rauf
#7. In der Höhle des Drachen
gespielt am 25. Aug 2003
Ort:
Blauwasser Manse
Zeit:
Jahreszeitenwechsel: Water Descending zu Wood Ascending. Neumond.
Die Falle im Wirtshaus
In derselben Nacht noch entschied sich Jalna, noch einmal ins Dorf zu schleichen zum Wirtshaus, um unsere dort zurückgelassene Ausrüstung zu holen und vielleicht auch, um ein "Gespräch" mit dem Wirt zu halten. Er gelangte sicher durch die Befestigung ins Dorf, hielt sich im Schatten der Hintergassen, bis er das Wirtshaus erreichte. In der Gaststube brannte Licht. Jalna schlich sich durch die Küche und Speisekammer an, nur um zu entdecken, daß der Wirt zwar gut sichtbar bei Kerzenschein am Tisch vor sich hin trank, aber noch mehr Leute im Gebäude waren und auf der Lauer lagen.
Trotzdem wagte er einen Versuch, warf mit dem Dolch die Lichtquelle aus und schnappte sich den Wirt mit einer Garotte um dessen Kehle. Dann zog er sich Richtung Treppe zu den Schlafquartieren im oberen Stockwerk zurück. Der Wirt wurde am Fuß der Treppe von einem Armbrustbolzen getroffen und sackte in Jalnas Armen zusammen. Mit der sterbenden Last am Hals holte sich Jalna trotzdem seine Wurfmesser zurück (keine Beweise hinterlassen!) und verließ dann alleine zurück durch die Küche wieder den Ort.
Doch er zog sich nicht vollständig zurück, sondern wartete in aller Ruhe in einem Versteck den Tumult der Wachen und die Suche nach ihm ab, nur um dann ein Gespräch zwischen einer der Wachen aus dem Wirtshaus und ihrem Hauptmann zu belauschen. Daraus ging hervor, daß sie uns immer noch für Schmuggler hielten, und der Hauptmann jetzt vor der prekären Situation stand, daß der Wirt als Lockvogel beim Zuschnappen der Falle draufgegangen war, und man uns bzw. Jalna nicht erwischt hatte. Natürlich mussten wir deswegen mit Dämonen im Bunde sein. Armes Mensch, wenn er dem Zauberer mit dieser Nachricht unter die Augen treten musste...
Als alles wieder ruhig war, drang Jalna erneut ins Wirtshaus bis in unser ehemaliges Zimmer vor und fand auch dort eine Falle: angesägte Dielenbretter und eine Netzfalle, aber keine Ausrüstung. Er legte einen Zettel mit dem Gruß "Petri Heil" ins Netz und machte sich wieder von dannen.
Einbruchsvorbereitungen
Bayantu und ich waren währenddessen allerdings auch nicht faul, sondern erkundeten mögliche Wege in die Turmfestung des Zauberers. Bayantu kletterte hinter dem Wasserfall hoch, während ich mit dem Gleiter einen Einstieg von oben suchte. Schließlich gelang es mir auch auf dem Dach des Turms zu landen, ohne einen Alarm auszulösen. Bayantu hatte ebenfalls einen Weg hinauf geschafft und war zu der Grotte gelangt, die einen der Zugänge zum Turm vom Wasser aus umschloss. Wir verständigten uns über die praktischen Holzstöckchen miteinander und stimmten so unsere Erkundungsaktionen aufeinander ab.
Zuerst sah ich mich oben auf dem Turm um. Es gab eine Balustrade, an der entlang verschiedene abgedeckte Gerätschaften standen. Ich entdeckte ein großes Fernrohr, daß auf eine Sternenkonstellation ausgerichtet war und schon länger nicht mehr benutzt schien - zumindest nicht, um das Dorf zu beobachten. Außerdem entdeckte ich eine bronzebeschlagene Falltür in gut geöltem Zustand. Aber sie war zu schwer, um sie einfach alleine anzuheben. Daher liess ich es bleiben, einen Blick auf den Raum darunter zu werfen.
Der Turm hatte insgesamt 5 Stockwerke oberhalb des Wassers. Das unterste Stockwerk auf Bodenniveau hatte nur kleine, vergitterte, runde Bullaugenfenster, dann kamen etwas größere, vergitterte, kleine, quadratische Fenster, dann Schießschartenfenster, dann kleine rechteckige unvergitterte "normale" Fenster und schließlich im obersten Stock die größten Fenster. Ich ließ mich an meinem mitgebrachten Seil herunter und begann, von Bayantu geleitet, die Räumlichkeiten durch die Fenster auszuspähen. Erleuchtet war es im 4. Stockwerk, hier entdeckte ich sozusagen einen Vergnügungssaal. Eine Menge von 5-7 Personen im Alter von 15-20 Jahren hielt sich in diesem völlig überladenen, orientalisch anmutenden Boudoir auf, alle unglaublich schön und exotisch anzusehen. Einer von ihnen spielte auf einem Instrument. Es gab Laternen, protzige Tücherdekorationen, Kissen, Matten, kleine niedrige Tische mit Wasserpfeifen darauf, einen Springbrunnen, spanische Wände, Liegen, Sofas - alles unglaublich überladen und farbenprächtig in grün, blau und gold. Wir tauften es "die Lasterhöhle", obwohl Opiumhöhle auch zutreffend gewesen wäre.
In den anderen Stockwerken konnte ich nicht viel erkennen, im 3. Stockwerk schien es einen umlaufenden Gang mit einem Innenraum zu geben und im obersten Stockwerk vermutete ich das Studier- und Arbeitszimmer unseres Zauberers. Schließlich kletterte ich wieder hinauf, verstaute das Seil und glitt über den Wasserfall mit meinem Drachengleiter davon. Bayantu sah sich in der Grotte noch ein wenig die Strömung an: wer hier mit dem Boot anzulanden versuchte, brauchte sehr gute Ortskenntnisse, oder er würde ohne Gnade den Wasserfall hinunter mitgerissen werden. In der Grotte selbst hatte das Wasser glücklicherweise nur eine Höhe, in der man noch stehen konnte, also wäre ein Eindringen über diesen Weg durchaus möglich. Bayantu zog sich dann ebenfalls zurück. Keiner von uns war entdeckt worden oder hatte einen Alarm ausgelöst. Der Zauberer schien sich sicher zu fühlen.
Am anderen Tag schliefen wir lange in unserem Lager im Wald aus, während Fleckenfell aufpasste. Das Frühstück war dekadent: Jalna hatte auf seinem Rückzug die Speisekammer des Wirtshauses geplündert und so labten wir uns an Räucherschinken, Käse und einem Fäßchen Rotwein. Solchermaßen gestärkt ließ sich die Lagebesprechung für heute Nacht, in der unser Einbruch nun steigen sollte, gut durchführen.
Als Jalna hörte, daß wir den Einstieg für ihn über die Wasserfallkletterpartie planten, wurde er ein wenig weiß um die Nase und schluckte vernehmlich. Bayantu beruhigte ihn, er hätte schon ein Seil zur Hilfe gespannt bei seinem gestrigen Ausflug.
So weit so gut. Wir gingen es also an. Es war das Fest des Jahreszeitenwechsels, Wasser wurde von Holz abgelöst, und der Himmel war mondlos. Aber leider wurde zur Prozession des Zauberers über den See zum Tempel ein wahres Lichterfest gefeiert, sodaß nicht nur oben auf den Turmzinnen Feuerschalen standen und den Himmel erleuchteten (soviel zum Plan, dort mit dem Gleiter anzufliegen und zu landen...), sondern auch Tempel und Dorf hüllten sich in schwankenden Fackelschein. Auf dem ganzen See wurden kleine schwimmende Boote mit Kerzen drin zu Wasser gelassen, die sehr romantisch aussahen, unsere Pläne allerdings durchaus beeinträchtigten: so war auch der Plan, ein Boot über den See zu nehmen, hinfällig.
Die Prozession, und der Einbruch in die Turmfeste
Schließlich erschien der Zauberer mit Gongschlag und Gefolge und glitt in beachtlicher Geschwindigkeit über das Wasser zum Tempel auf einer Straße perlmuttschimmernden Lichts (das wohl die ihn tragenden Perlmuttschlangen im See verursachten). Sein Gefolge bestand aus sieben Wachen, einer vorausgleitenden jungen Frau mit einer leuchtenden Silberschale, zwölf weiteren Begleitern und einem Bannerträger. Nachdem die Grotte wieder verlassen war und das Licht dort erloschen, wagten wir uns (mit Bayantus Kriegsbemalung) nach einem nicht ganz einfachen Aufstieg über den Kletterweg hinter dem Wasserfall in die Grotte vor. Wir entdeckten einen umlaufenden Sims, einen bronzenen Ring, der zum Vertauen der Boote diente, und schließlich auch einen Eingang. Die bronzebeschlagene Holztür ließ sich leicht und ohne Quietschen öffnen. Dahinter kam eine kleine Treppe. Auf dem oberen Absatz gingen zwei Wege ab, die beide mit einem heruntergelassenen Fallgitter gesichert waren. Doch die ließen sich anheben. Bayantu und ich stemmten, während Jalna drunter durchschlüpfte, um dann den Mechanismus zum Heben der Gitter zu betätigen, der sich ein Stück weiter in einem kleinen Innenraum befand. Wir ließen es für Rückzugsmöglichkeiten ein Stück über dem Boden hängen, um notfalls schnell durchrobben zu können. Hier auf diesem Bodenniveau Stockwerk waren Wachenquartiere (5 Räumlichkeiten), die allerdings nicht besetzt waren. Erstaunlich. Außerdem fanden wir einen Schacht unter einer Falltür, in dem ein hohles Krächzen zu hören war. Hier war anscheinend das Verlies. Vielleicht schmorte dort der Geck, der uns die ganze Zeit eine Nasenlänge voraus war und schon seit Whitewall quasi auf unserer Spur saß? [Anm. d. SL: Wer sitzt hier auf wessen Spur?] Bayantu schien geneigt, etwaige Gefangene zu befreien, aber ich verwies auf das erste Ziel dieses Einbruchs und vertagte Rettungsversuche auf später.
Im nächsten Stockwerk befanden sich die Dienerquartiere. Auch hier sah alles verlassen aus und wir kamen ohne Schwierigkeiten die breite Treppe hinauf. Diese übersprang das Stockwerk mit den Schießscharten und führte direkt in die Lasterhöhle mit ihren obszönen Statuen und Bildern, die mir das Blut in die Wangen trieben. Nach Heben der Falltür erspähte ich durch die spanische Wand, die den Eingang umgab, die Putzfrau bei der Arbeit und winkte Jalna vor. Der schlug sie kurzerhand von hinten nieder und verschnürte und knebelte sie fachgerecht. Wir verstauten sie hinter einer der spanischen Wände und drangen weiter vor. Wir fanden einen weiteren Treppenaufgang ins 5. Stockwerk, der durch ein Bronzegitter mit Schlangendarstellungen gesichert war. Konnte es sein, daß der Zauberer kein Eisen vertrug? Oder stand man hier so auf Bronze, weil sie im Gegensatz zu Eisen nicht verrostete in diesem feuchten Wohnsitz? Bei genauem Hinsehen entdeckte Bayantu, daß dieses Türgitter lebte und einen Schlangengeist enthielt. Er sprach ihn höflich an und überzeugte ihn relativ schnell, uns durchzulassen. So kamen wir ins Wohnzimmer des Zauberers. Hier sah es ein wenig unaufgeräumt aus. Regale mit Büchern und Schriftrollen, ein Schreibtisch, ein Sessel - und alles bequem und dekadent. Es gab sogar einen Speisenaufzug. Und eine Schmuckschatulle, an der wir uns bedienten. Wir durchstöberten alles, um es wie einen Raubüberfall aussehen zu lassen und fragten uns allerdings langsam, wo die Bediensteten und die Küche waren. Es mußte hier noch mehr von der Anlage geben.
Beim Durchstöbern des Zimmers fiel uns auf, daß es sich bei den okkulten Büchern überwiegend um Schund und nichts wichtiges handelte und hinter einigen Schriftrollen im Regal fanden wir eine Geheimtür. Bayantu entdeckte sie nur, weil sie durch ein Stück festgeklemmten Stoffs leicht offenstand. Dahinter führte ein Gang zwischen den Mauern über alle Stockwerke wieder abwärts. Von hier aus kam man auch ins dritte Stockwerk. Alles war immer noch verlassen. Hier waren die Quartiere der Wachen, und der Innenraum enthielt die Rüstungskammer. Wir deckten uns ein, es gab sogar verschiedene Pfeiltypen für meinen Bogen und einen Speer und eine Rüstung für Bayantu. Leider fanden wir unsere Sachen hier nicht wieder. Der Gang führte sodann weiter, hatte noch einen Ausgang auf die Dieneretage (2. Stock) und übersprang das Erdgeschoss, um zur Küche zu führen, die man hier durch die Speisekammer betreten konnte. Und in der Küche herrschte Hochbetrieb. Hier war das vermißte Personal. Wir schlichen vorsichtig weiter, denn der Gang führte noch weiter abwärts.
Die Wasserschleuse
Wir kamen schließlich in einen Raum, der durch eine schwere Tür zugängig war. Im Raum selbst gab es an einer Wand ein Handrad, im Boden eine Art Abflußgitter und gegenüber eine schwere Bronzetür. Moos an den Wänden und die feuchte Luft und unser Orientierungssinn sagten uns, daß es sich hier um einen Unterwasserausgang in den See handeln konnte. Wir wollten diesen Ort schon wieder verlassen und weiter woanders nach einer verborgenen Schatzkammer oder Arbeitsraum suchen, als uns Jalna an etwas Wichtiges erinnerte: wo würde ein Zauberer wie Leedal denn wohl mit seinen Fähigkeiten und Affinitäten zum Element Wasser (Wasserschlangenform!) eine Schatzkammer verstecken? Na?? In einem Raum, den man nur durchs Wasser erreichen könnte natürlich! Und richtig: Das Handrad entpuppte sich als Stellrad für den Wasserzufluß und Ablauf. Wir testeten erst vorsichtig, ob man das Wasser damit auch wieder ablaufen lassen könnte, indem ich draußen vor der Tür blieb und Jalna und Bayantu in der Schleuse. Der Mechanismus war nämlich so, daß man die gegenüberliegende schwere Bronzetür erst öffnen konnte, wenn der Raum voller Wasser stand. Auch hier entdeckte Bayantu beim Versuch, das Rad in die Gegenrichtung zu drehen um das knöchelhoch versuchsweise eingelassene Wasser wieder zum Ablaufen zu bringen, daß es einen Widerstand gab, der sich als Spirit entpuppte [Anm. d. SL: eher als Zauber...].
Man konnte das Rad also tatsächlich nur wieder zurückbewegen, wenn man magisch begabt war und seine Zauberfähigkeit kurz einsetzte. Jeder gewöhnliche Dieb hätte also nie das Wasser wieder ablaufen lassen können und wäre hier gefangen gewesen, weil sich auch die Zugangstür zu diesem Raum, vor dem ich stehen geblieben war, auf dem Rückweg erst öffnen liess, wenn das Wasser abgelaufen war. Ganz schön raffiniert, aber die erste Sicherung, der wir überhaupt begegneten. Das bewies uns, das wir auf dem richtigen Weg waren.
Wir verabredeten, wenn wir den Stab hinter dieser Tür tatsächlich finden würden, nur diesen zu entwenden, damit es vielleicht nicht gleich auffiel, daß hier unten überhaupt jemand gewesen war und was geklaut hatte. Denn sonst könnte der Zauberer über den Verlust des Stabes gleich schließen, wer der vermutliche Dieb war und unsere Spur zur Hexe vom Tigerberg zurückverfolgen. Schließlich hatte sie bereits versucht, den Stab von ihm zurückzuerhalten, und somit war bekannt, wer ein Interesse an dem Ding haben konnte. In diese Richtung würde er dann also auf jeden Fall zuerst suchen. Es war schon schlimm genug, daß er dann auch wissen würde, daß wir magisch begabte Diebe waren, sonst hätten wir ja gar nicht erst sein Allerheiligstes betreten können. Vielleicht schloß er dann sogar auf uns als Anathema/Exalted und wer weiß, was er an Verwandtschaftsbeziehungen und sonstigen Hebeln in Bewegung setzen konnte, um uns nach dem Diebstahl zu erwischen, bevor wir den Tigerberg erreichten...
Hinter der dann geöffneten Bronzetür stießen wir auf eine T-Gabelung. Der eine Gang führte schon nach kurzer Zeit zu einem Gitter, welches der Unterwasser-Ausgang in den See war. Der andere Gang führte zu einer Aufwärtstreppe. Wir tauchten auf, und besonders Jalna holte so tief Luft, daß ich schon dachte, für uns würde in diesem Raum keine mehr übrigbleiben. Er schien sehr erleichtert, aus dem Wasser zu kommen. Wir standen im eigentlichen privaten Arbeitsraum des Zauberers. Endlich.
rauf
#8. Unter Schlangen
gespielt am 8. Sep 2003
Ort:
Blauwasser Manse
Zeit:
Jahreszeitenwechsel: Water Descending zu Wood Ascending. Neumond.
In der Höhle der Schlange
Da waren wir also nun in diesem Unterwassergewölbelabor aufgetaucht. Uns hatte schon das Gefühl beschlichen, daß alles viel zu leicht ging. Und so war es auch. Der Raum vor uns war groß, gestützt von Säulen in vage geometrischen Mustern. Die Treppe, die wir gerade hochkamen, war in einer Raumecke und der gesamte Raum war terassenförmig aufgebaut. An den Wänden fanden sich Tische und Regale, Kommoden und Schränke mit Alchemistischen Zutaten, Schriftrollen, Büchern und Laborgeräten. Es gab eine Sitzgruppe um einen Tisch, an der ein nicht mehr ganz junger Mann mit bläulich schimmernder Haut, dunkel aquamarinfarbenen Haaren und goldenen Augen stand und sich just als Leedal Evin vorstellte.
"SCH...eibenkleister" in Großbuchstaben. Er begrüßte uns und lud uns an den Tisch ein. Jalna setzte sich, Bayantu und ich blieben dagegen wachsam, die Waffen im Anschlag, vor dem Tisch stehen. Leedal und Jalna begannen ein höfliches Gespräch über den Grund unseres Eindringens. Die Szene war irgendwie surreal. Ich wußte einfach nicht, was ich jetzt machen sollte. Während ich noch unschlüssig herumstand und langsam schon zu glauben begann, daß man vielleicht doch eine Lösung mittels Verhandlungsstrategie finden könnte, weil der Zauberer wirklich offen und geradezu nett erschien, brüllte Bayantu plötzlich los und stürzte nach vorne. Das riß uns aus der Unschlüssigkeit. Ich schoß auf den Zauberer, doch der Pfeil ging glatt durch die Gesalt hindurch. Eine Illusion! Und damit war klar, daß wir hier in eine Falle gelaufen waren. Jetzt entdeckten wir auch die anwesenden sechs Wachen, und am gegenüberliegenden Ende des Raums verdrückte sich gerade die eigentliche Gestalt des Zauberers hinter einer Drachenstatue und wurde von einer Wache dabei gedeckt. Offenbar hatte er einen Doppelgänger in den Tempel zur Zeremonie geschickt und uns dann freundlich erwartet. Jetzt wünschte ich mir Fleckenfell hier unten als Kampfgefährten! Aber durch die Wasserschleuse hätte ich ihn vermutlich eh nicht gebracht.
Bayantu geriet mit seinem Speer ins Handgemenge mit zwei Wachen, die sich ihm in den Weg stellten. Jalna war ebenfalls aufgesprungen, durchschaute nun die Illusion und warf die Kerzenbeleuchtung auf dem Tisch um. Es brauchte einen Moment, die Augen an die schummerige Dunkelheit zu gewöhnen, doch dann waren wir in einem kleinen Vorteil, weil nun die schwachen Lichtquellen die Schatten der Wachen vor uns klar erkennen ließen. Ich zielte auf einen der Gegner bei Bayantu, legte alles in diesen Pfeilschuss, was mir an Kraft und Macht zur Verfügung stand, nur um den Pfeil wirkungslos an der Rüstung mit einem leisen "Tok" abprallen zu hören. Frustriert verschwendete ich keinen weiteren Pfeil, sondern begann durch den Raum zu rennen mit einer weiteren Wache auf den Fersen, immer auf der Suche nach dem Stab, den wir eigentlich holen wollten. Dabei riß ich immer wieder Regale, Tische, Stühle und Schränke hinter mir um, um den Verfolger zu behindern und so vielleicht im Chaos den Stab zu finden. Schließlich entdeckte ich ihn auf einer niedrigen Kommode in einem blauleuchtenden Energiefeld. Schnell sah ich mich nach etwas um, womit ich dieses Feld erstmal auf seine Eigenschaften testen konnte, bevor ich einfach hineinlangte. In diesem Moment erreichte mich die Wache und ich musste erstmal ausweichen. Im Wegducken sah ich einen edelsteinverzierten Holzknüppel, den ich mir sofort schnappte, um damit auf das Energiefeld einzuschlagen. Der Knüppel ging wie eine Wunderkerze in Flammen auf, was die Wache hinter mir erstmal verblüffte, sodaß er einen Moment innehielt und den nächsten Angriff verpatzte. Das ließ mir Zeit, den nächsten Gegenstand zu greifen, der mir in die Finger kam, eine große Glaskaraffe mit einer Flüssigkeit. Doch dabei drehte ich ihm für einen Moment den Rücken zu und bekam prompt einen Schwerthieb in die Seite. Autsch! Da ich keine Rüstung trug, ging der Hieb voll hindurch und brach mir zwei Rippen. Fast ließ ich die Vase fallen, brachte dann aber schnell die Kommode wieder zwischen mich und den Gegner, liess dann die Vase auf dem Energiefeld zerschellen. Da ging wieder alles in Flammen auf und die Kommode unter dem Stab begann jetzt auch zu brennen. Die Flammenwand zwischen der Wache und mir verhinderte seinen nächsten Angriff.
Das große Leuchten
Ein schneller Blick zur Seite zeigte Jalna im Kampf mit zwei weiteren Wachen. Bayantu wirkte bereits recht angeschlagen, er stand ebenfalls zwei Gegnern gegenüber, hielt sich aber noch ganz gut und strahlte bereits durch den Einsatz seiner magischen Kräfte durch die ganze Höhle. Auch Jalna begann mit seiner Aura kräftiger zu leuchten. Jalnas Anima sah aus wie ein großes violettsilbernes Wiesel und er ging soeben dazu über, den großen Totemgeist zu markieren und die Wachen einzuschüchtern. Das lenkte wohl genug Aufmerksamkeit von mir ab, sodaß ich mir nun doch den Versuch überlegte, direkt mit der Hand in das Energiefeld zu greifen und den Stab rauszuholen. Schließlich konnte ich mich magisch gegen die Unbill aller Elemente schützen, außer gegen die Kraft der elementaren Pole selbst, was hier nicht gegeben sein sollte.
Doch beim ersten Versuch durch die Flammenwand zu greifen, ließ mich die Hitze zurückzucken. Ich nahm noch einmal all meinen Mut zusammen und langte dennoch hinein. Ich sah wie meine Hand, mein ganzer Unterarm, schwarz verkohlten und verbrannten - es sah fürchterlich aus und beinahe hätte ich den Versuch wieder aufgegeben, doch als ich die Augen schloss, spürte ich nur ein leises Kribbeln. Noch eine Illusion! Fest griff ich nun um den Stab und zog ihn entschlossen heraus. Da geschah es, daß mich eine mächtige und überaus wütend-empörte Präsenz überflutete. Der Stab und ich begannen sehr hell zu leuchten in goldweiß, meine Anima formte sich zu einem großen Löwenkopf mit Strahlenkranzmähne und mit lauter erfurchtgebietender Stimme, die von den Wänden widerhallte, sprach ich ein: "Flieht, ihr Narren!" - und ließ offen, wen ich damit meinte, weil ich selbst gleich darauf mit den anderen den Rückzug antrat. Jalna hatte es noch geschafft, einen Gegner in einen Alchemietisch zu stossen, der seine Laborinhalte beim Zerbrechen in ungesunden bunten Gaswolken aufsteigen ließ, die so verwirrende Greuelgestalten annahmen, daß die Wache sich damit weiterschlug, statt mit Jalna, und ein anderer war tatsächlich von seiner Wieselgestalt so beeindruckt, daß er sich in einem Schrank vor Angst zitternd verkroch.
Flucht
Wir sahen alle recht mitgenommen aus und hatten uns hier nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Der Zauberer tauchte (den Göttern sei dank) nicht mehr persönlich auf und wir verzichteten gerne auf eine Konfrontation, schließlich war das Ziel unserer Mission erstmal erreicht. Wir tauchten zur Schleuse, nahmen aber den Gang zum See hinaus. Das Gitter bot keinen wirklichen Widerstand - eine Berührung mit dem Stab öffnete alle Türen. Mit letzter Luft tauchten wir unweit der Insel im See auf und wurden sofort von der Strömung erfasst. Keine Zeit, sich Sorgen über die Schlangen im See zu machen - wir schwammen schnell ans Ufer der Insel. Als wir uns an Land zogen (Jalna benötigte etwas Hilfe und Bayantu zog bereits eine bedenkliche Blutspur hinter sich her), erbebte die Insel und wir spürten, wie sie unter einer Feindseligkeit gegen uns erzitterte. Höchste Zeit, sich schnell aus dem Staub zu machen. Ich rief Fleckenfell zu einer Stelle am gegenüberliegenden Seeufer und trennte mich von den anderen. Ich nahm den Stab hoch leuchtend in die Hand und begann in schnellen gleitenden Sprüngen über das Wasser zu laufen, wobei ich die Oberfläche kaum berührte. Aber es war nicht die Angst, die mir hier die Flügel verlieh, sondern eine meiner magischen Fähigkeiten. Bayantu und Jalna sahen zu, daß sie auf dem Kletterweg hinter dem Wasserfall wieder runterkamen. Am anderen Seeufer bei Fleckenfell angekommen, steckte ich den Stab unter den Mantel, um nicht mehr weithin sichtbar wie ein Irrlicht durch den Wald zu laufen und sammelte Ausrüstung und Pferde ein. Mich der Katzenaugen meines Luchses bedienend leitete ich die Pferde so schnell ich konnte durch das unebene Waldgelände Richtung flußabwärts zu den drei großen Eichen, wo wir uns alle wieder trafen.
Wir beschlossen, auf schnellstem Wege westwärts zu reiten und möglichst viele Kilometer zwischen uns und den Zauberer zu bringen, weil wir nur im Tigerberg vor seiner Rache vorerst sicher sein würden. Wir verzichteten auf den Seeweg nach Whitewall, denn mit einem Wasserelemtarmagier auf den Fersen war dieser Fluchtweg nicht ratsam. Leider hatten wir nun den Geck, oder das, was von ihm übrig war, im Verlies zurücklassen müssen, aber keiner von uns bestand darauf, umzukehren und ihn noch rauszuholen. Der Stab oder die Präsenz in ihm hatten sich wieder beruhigt und er hatte das Leuchten wieder eingestellt. Hauptsache, wir hatten ihn endlich! Nun würde die Hexe im Tigerberg die Präsenz darin befreien können.
rauf
rauf
voriger Teil
nächster Teil
Hauptseite Exalted
Rollenspielseite (Deutsch)
Index
Schreibe der SpLin!