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Exalted-Chronik

The Price of a Soul - Teil 1

#5: In die Traufe
#6: Immer noch in (der) Traufe...
#7: In der Höhle des Drachen
#8: Unter Schlangen


#5. In die Traufe

gespielt im Mai 2003

Ort:

Dorf Traufe, in der Domäne Blauwasser

In Traufe

Am anderen Morgen sah Traufe dann doch eher nach einer Ortschaft von ca. 2000 Einwohnern aus, was ja gar nicht so wenig war. Die Ortschaft war von einer Mauer mit Palisade umgeben. Wir wollten uns immer noch als durchreisende Händler im Auftrag von Haus Lineas aus Charnos ausgeben, was ein Handelshaus von Neureichen war. Jalna gab den Buchhalter mit gutem Stammbaum, Bayantu den Sprecher und ich die Wegführerin. Aber im Gespräch mit dem Wirt am Abend kam alles ganz anders. Jalna versuchte vorsichtig Kontakt zu knüpfen und den Wirt auszuhorchen und dabei entstand von uns der Eindruck, Schmuggler zu sein. Ob das wohl daran lag, daß der Wirt selbst Schmugglerkontakte hatte und nur noch in diesen Bahnen dachte? Jalna tat jedenfalls nichts, um diesen Eindruck von uns zu stören. Der Wirt ist geldgeil, wie viele seines Berufs, und macht deswegen natürlich Nebengeschäfte mit den Schmugglern, verkauft an den Meistbietenden - sicherlich auch Informationen, deshalb gestaltete sich das Gespräch zwischen ihm und Jalna schwierig, weil sich keiner von beiden so richtig in die Karten sehen lassen wollte. Immerhin kam heraus, daß er auch an den Geck verkauft hatte, der vor uns hier war. Vielleicht konnte man die Tochter des Wirtes, Maya, noch ein wenig nach diesem Vorfall aushorchen. Das Mädchen war recht ansehnlich, blond, schüchtern und vielleicht leichter auszuhorchen, als der Wirt selbst.

Stadtspaziergang

Ich dachte am nächsten Morgen nach dem Frühstück, es könne nicht schaden, unsere Reiseapothekenvorräte ein wenig aufzustocken, nachdem wir von all den Schlangengeschichten im See gehört hatten. Es schien mir angemessen, ein Schlangengegengift zu suchen. So wurde ich an Aijon, die örtliche Kräuterfrau verwiesen, da Mutter Heedjes, das andere Kräuterweib, inzwischen irre geworden sei. Dahinter steckte sicherlich eine Geschichte, die es wert sein könnte, herausgefunden zu werden. Beim Schlendern durch die Stadt fiel mir so einiges auf: es gab tatsächlich auffallend wenige Dorfschönheiten, lediglich ein Junge mit sehr bläulicher Haut und aquamarinfarbenen Augen weckte ein ästhetisches Interesse. Er sah recht exotisch aus und erwiderte meinen Blick neugierig, ging aber wortlos vorbei. Auf der anderen Seite sah ich am Markt eine Frau mit einer verbrannten Gesichtshälfte, die einmal sehr schön gewesen sein musste. Sie wandte sich schnell ab und versteckte ihr Gesicht halb unter einem Kopftuch. Während ich noch überlegte, ob ich sie nicht ansprechen sollte, huschte sie schon in den Schatten zwischen den Häusern davon. Also ging ich weiter. Das Stadtbild bestätigte ein wenig unseren Verdacht, daß der Zauberer einen Sinn für Schönheit hatte und sich seine Liebschaften aus der Bevölkerung wählte, die man dann die nie wieder sah.

Bei der Kräuterfrau

Der Laden von Aijon sah nach einer gut sortierten Apotheke aus. Als ich nach einigen unverfänglicheren Einkäufen nach Schlangengegengift fragte und mich außerdem vorsichtig nach der Geschichte mit Mutter Heedjes erkundigte, wurde Aijon mißtrauisch und vermutete wohl ebenfalls, daß ich eine Schmugglerin sei. Wozu sonst ein Gegengift gegen Schlangenbisse, außer man wollte im See und Fluß nach Perlen tauchen? Daß wir den See vielleicht zu anderen Zwecken durchqueren mußten, wußte ja niemand außer uns, und so sollte es auch bleiben. Wir vermuteten nämlich inzwischen einen unterirdischen Zugang vom Wasser aus zu der Festung im See.

Aijon erzählte, Mutter Heedjes sei geistig sehr verwirrt, weil nach dem Verlust ihrer Enkelin nun auch vor einer Zeit noch ihre Tochter in die Diensten des Zauberers genommen worden war und damit auf Nimmerwiedersehen verschwunden blieb. Wegen des Schlangengegengifts gab ich ein kleines Vermögen aus, was Aijon dann doch redseliger machte, so daß ich endlich sogar eine Wegbeschreibung zu Mutter Heedjes erhielt. Ich beschloß, sie umgehend aufzusuchen.

Mutter Heedjes

Kaum hatte ich bei Mutter Heedjes schließlich an die Haustüre geklopft, öffnete sie und zog mich blitzschnell mit einem "da bist du ja endlich wieder!" zu sich rein. Sie bugsierte mich in ihre Küche und sprach mich auf eine Weise an, daß ich schließlich verstand, daß sie mich für ihre Tochter hielt. Ich spielte das Spiel mit und ließ mir was zu essen vorsetzen, während ich versuchte, ein informatives Gespräch zu führen. Aijon hatte mich schon gewarnt, daß es schwierig sein würde, aus ihr was verständliches herauszubekommen, aber nach und nach setzte sich die Geschichte für mich doch zusammen. Die Alte war eigentlich eine begnadete Heilerin und Kräuterfrau gewesen, ihrer Küche sah man es noch an. Ihre Suppe schmeckte hervorragend, so daß ich tüchtig zulangte. Nach dem Essen mußte ich dem Ahnenschrein in ihrem völlig verwilderten Garten meine Referenz erweisen. Dabei schien es, daß die Alte völlig in einer eigenen Welt lebte, in der der Garten noch wunderschön gepflegt war und das Haus auch. Im Haus war alles ziemlich abgedunkelt und es roch auch sehr komisch muffig und verstaubt. Ich gab dann vor, müde zu sein und wollte sozusagen in mein altes Zimmer. Die Alte versicherte mir, sie habe nichts verändert, seit ich (ihre Tochter) fortgegangen sei. Auf dem Treppenabsatz allerdings verstärkte sich der merkwürdige Geruch im Haus dramatisch, es roch nach Tod und Verwesung aus einem Zimmer, das angeblich die gute Stube, also das Wohnzimmer des Hauses war. Eine Nachfrage ergab, daß hier die Geister wohnten und deshalb auch dort die Fenster und Tür immer geschlossen bleiben mußten, damit sie nicht weggingen. Ich ging erstmal auf das Zimmer ihrer Tochter, um mich umzusehen, ob ich nicht ein altes Tagebuch oder was nützliches entdecken könnte. Außerdem brauchte ich mal eine Pause zum Nachdenken, wie ich weiter in dieser Geschichte mitspielen wollte. Die Alte war so verrückt wie Nebel und Schnee, soviel war sicher. Zwischendurch faselte sie auch immer wieder was von blauen Schlangen, die nachts bei Vollmond kämen und sie besuchten (sogenannte sprechende Perlmuttschlangen - Legendenhinweise?)...

Im Spukhaus

Schließlich ging ich nach einigem Suchen und Nachdenken ohne Ergebnis wieder hinunter zu ihr und meinte, wir sollten das Haus mal ein wenig putzen und saubermachen und lüften, auch die gute Stube. Sie stimmte schließlich zu und so kam ich in das Wohnzimmer. Als die Tür aufgeschlossen wurde, schlug mir ein bestialischer Gestank nach faulem Fleisch entgegen: über dem Kamin hingen drei tote schreckliche Köpfe, ihre sogenannten Geister, mit denen sie redete, wie mit Lebenden. Ich schaffte es, dort auszukehren und zu lüften und versuchte aus den Geschichten der Alten schlau zu werden, die sie mir auf Nachfragen über die drei Köpfe erzählte. Ich konnte nicht herausbringen, um wen es sich mal gehandelt hatte, aber soviel schien sicher: die Alte hatte die drei eigenhändig umgebracht und die Köpfe dort aufgehängt. Kein Wunder, darüber wäre ich spätestens auch verrückt geworden...

Mutter Heedjes braute auch Zaubertränke, die Geheimnisse hätte sie von den Geistern und wirklich, es war eine beunruhigende Präsenz in diesem Raum zu spüren, sodaß ich heilfroh war, als ich wieder hinauskam. Die Alte erzählte noch von Gestaltwandel und einem entsprechenden Zaubertrank dafür (die Perlmuttschlangen sollten die Gestalt wandeln können - Werschlangen, die auch Menschen sein konnten? Vielleicht wie der Junge mit der bläulichen Haut, der mir auf dem Markt aufgefallen war?) Das Gefasel von Mutter Heedjes wies auch auf eine Geschichte von Perlmuttschlangen im See, die einen Zugang zum Turm über das Wasser bewachten, hin.

Endlich verliess ich das Spukhaus unter einem Vorwand wieder mit einer gehörigen Gänsehaut auf dem Rücken und nahm mir vor, Bayantu wegen der Zutaten für einen Zaubertrank zum Gestaltwandel zu fragen. Wie ich ebenfalls erfahren hatte, hat der Zauberer im See nämlich auch eine blaue Haut wie Wasser und Lapislazuli. Langsam bekommt die Geschichte vom Gestaltwandel konkrete Dimensionen, oder was meint ihr?

Vielleicht konnte man sich ebenfalls als Schlange in die Festung schleichen?

rauf


#6. Immer noch in (der) Traufe...

gespielt im Juli 2003

Ort:

Dorf Traufe, in der Domäne Blauwasser

Ein nächtlicher Überfall

Ich hatte Bayantu nach dem Zaubertrank für Unsichtbarkeit und Gestaltwandel gefragt und er meinte, daß sei sehr mächtige Magie und er wäre doch erst ein kleiner Lehrling gewesen... also Sackgasse an dieser Überlegung, in den Turm reinzukommen. Und den Hexenkünsten von Mutter Heedjes wollte ich mich nicht mal als ihre Tochter anvertrauen, selbst, wenn sie wirklich in der Lage sein sollte, so einen Trank zu brauen. Ich entschloss mich, für den Abend unbedingt einen Überflug über den Turm zu machen, um zu schauen, ob man von oben eindringen könnte. Aber Bayantu schlug stattdessen etwas anderes vor: er könnte einen Wassergeist aus dem See befragen und dafür müsste er eine passende Stelle am See finden, die einigermaßen vor Blicken geschützt wäre. Wir machten uns also in den Abendstunden auf. Fleckenfell begleitete uns beide. Jalna blieb im Wirtshaus zurück und entspann eine Unterhaltung mit Maya. Zuerst nahmen wir das Nordufer des Sees in Augenschein, an dem auch Traufe lag. Hier ging es recht seicht ins Wasser, was eigentlich perfekt war, da Bayantu nicht schwimmen konnte, aber leider völlig ohne Deckung. Und da das Ritual möglicherweise dafür sorgen würde, daß Bayantus Aura zu glühen begann, war eine Sichtdeckung unerlässlich. Also durchquerten wir im Osten des Sees hinter Traufe, gegenüber vom Wasserfall und Turm den Fluß an der Furt (nicht mit der Fähre) und untersuchten auch noch das Südufer. Hier war deutlich mehr Bewuchs, aber dafür ging es leider auch ziemlich steil in den See. Doch mit etwas Geduld fanden wir schließlich eine Stelle zwischen Turm und Tempel (der übrigens auf einer kleinen Insel im See nahe des Ufers liegt und über eine Brücke erreicht werden kann). Fleckenfell mit seinen Nachtaugen konnte nur noch das Mondlicht über dem See erspähen, vom erleuchteten Turmfenster oder Tempel dagegen nichts. Perfekt.

Während wir dann auf dem Rückweg waren und gerade den Tempel passiert hatten, erreichte uns Jalna über die Verständigungsstöckchen, die Bayantu für Worte über Entfernungen gebaut hatte. Er steckte in Schwierigkeiten und wurde im Wirtshaus angegriffen. Ich schickte sofort Fleckenfell voran zur Unterstützung, der schneller laufen konnte, und teilte mit ihm die Sicht, während Bayantu mich an den Händen weiterführte Richtung Traufe. So konnte ich, nachdem Fleckenfell den Ort erreicht hatte und auf ein nahes Dach gesprungen war, erkennen, daß aus just diesem Gebäude (ein kleines Zeughaus) plötzlich mindestens 20 Wachen hervorquollen, die unmöglich dort drin ihr festes Quartier haben konnten. Das war interessant und deutete auf einen geheimen Zugang zwischen dem Zeughaus und dem Turm im See. Es war die Verstärkung für den Tumult am Wirtshaus, in dem sich Jalna befand. Jetzt begannen auch wir zu rennen und ich trennte meine Sinne wieder von Fleckenfell.

Nach einer kurzen Warnung via Stöckchen über die anrückende Verstärkung der Wachen gelang es Jalna aber, sich in Büsche und Schatten nach einem Hechtsprung aus dem Fenster seines Zimmers abzusetzen. Wir vereinbarten eine Flucht Richtung Köhler, wo wir uns bei unseren Pferden trafen. Wie gut, daß wir das wenigste Gepäck wirklich im Wirtshaus gelassen hatten, dieses war nun verloren.
Jalna erzählte, was vorgefallen war: es war ihm etwas mühselig gelungen, dem Mädchen des Wirts zu entlocken, daß der Geck mit ihr vor seinem Verschwinden eine Verabredung getroffen hatte und daß sie sich wahnsinnig fürchtete seither. Sie war fest überzeugt, daß der Zauberer, dessen Namen man besser nicht erwähnen sollte, hier jedes Wort im Gasthaus gehört hätte und deshalb ihre Fluchtpläne mit dem Gecken vereitelt hatte. Er sei genau in der Nacht unter ihrem Fenster von den Wachen verhaftet worden samt seinem Leibwächter (der dagegen gewesen war, daß sein Herr ihr half), in der sie mit ihm hatte fliehen wollen. Dies geschah in der zweiten Nacht, in der er sich in Traufe aufgehalten hatte. Maya fürchtete, aufgrund ihres Aussehens auch bald zu den Opfern des Zauberers zu gehören und wollte deshalb fort. Nun wagte sie keinen erneuten Versuch mehr.
Wir mussten also die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß es zum üblichen Vorgehen des Zauberers gehören konnte, jeden, der sich als Neuling in Traufe länger als eine Nacht aufhielt, auf diese Weise einzukassieren, um ein Wort mit ihm zu wechseln, weil damit klar war, daß es sich nicht um einen Durchreisenden handeln konnte. Die andere Variante war Verrat durch den Wirt oder die Tochter (welche eigentlich laut Jalna nicht diesen Eindruck erweckte, da sie sogar kurz, bevor er Besuch auf dem Zimmer bekam, noch angeklopft hatte mit einer Frage, um ihn rechtzeitig zu wecken).

Wir sattelten die Pferde unverzüglich, während der Köhler seinen saftigen Rausch ausschlief und von aller Unruhe nichts mitbekam. Da die Wachen jetzt auch das nördliche Seeufer abzusuchen begannen, überquerten wir erneut die Furt, während der Morgen langsam graute. Fleckenfell beschwerte sich über die Menge an Wasser, mit der er sein Fell nun schon zum dritten Mal an diesem Tag durchweicht wurde... Luchse sind halt wasserscheu. Immerhin sicherte er vorher den Karrenweg, so daß wir, ohne von den Wachen entdeckt zu werden, die bestimmt schon die Fähre kontrollierten, hinüber kamen. Jalna konnte ebenfalls nicht schwimmen und klammerte sich ziemlich mitgenommen an sein Pferd, das aber sicher hinüber kam. Dann versteckten wir uns im Wald am nördlichen Seeufer und schliefen erstmal lange aus, während Fleckenfell die Umgebung sicherte und auf Jagd ging.

Neue Informationen und Pläne

Wie es aussah, hatte irgend jemand Jalna verraten, oder es gehörte wirklich zum Standardvorgehen des Zauberers, Neuankömmlinge auf seinem Land dieser höchst unangenehmen Art des Willkommens zu unterwerfen. Wenn er wirklich alles gehört hatte, was wir im Wirtshaus beraten hatten über unsere Pläne, in den Turm zu kommen, so säßen wir wirklich in der Traufe - aber dann wäre er wahrscheinlich höchstselbst gekommen und hätte nicht nur 20 Wachen geschickt, denn dann wüßte er mittlerweile auch, das wir Anathema sind. Und auch, wenn wir uns heutzutage nicht mal in der Lage fühlten, mit 20 Wachen fertig zu werden, so war uns doch bewußt, wie sehr und wie zu Recht uns die Drachenblütigen, der Vergangenheit wegen, eigentlich fürchten mußten. Von irgend welchen Heldentaten waren wir jedoch weit entfernt. Zurück zum Anfang, hieß es jetzt wohl. Oder doch nicht? Wir überlegten, auf jeden Fall erstmal einen Wassergeist zu befragen nach dem Stand der Dinge im und am See. Vielleicht würde uns das weiterhelfen. Bayantu voran kehrten wir also an die Stelle am Südufer zurück, über der so schön die Weidenbäume hingen, daß sie ausreichend Deckung bot. Bayantu hatte für die Beschwörung des Wassergeistes ein Opfer gebastelt, ein geschnitztes Holzboot, das er dem Geist im Laufe des Rituals für seine Dienste anbieten wollte.

Beschwörung eines Wassergeists

Der Schamane stellte sich also ans Ufer, mit den Beinen bis zu den Knien im Wasser, hob die Arme mit dem Boot und begann sein Rufen. Irgendwann dann geriet das Wasser vor ihm in Bewegung und er verstärkte seine Ansprache, während er bereits langsam zu glühen begann. Wenn jetzt am hellichten Tag jemand zufällig genau in diese Richtung sah, würde er das Aufblitzen unter den Bäumen nicht mehr für Sonnenlichtreflexe halten. Ich hatte mich bereits mit schußbereitem Bogen auf einen Baum zurückgezogen, um die Umgebung zu sichern und Jalna tat das gleiche auf der anderen Seite. Die dritte bewachte Fleckenfell. Dann tauchte der Wassergeist schließlich aus den Fluten: eine riesige Perlmuttschlange hob den Kopf vor Bayantu und er begann sein vorsichtiges bittendes Gespräch. Wir mussten uns ja einerseits Informationen verschaffen, andererseits aber auch so gut wie möglich sicherstellen, daß der Wassergeist nicht unter des Zauberers Herrschaft stand und ihm gleich alles weiterposaunte, was wir gefragt hatten. Bayantu schien aber zu einer Einigung zu gelangen. Der Wassergeist nahm das Boot als Spielzeug an und zeigte sich auch sonst verspielt, zwischendurch wurde er einmal riesig groß und blau, dann wieder winzig klein, um schließlich wieder zu seiner anfänglichen Erscheinung zurückzukehren. Dann liess ihn Bayantu wieder davon ziehen und berichtete uns.

Bayantu brachte die Frage nach dem Zauberer wohl einigermaßen geschickt auf, jedenfalls antwortete der Wassergeist freimütig, dieser Leedal würde zur "Familie" gehören und sie im Moment alle drei Tage (es war die Zeit des Wassers, aber die war morgen zuende), sonst alle neun Tage besuchen und mit ihnen sprechen. In genau den gleichen Abständen würde der Zauberer den Tempel im See besuchen und morgen würde es wieder soweit sein. Ja, die Schlangen bewachten einen unterirdischen Turmzugang; alles, was im Wasser war, blieb ihnen nicht verborgen und sie waren als Wächter am Orte. Der Zauberer erreichte den Tempel mit seinem Gefolge über das Wasser und zwar nicht per Boot, sondern er ging zu Fuß übers Wasser. Entgegen seiner Hauszugehörigkeit zum Element Luft war er ein Wasserelementarist. Entsprechend vorsichtig formulierte Bayantu seine weiteren Fragen und Bitten. Er bat den Wassergeist schon, dem Zauberer nichts von diesem Gespräch zu erzählen, aber ob sich der auch daran halten würde... Auch Besucher des Turms brachten die Wasserschlangen und Wassergeister des Sees nur auf persönliche Ankündigung und Einladung des Zauberers zum Turm, sonst liessen sie nicht mal ein Boot passieren.[Anm. d. SL: Doch - Boote interessieren sie nicht.]
Bayantu fragte dann auch, in welchen Größen seine Art eigentlich so im See vorkäme und das war der Moment, in dem der Wassergeist wie von mir beobachtet seine Form geändert hatte. Mit den großen blauen Erscheinungsformen wollte sich nun wirklich keiner von uns anlegen (3 Mannslängen und einen Durchmesser wie ein Pferd hoch...) [Anm. d. SL: Naja... nicht ganz...]. Das stoppte unsere Pläne für eine Wasserdurchquerung recht effektiv. Auf dem Wege war nicht in den Turm zu kommen. Bayantu fragte noch, ob es sich bei den Perlen, wie von manchen Leuten erzählt, um die Eier der Perlmuttschlangen handle, doch der Wassergeist verneinte dies. Die Perlen schienen ihm ziemlich egal.

Neuer Schlachtplan

Nach diesen Informationen begannen wir neue Überlegungen anzustellen. Wir machten einen neuen Plan (langsam wurde es albern...): nächste Nacht, wenn der Zauberer zum Tempel gegangen war, würden Jalna und Bayantu in Traufe am Wirtshaus Feuer legen und versuchen, damit erstens ein Ablenkungsmanöver zu starten und zweitens die Wachen aus dem Turm anzulocken und von dort abzuziehen. Gleichzeitig sollte ich von oben nach einem Anflug mit dem Gleiter, wenn möglich, in den Turm eindringen, ihn durchsuchen und den besagten Stab an mich bringen. Das Bodenteam wollte sich dann durch den unterirdischen Gang zum Turm durchkämpfen und gegebenenfalls zu mir stoßen für die Rückendeckung.
Der Plan ging davon aus, daß es ihnen gelingen würde, durch die nun verstärkte Bewachung des Dorfes zu schleichen.
Puuh, das klang nicht einfach. Außerdem wollten sie den Zauberer, der im Tempel gewiß aufmerksam werden würde auf das Chaos im Ort, ebenfalls ablenken, damit mir mehr Zeit blieb.
Es hätte ja ursprünglich noch eine ganz andere Möglichkeit gegeben, für die unser erster Plan gedacht war: als Händler beim Zauberer vorsprechen in der geplanten Handelsangelegenheit. Dazu wären wir vielleicht auch auf Besuch in den Turm gekommen und hätten uns vorab ein wenig umsehen können, bevor wir so aufs Ganze gingen. Aber die Chance war wohl nach dem letzten Zusammenstoß zwischen den Wachen und Jalna im Wirtshaus vertan. So wie Jalna entkommen war, konnte seine Tarnung als Buchhalter wohl nicht bestehen bleiben...
Seufz.

Und ich sollte jetzt die Kastanien aus dem Feuer holen? Wenigstens steht zu hoffen, daß dieser Zauberer ein Problem mit Feuer hat, sodaß, sollte ich ausreichend Platz für Brand-Pfeile haben, ich ihm damit zur Not zur Abwehr oder bei einem Rückzugsgefecht einheizen könnte. Hoffen wir mal das Beste. Aber langsam muss auch mal was passieren, wir können ja nicht ewig um den Turm herumschleichen wie die Katze um den heißen Brei...
Auf jeden Fall könnte ich Fleckenfell auf dem Gleiter mitnehmen, als zusätzlichen schleichenden Kampfgefährten, der den Turm ausspionieren kann und mir helfen kann, den gesuchten Stab schneller zu entdecken... Was ich mache, wenn das Ding in einer magisch geschützten Schatzkammer ist, weiß ich auch noch nicht. Ich vermute ja, daß diese Kammer im bestgeschütztesten Teil des Turms, also auf den untersten Kellerebenen unter der Wasseroberfläche zu finden sein werden, was heißt, daß ich mich darauf vorbereiten muss, mir den Weg durch den gesamten Turm zu kämpfen, vor allem auch, wenn ich wieder abhauen will... (dazu muss ich dann wieder aufs Dach, oder ich springe mit dem Gleiter den Wasserfall hinunter - falls ich Zeit habe, ihn auf Bodenniveau neu zusammenzubauen - sonst wohl ohne... oder ich kann vielleicht eine Vorrichtung bauen, mit der ich mich schnell wieder außen am Turm hoch aufs Dach hangeln kann und lass den Gleiter dort oben zusammengebaut warten...). Mal sehen - irgendwie gefällt mir das alles nicht. Auf jeden Fall will ich vorher noch genau wissen, ob man hinter dem Wasserfall an den Felsen hochklettern kann - wenn ja, ist auch das ein möglicher Fluchtweg abwärts für mich. Aber was mache ich dann mit meinem Luchs? Vielleicht sollte er doch Bayantu und Jalna helfen beim Chaos stiften? Das würde mir auch gleichzeitig ermöglichen, mitzubekommen, was bei ihnen abgeht - obwohl man das auch durch Bayantus Stöckchen kompensieren könnte.
Revolution gegen den Zauberer anzetteln? Wäre vielleicht auch noch eine Option - oder seine Handelsgeschäfte abschneiden. Lenkt vom Ziel ab und macht ihn wütend, wäre eine langfristigere Strategie - hmmm.
Also, ihr lest schon - ein vertracktes Problem. Aber haben wir noch Alternativen? Vorschläge willkommen.

rauf


#7. In der Höhle des Drachen

gespielt am 25. Aug 2003

Ort:

Blauwasser Manse

Zeit:

Jahreszeitenwechsel: Water Descending zu Wood Ascending. Neumond.

Die Falle im Wirtshaus

In derselben Nacht noch entschied sich Jalna, noch einmal ins Dorf zu schleichen zum Wirtshaus, um unsere dort zurückgelassene Ausrüstung zu holen und vielleicht auch, um ein "Gespräch" mit dem Wirt zu halten. Er gelangte sicher durch die Befestigung ins Dorf, hielt sich im Schatten der Hintergassen, bis er das Wirtshaus erreichte. In der Gaststube brannte Licht. Jalna schlich sich durch die Küche und Speisekammer an, nur um zu entdecken, daß der Wirt zwar gut sichtbar bei Kerzenschein am Tisch vor sich hin trank, aber noch mehr Leute im Gebäude waren und auf der Lauer lagen.
Trotzdem wagte er einen Versuch, warf mit dem Dolch die Lichtquelle aus und schnappte sich den Wirt mit einer Garotte um dessen Kehle. Dann zog er sich Richtung Treppe zu den Schlafquartieren im oberen Stockwerk zurück. Der Wirt wurde am Fuß der Treppe von einem Armbrustbolzen getroffen und sackte in Jalnas Armen zusammen. Mit der sterbenden Last am Hals holte sich Jalna trotzdem seine Wurfmesser zurück (keine Beweise hinterlassen!) und verließ dann alleine zurück durch die Küche wieder den Ort.
Doch er zog sich nicht vollständig zurück, sondern wartete in aller Ruhe in einem Versteck den Tumult der Wachen und die Suche nach ihm ab, nur um dann ein Gespräch zwischen einer der Wachen aus dem Wirtshaus und ihrem Hauptmann zu belauschen. Daraus ging hervor, daß sie uns immer noch für Schmuggler hielten, und der Hauptmann jetzt vor der prekären Situation stand, daß der Wirt als Lockvogel beim Zuschnappen der Falle draufgegangen war, und man uns bzw. Jalna nicht erwischt hatte. Natürlich mussten wir deswegen mit Dämonen im Bunde sein. Armes Mensch, wenn er dem Zauberer mit dieser Nachricht unter die Augen treten musste...
Als alles wieder ruhig war, drang Jalna erneut ins Wirtshaus bis in unser ehemaliges Zimmer vor und fand auch dort eine Falle: angesägte Dielenbretter und eine Netzfalle, aber keine Ausrüstung. Er legte einen Zettel mit dem Gruß "Petri Heil" ins Netz und machte sich wieder von dannen.

Einbruchsvorbereitungen

Bayantu und ich waren währenddessen allerdings auch nicht faul, sondern erkundeten mögliche Wege in die Turmfestung des Zauberers. Bayantu kletterte hinter dem Wasserfall hoch, während ich mit dem Gleiter einen Einstieg von oben suchte. Schließlich gelang es mir auch auf dem Dach des Turms zu landen, ohne einen Alarm auszulösen. Bayantu hatte ebenfalls einen Weg hinauf geschafft und war zu der Grotte gelangt, die einen der Zugänge zum Turm vom Wasser aus umschloss. Wir verständigten uns über die praktischen Holzstöckchen miteinander und stimmten so unsere Erkundungsaktionen aufeinander ab.
Zuerst sah ich mich oben auf dem Turm um. Es gab eine Balustrade, an der entlang verschiedene abgedeckte Gerätschaften standen. Ich entdeckte ein großes Fernrohr, daß auf eine Sternenkonstellation ausgerichtet war und schon länger nicht mehr benutzt schien - zumindest nicht, um das Dorf zu beobachten. Außerdem entdeckte ich eine bronzebeschlagene Falltür in gut geöltem Zustand. Aber sie war zu schwer, um sie einfach alleine anzuheben. Daher liess ich es bleiben, einen Blick auf den Raum darunter zu werfen.
Der Turm hatte insgesamt 5 Stockwerke oberhalb des Wassers. Das unterste Stockwerk auf Bodenniveau hatte nur kleine, vergitterte, runde Bullaugenfenster, dann kamen etwas größere, vergitterte, kleine, quadratische Fenster, dann Schießschartenfenster, dann kleine rechteckige unvergitterte "normale" Fenster und schließlich im obersten Stock die größten Fenster. Ich ließ mich an meinem mitgebrachten Seil herunter und begann, von Bayantu geleitet, die Räumlichkeiten durch die Fenster auszuspähen. Erleuchtet war es im 4. Stockwerk, hier entdeckte ich sozusagen einen Vergnügungssaal. Eine Menge von 5-7 Personen im Alter von 15-20 Jahren hielt sich in diesem völlig überladenen, orientalisch anmutenden Boudoir auf, alle unglaublich schön und exotisch anzusehen. Einer von ihnen spielte auf einem Instrument. Es gab Laternen, protzige Tücherdekorationen, Kissen, Matten, kleine niedrige Tische mit Wasserpfeifen darauf, einen Springbrunnen, spanische Wände, Liegen, Sofas - alles unglaublich überladen und farbenprächtig in grün, blau und gold. Wir tauften es "die Lasterhöhle", obwohl Opiumhöhle auch zutreffend gewesen wäre.
In den anderen Stockwerken konnte ich nicht viel erkennen, im 3. Stockwerk schien es einen umlaufenden Gang mit einem Innenraum zu geben und im obersten Stockwerk vermutete ich das Studier- und Arbeitszimmer unseres Zauberers. Schließlich kletterte ich wieder hinauf, verstaute das Seil und glitt über den Wasserfall mit meinem Drachengleiter davon. Bayantu sah sich in der Grotte noch ein wenig die Strömung an: wer hier mit dem Boot anzulanden versuchte, brauchte sehr gute Ortskenntnisse, oder er würde ohne Gnade den Wasserfall hinunter mitgerissen werden. In der Grotte selbst hatte das Wasser glücklicherweise nur eine Höhe, in der man noch stehen konnte, also wäre ein Eindringen über diesen Weg durchaus möglich. Bayantu zog sich dann ebenfalls zurück. Keiner von uns war entdeckt worden oder hatte einen Alarm ausgelöst. Der Zauberer schien sich sicher zu fühlen.

Am anderen Tag schliefen wir lange in unserem Lager im Wald aus, während Fleckenfell aufpasste. Das Frühstück war dekadent: Jalna hatte auf seinem Rückzug die Speisekammer des Wirtshauses geplündert und so labten wir uns an Räucherschinken, Käse und einem Fäßchen Rotwein. Solchermaßen gestärkt ließ sich die Lagebesprechung für heute Nacht, in der unser Einbruch nun steigen sollte, gut durchführen.
Als Jalna hörte, daß wir den Einstieg für ihn über die Wasserfallkletterpartie planten, wurde er ein wenig weiß um die Nase und schluckte vernehmlich. Bayantu beruhigte ihn, er hätte schon ein Seil zur Hilfe gespannt bei seinem gestrigen Ausflug.
So weit so gut. Wir gingen es also an. Es war das Fest des Jahreszeitenwechsels, Wasser wurde von Holz abgelöst, und der Himmel war mondlos. Aber leider wurde zur Prozession des Zauberers über den See zum Tempel ein wahres Lichterfest gefeiert, sodaß nicht nur oben auf den Turmzinnen Feuerschalen standen und den Himmel erleuchteten (soviel zum Plan, dort mit dem Gleiter anzufliegen und zu landen...), sondern auch Tempel und Dorf hüllten sich in schwankenden Fackelschein. Auf dem ganzen See wurden kleine schwimmende Boote mit Kerzen drin zu Wasser gelassen, die sehr romantisch aussahen, unsere Pläne allerdings durchaus beeinträchtigten: so war auch der Plan, ein Boot über den See zu nehmen, hinfällig.

Die Prozession, und der Einbruch in die Turmfeste

Schließlich erschien der Zauberer mit Gongschlag und Gefolge und glitt in beachtlicher Geschwindigkeit über das Wasser zum Tempel auf einer Straße perlmuttschimmernden Lichts (das wohl die ihn tragenden Perlmuttschlangen im See verursachten). Sein Gefolge bestand aus sieben Wachen, einer vorausgleitenden jungen Frau mit einer leuchtenden Silberschale, zwölf weiteren Begleitern und einem Bannerträger. Nachdem die Grotte wieder verlassen war und das Licht dort erloschen, wagten wir uns (mit Bayantus Kriegsbemalung) nach einem nicht ganz einfachen Aufstieg über den Kletterweg hinter dem Wasserfall in die Grotte vor. Wir entdeckten einen umlaufenden Sims, einen bronzenen Ring, der zum Vertauen der Boote diente, und schließlich auch einen Eingang. Die bronzebeschlagene Holztür ließ sich leicht und ohne Quietschen öffnen. Dahinter kam eine kleine Treppe. Auf dem oberen Absatz gingen zwei Wege ab, die beide mit einem heruntergelassenen Fallgitter gesichert waren. Doch die ließen sich anheben. Bayantu und ich stemmten, während Jalna drunter durchschlüpfte, um dann den Mechanismus zum Heben der Gitter zu betätigen, der sich ein Stück weiter in einem kleinen Innenraum befand. Wir ließen es für Rückzugsmöglichkeiten ein Stück über dem Boden hängen, um notfalls schnell durchrobben zu können. Hier auf diesem Bodenniveau Stockwerk waren Wachenquartiere (5 Räumlichkeiten), die allerdings nicht besetzt waren. Erstaunlich. Außerdem fanden wir einen Schacht unter einer Falltür, in dem ein hohles Krächzen zu hören war. Hier war anscheinend das Verlies. Vielleicht schmorte dort der Geck, der uns die ganze Zeit eine Nasenlänge voraus war und schon seit Whitewall quasi auf unserer Spur saß? [Anm. d. SL: Wer sitzt hier auf wessen Spur?] Bayantu schien geneigt, etwaige Gefangene zu befreien, aber ich verwies auf das erste Ziel dieses Einbruchs und vertagte Rettungsversuche auf später.

Im nächsten Stockwerk befanden sich die Dienerquartiere. Auch hier sah alles verlassen aus und wir kamen ohne Schwierigkeiten die breite Treppe hinauf. Diese übersprang das Stockwerk mit den Schießscharten und führte direkt in die Lasterhöhle mit ihren obszönen Statuen und Bildern, die mir das Blut in die Wangen trieben. Nach Heben der Falltür erspähte ich durch die spanische Wand, die den Eingang umgab, die Putzfrau bei der Arbeit und winkte Jalna vor. Der schlug sie kurzerhand von hinten nieder und verschnürte und knebelte sie fachgerecht. Wir verstauten sie hinter einer der spanischen Wände und drangen weiter vor. Wir fanden einen weiteren Treppenaufgang ins 5. Stockwerk, der durch ein Bronzegitter mit Schlangendarstellungen gesichert war. Konnte es sein, daß der Zauberer kein Eisen vertrug? Oder stand man hier so auf Bronze, weil sie im Gegensatz zu Eisen nicht verrostete in diesem feuchten Wohnsitz? Bei genauem Hinsehen entdeckte Bayantu, daß dieses Türgitter lebte und einen Schlangengeist enthielt. Er sprach ihn höflich an und überzeugte ihn relativ schnell, uns durchzulassen. So kamen wir ins Wohnzimmer des Zauberers. Hier sah es ein wenig unaufgeräumt aus. Regale mit Büchern und Schriftrollen, ein Schreibtisch, ein Sessel - und alles bequem und dekadent. Es gab sogar einen Speisenaufzug. Und eine Schmuckschatulle, an der wir uns bedienten. Wir durchstöberten alles, um es wie einen Raubüberfall aussehen zu lassen und fragten uns allerdings langsam, wo die Bediensteten und die Küche waren. Es mußte hier noch mehr von der Anlage geben.
Beim Durchstöbern des Zimmers fiel uns auf, daß es sich bei den okkulten Büchern überwiegend um Schund und nichts wichtiges handelte und hinter einigen Schriftrollen im Regal fanden wir eine Geheimtür. Bayantu entdeckte sie nur, weil sie durch ein Stück festgeklemmten Stoffs leicht offenstand. Dahinter führte ein Gang zwischen den Mauern über alle Stockwerke wieder abwärts. Von hier aus kam man auch ins dritte Stockwerk. Alles war immer noch verlassen. Hier waren die Quartiere der Wachen, und der Innenraum enthielt die Rüstungskammer. Wir deckten uns ein, es gab sogar verschiedene Pfeiltypen für meinen Bogen und einen Speer und eine Rüstung für Bayantu. Leider fanden wir unsere Sachen hier nicht wieder. Der Gang führte sodann weiter, hatte noch einen Ausgang auf die Dieneretage (2. Stock) und übersprang das Erdgeschoss, um zur Küche zu führen, die man hier durch die Speisekammer betreten konnte. Und in der Küche herrschte Hochbetrieb. Hier war das vermißte Personal. Wir schlichen vorsichtig weiter, denn der Gang führte noch weiter abwärts.

Die Wasserschleuse

Wir kamen schließlich in einen Raum, der durch eine schwere Tür zugängig war. Im Raum selbst gab es an einer Wand ein Handrad, im Boden eine Art Abflußgitter und gegenüber eine schwere Bronzetür. Moos an den Wänden und die feuchte Luft und unser Orientierungssinn sagten uns, daß es sich hier um einen Unterwasserausgang in den See handeln konnte. Wir wollten diesen Ort schon wieder verlassen und weiter woanders nach einer verborgenen Schatzkammer oder Arbeitsraum suchen, als uns Jalna an etwas Wichtiges erinnerte: wo würde ein Zauberer wie Leedal denn wohl mit seinen Fähigkeiten und Affinitäten zum Element Wasser (Wasserschlangenform!) eine Schatzkammer verstecken? Na?? In einem Raum, den man nur durchs Wasser erreichen könnte natürlich! Und richtig: Das Handrad entpuppte sich als Stellrad für den Wasserzufluß und Ablauf. Wir testeten erst vorsichtig, ob man das Wasser damit auch wieder ablaufen lassen könnte, indem ich draußen vor der Tür blieb und Jalna und Bayantu in der Schleuse. Der Mechanismus war nämlich so, daß man die gegenüberliegende schwere Bronzetür erst öffnen konnte, wenn der Raum voller Wasser stand. Auch hier entdeckte Bayantu beim Versuch, das Rad in die Gegenrichtung zu drehen um das knöchelhoch versuchsweise eingelassene Wasser wieder zum Ablaufen zu bringen, daß es einen Widerstand gab, der sich als Spirit entpuppte [Anm. d. SL: eher als Zauber...].
Man konnte das Rad also tatsächlich nur wieder zurückbewegen, wenn man magisch begabt war und seine Zauberfähigkeit kurz einsetzte. Jeder gewöhnliche Dieb hätte also nie das Wasser wieder ablaufen lassen können und wäre hier gefangen gewesen, weil sich auch die Zugangstür zu diesem Raum, vor dem ich stehen geblieben war, auf dem Rückweg erst öffnen liess, wenn das Wasser abgelaufen war. Ganz schön raffiniert, aber die erste Sicherung, der wir überhaupt begegneten. Das bewies uns, das wir auf dem richtigen Weg waren.

Wir verabredeten, wenn wir den Stab hinter dieser Tür tatsächlich finden würden, nur diesen zu entwenden, damit es vielleicht nicht gleich auffiel, daß hier unten überhaupt jemand gewesen war und was geklaut hatte. Denn sonst könnte der Zauberer über den Verlust des Stabes gleich schließen, wer der vermutliche Dieb war und unsere Spur zur Hexe vom Tigerberg zurückverfolgen. Schließlich hatte sie bereits versucht, den Stab von ihm zurückzuerhalten, und somit war bekannt, wer ein Interesse an dem Ding haben konnte. In diese Richtung würde er dann also auf jeden Fall zuerst suchen. Es war schon schlimm genug, daß er dann auch wissen würde, daß wir magisch begabte Diebe waren, sonst hätten wir ja gar nicht erst sein Allerheiligstes betreten können. Vielleicht schloß er dann sogar auf uns als Anathema/Exalted und wer weiß, was er an Verwandtschaftsbeziehungen und sonstigen Hebeln in Bewegung setzen konnte, um uns nach dem Diebstahl zu erwischen, bevor wir den Tigerberg erreichten...
Hinter der dann geöffneten Bronzetür stießen wir auf eine T-Gabelung. Der eine Gang führte schon nach kurzer Zeit zu einem Gitter, welches der Unterwasser-Ausgang in den See war. Der andere Gang führte zu einer Aufwärtstreppe. Wir tauchten auf, und besonders Jalna holte so tief Luft, daß ich schon dachte, für uns würde in diesem Raum keine mehr übrigbleiben. Er schien sehr erleichtert, aus dem Wasser zu kommen. Wir standen im eigentlichen privaten Arbeitsraum des Zauberers. Endlich.

rauf


#8. Unter Schlangen

gespielt am 8. Sep 2003

Ort:

Blauwasser Manse

Zeit:

Jahreszeitenwechsel: Water Descending zu Wood Ascending. Neumond.

In der Höhle der Schlange

Da waren wir also nun in diesem Unterwassergewölbelabor aufgetaucht. Uns hatte schon das Gefühl beschlichen, daß alles viel zu leicht ging. Und so war es auch. Der Raum vor uns war groß, gestützt von Säulen in vage geometrischen Mustern. Die Treppe, die wir gerade hochkamen, war in einer Raumecke und der gesamte Raum war terassenförmig aufgebaut. An den Wänden fanden sich Tische und Regale, Kommoden und Schränke mit Alchemistischen Zutaten, Schriftrollen, Büchern und Laborgeräten. Es gab eine Sitzgruppe um einen Tisch, an der ein nicht mehr ganz junger Mann mit bläulich schimmernder Haut, dunkel aquamarinfarbenen Haaren und goldenen Augen stand und sich just als Leedal Evin vorstellte.
"SCH...eibenkleister" in Großbuchstaben. Er begrüßte uns und lud uns an den Tisch ein. Jalna setzte sich, Bayantu und ich blieben dagegen wachsam, die Waffen im Anschlag, vor dem Tisch stehen. Leedal und Jalna begannen ein höfliches Gespräch über den Grund unseres Eindringens. Die Szene war irgendwie surreal. Ich wußte einfach nicht, was ich jetzt machen sollte. Während ich noch unschlüssig herumstand und langsam schon zu glauben begann, daß man vielleicht doch eine Lösung mittels Verhandlungsstrategie finden könnte, weil der Zauberer wirklich offen und geradezu nett erschien, brüllte Bayantu plötzlich los und stürzte nach vorne. Das riß uns aus der Unschlüssigkeit. Ich schoß auf den Zauberer, doch der Pfeil ging glatt durch die Gesalt hindurch. Eine Illusion! Und damit war klar, daß wir hier in eine Falle gelaufen waren. Jetzt entdeckten wir auch die anwesenden sechs Wachen, und am gegenüberliegenden Ende des Raums verdrückte sich gerade die eigentliche Gestalt des Zauberers hinter einer Drachenstatue und wurde von einer Wache dabei gedeckt. Offenbar hatte er einen Doppelgänger in den Tempel zur Zeremonie geschickt und uns dann freundlich erwartet. Jetzt wünschte ich mir Fleckenfell hier unten als Kampfgefährten! Aber durch die Wasserschleuse hätte ich ihn vermutlich eh nicht gebracht.

Bayantu geriet mit seinem Speer ins Handgemenge mit zwei Wachen, die sich ihm in den Weg stellten. Jalna war ebenfalls aufgesprungen, durchschaute nun die Illusion und warf die Kerzenbeleuchtung auf dem Tisch um. Es brauchte einen Moment, die Augen an die schummerige Dunkelheit zu gewöhnen, doch dann waren wir in einem kleinen Vorteil, weil nun die schwachen Lichtquellen die Schatten der Wachen vor uns klar erkennen ließen. Ich zielte auf einen der Gegner bei Bayantu, legte alles in diesen Pfeilschuss, was mir an Kraft und Macht zur Verfügung stand, nur um den Pfeil wirkungslos an der Rüstung mit einem leisen "Tok" abprallen zu hören. Frustriert verschwendete ich keinen weiteren Pfeil, sondern begann durch den Raum zu rennen mit einer weiteren Wache auf den Fersen, immer auf der Suche nach dem Stab, den wir eigentlich holen wollten. Dabei riß ich immer wieder Regale, Tische, Stühle und Schränke hinter mir um, um den Verfolger zu behindern und so vielleicht im Chaos den Stab zu finden. Schließlich entdeckte ich ihn auf einer niedrigen Kommode in einem blauleuchtenden Energiefeld. Schnell sah ich mich nach etwas um, womit ich dieses Feld erstmal auf seine Eigenschaften testen konnte, bevor ich einfach hineinlangte. In diesem Moment erreichte mich die Wache und ich musste erstmal ausweichen. Im Wegducken sah ich einen edelsteinverzierten Holzknüppel, den ich mir sofort schnappte, um damit auf das Energiefeld einzuschlagen. Der Knüppel ging wie eine Wunderkerze in Flammen auf, was die Wache hinter mir erstmal verblüffte, sodaß er einen Moment innehielt und den nächsten Angriff verpatzte. Das ließ mir Zeit, den nächsten Gegenstand zu greifen, der mir in die Finger kam, eine große Glaskaraffe mit einer Flüssigkeit. Doch dabei drehte ich ihm für einen Moment den Rücken zu und bekam prompt einen Schwerthieb in die Seite. Autsch! Da ich keine Rüstung trug, ging der Hieb voll hindurch und brach mir zwei Rippen. Fast ließ ich die Vase fallen, brachte dann aber schnell die Kommode wieder zwischen mich und den Gegner, liess dann die Vase auf dem Energiefeld zerschellen. Da ging wieder alles in Flammen auf und die Kommode unter dem Stab begann jetzt auch zu brennen. Die Flammenwand zwischen der Wache und mir verhinderte seinen nächsten Angriff.

Das große Leuchten

Ein schneller Blick zur Seite zeigte Jalna im Kampf mit zwei weiteren Wachen. Bayantu wirkte bereits recht angeschlagen, er stand ebenfalls zwei Gegnern gegenüber, hielt sich aber noch ganz gut und strahlte bereits durch den Einsatz seiner magischen Kräfte durch die ganze Höhle. Auch Jalna begann mit seiner Aura kräftiger zu leuchten. Jalnas Anima sah aus wie ein großes violettsilbernes Wiesel und er ging soeben dazu über, den großen Totemgeist zu markieren und die Wachen einzuschüchtern. Das lenkte wohl genug Aufmerksamkeit von mir ab, sodaß ich mir nun doch den Versuch überlegte, direkt mit der Hand in das Energiefeld zu greifen und den Stab rauszuholen. Schließlich konnte ich mich magisch gegen die Unbill aller Elemente schützen, außer gegen die Kraft der elementaren Pole selbst, was hier nicht gegeben sein sollte.
Doch beim ersten Versuch durch die Flammenwand zu greifen, ließ mich die Hitze zurückzucken. Ich nahm noch einmal all meinen Mut zusammen und langte dennoch hinein. Ich sah wie meine Hand, mein ganzer Unterarm, schwarz verkohlten und verbrannten - es sah fürchterlich aus und beinahe hätte ich den Versuch wieder aufgegeben, doch als ich die Augen schloss, spürte ich nur ein leises Kribbeln. Noch eine Illusion! Fest griff ich nun um den Stab und zog ihn entschlossen heraus. Da geschah es, daß mich eine mächtige und überaus wütend-empörte Präsenz überflutete. Der Stab und ich begannen sehr hell zu leuchten in goldweiß, meine Anima formte sich zu einem großen Löwenkopf mit Strahlenkranzmähne und mit lauter erfurchtgebietender Stimme, die von den Wänden widerhallte, sprach ich ein: "Flieht, ihr Narren!" - und ließ offen, wen ich damit meinte, weil ich selbst gleich darauf mit den anderen den Rückzug antrat. Jalna hatte es noch geschafft, einen Gegner in einen Alchemietisch zu stossen, der seine Laborinhalte beim Zerbrechen in ungesunden bunten Gaswolken aufsteigen ließ, die so verwirrende Greuelgestalten annahmen, daß die Wache sich damit weiterschlug, statt mit Jalna, und ein anderer war tatsächlich von seiner Wieselgestalt so beeindruckt, daß er sich in einem Schrank vor Angst zitternd verkroch.

Flucht

Wir sahen alle recht mitgenommen aus und hatten uns hier nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Der Zauberer tauchte (den Göttern sei dank) nicht mehr persönlich auf und wir verzichteten gerne auf eine Konfrontation, schließlich war das Ziel unserer Mission erstmal erreicht. Wir tauchten zur Schleuse, nahmen aber den Gang zum See hinaus. Das Gitter bot keinen wirklichen Widerstand - eine Berührung mit dem Stab öffnete alle Türen. Mit letzter Luft tauchten wir unweit der Insel im See auf und wurden sofort von der Strömung erfasst. Keine Zeit, sich Sorgen über die Schlangen im See zu machen - wir schwammen schnell ans Ufer der Insel. Als wir uns an Land zogen (Jalna benötigte etwas Hilfe und Bayantu zog bereits eine bedenkliche Blutspur hinter sich her), erbebte die Insel und wir spürten, wie sie unter einer Feindseligkeit gegen uns erzitterte. Höchste Zeit, sich schnell aus dem Staub zu machen. Ich rief Fleckenfell zu einer Stelle am gegenüberliegenden Seeufer und trennte mich von den anderen. Ich nahm den Stab hoch leuchtend in die Hand und begann in schnellen gleitenden Sprüngen über das Wasser zu laufen, wobei ich die Oberfläche kaum berührte. Aber es war nicht die Angst, die mir hier die Flügel verlieh, sondern eine meiner magischen Fähigkeiten. Bayantu und Jalna sahen zu, daß sie auf dem Kletterweg hinter dem Wasserfall wieder runterkamen. Am anderen Seeufer bei Fleckenfell angekommen, steckte ich den Stab unter den Mantel, um nicht mehr weithin sichtbar wie ein Irrlicht durch den Wald zu laufen und sammelte Ausrüstung und Pferde ein. Mich der Katzenaugen meines Luchses bedienend leitete ich die Pferde so schnell ich konnte durch das unebene Waldgelände Richtung flußabwärts zu den drei großen Eichen, wo wir uns alle wieder trafen.
Wir beschlossen, auf schnellstem Wege westwärts zu reiten und möglichst viele Kilometer zwischen uns und den Zauberer zu bringen, weil wir nur im Tigerberg vor seiner Rache vorerst sicher sein würden. Wir verzichteten auf den Seeweg nach Whitewall, denn mit einem Wasserelemtarmagier auf den Fersen war dieser Fluchtweg nicht ratsam. Leider hatten wir nun den Geck, oder das, was von ihm übrig war, im Verlies zurücklassen müssen, aber keiner von uns bestand darauf, umzukehren und ihn noch rauszuholen. Der Stab oder die Präsenz in ihm hatten sich wieder beruhigt und er hatte das Leuchten wieder eingestellt. Hauptsache, wir hatten ihn endlich! Nun würde die Hexe im Tigerberg die Präsenz darin befreien können.

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