war die ganze Anwohnerschaft in dieser Gegend. Wir machten es uns im Gasthaus für die Nacht gemütlich.
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