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Exalted-Chronik

Kazâns Freistatt

#14: Das Heiligtum der Winde
#15: Eine Seefahrt...
#16: Mord an Bord!
#17: Verkehrte Welt
#18: Wand in Sicht!
#19: Die Wurzel des Sturms


#14. Das Heiligtum der Winde

gespielt im März 2004

Ort:

nordwestliche Prärie, zwischen den Tigerberg und Devil's Gate

Zeit:

Wood Ascendent (7. Monat, Frühling)

Die Präriereise

Drei Wochen waren wir schon unterwegs zusammen mit Sverras, der erstmal die gleiche Richtung hatte, und sahen nichts als endlose Weiten von Gras. Endlich wieder richtig viel Himmel, und nicht die bedrückende Enge der Städte! Mir ging es hervorragend, mein Pferd schritt munter aus, und ich tauchte ein in den immerwährenden Wind und ließ mir den Kopf von allen Sorgen freiblasen. Jalna ging es unterwegs nicht so gut, ihm ging der endlose Horizont in seiner gräsernen Eintönigkeit allmählich auf die Nerven. Iimmerhin versuchte ich, ihn abzulenken, so gut es ging, indem ich ihm beibrachte, wie man Tiere ausnahm und ihnen das Fell abzog. Nebenbei lernte ich weiterhin Martial Arts bei Sverras und machte ganz gute Fortschritte.

Sverras zeigte mir außerdem einen weiteren Trick, mit dem man ohne Erschöpfung sehr schnell und lange laufen kann. Bayantu überwand endlich seine Scheu vor meinem Gleiter und ließ sich in die Kunst des Fliegens einweisen. Es konnte bestimmt nicht schaden, wenn das noch jemand außer mir beherrschte, sollte ich einmal nicht in der Lage sein, die Luftaufklärung zu fliegen. Taeras lernte auf dieser Reise erstmal gründlich reiten, nicht ohne eine gewisse Schadenfreude von Jalna, der sich seine Schwielen am Hosenboden auch mühsam erarbeitet hatte.

Das Heiligtum

Unterwegs wurde die Landschaft immer mal wieder von sanften Hügelketten durchzogen, auf denen wir gelegentlich auch Landmarkierungen verschiedener kriegerischer Stämme sahen. Einmal bewegte sich sogar ein Zug Reiter auf dem Kamm eines Hügels, vor dem Sverras uns aber bedeutete, außer Sicht zu bleiben, da der dort ansässige Stamm kannibalistisch war. Wir wollten keinen Ärger, so sehr Jalna auch eine Abwechslung begrüsst hätte.

Nach drei Wochen kamen wir dann an eine weitere Hügelkette, aus der weithin sichtbar eine Felsnadel herausragte, bei der es sich um ein Heiligtum handelte. Diese wichtige Wegmarkierung war eine Zwischenstation auf unserer Reise, die Sverras aufsuchen wollte. Hier redeten die Windgeister ein besonderes Lied, das erkannte auch Bayantu schnell. Sverras wollte die Nacht auf dem zugigen Hügel am Fuße der Felsnadel verbringen, um von den Windgeistern des Heiligtums eine Vision zu erhalten oder eine Frage zu stellen und beantwortet zu bekommen. Bayantu und ich hielten das für eine gute Idee und beschlossen ebenfalls, die Nacht hindurch mit ihm zu wachen. Hier oben wurde trotz Kälte und Wind kein Feuer gemacht - womit auch? Holz war hier Mangelware. Die anderen verbrachten die Nacht in einer geschützten Mulde. Am Heiligtum hatten etliche Leute vor uns bereits Opfergaben an Gestellen mit Netzen hinterlassen, die im Wind leise raschelten, rauschten, klingelten, pfiffen und knatterten. Alles, womit der Wind eine Stimme bekam und spielen konnte, war hier hineingeknüpft worden. Bayantu und ich folgten Sverras Beispiel und hängten auch eigene Gaben hinein.

Die nächtlichen Träume

Irgendwann in der Nacht bemerkte ich, daß Sverras fort war. Das Heiligtum hatte keinen Eingang, es war eine sternenklare Nacht und so dachte ich mir, daß er sich fortbewegt hatte, um sich zu erleichtern und wachte weiter. Irgendwann jedoch mussten mir schließlich die Augen zugefallen sein, denn ich hatte einen merkwürdig klaren intensiven Traum, wie ich ihn schon aus den anderen visionshaften Eindrücken kannte, die uns dann und wann überfallen hatten.

Diesmal stand ich an Bord eines Schiffes mit grauroten, leicht zerfetzten Segeln, das sich auf einem vom Wind flachgedrückten, kabbeligen, grauen Meer bewegte. Das Schiff segelte gedankenschnell, schneller als jeder Pfeil auf eine blaurote Flammenwand zu und hinein - da erwachte ich. Ich betrachtete dies als eine Botschaft der Windgeister des Heiligtums und verneigte mich am Morgen dankend.

Sverras war wieder da und sehr zufrieden, auch Bayantu schien die Nacht lohnenswert gefunden zu haben und so brachen wir dann auch mit den anderen früh auf. Beim Reiten wärmte ich mich wieder auf mit der Sonne auf der Haut.

Devil's Gate

Wir kamen schließlich durch ein breites, feuchtes Tal, das zur Regenzeit vermutlich ein sehr breiter Bach, Sumpf oder Fluß war, und erreichten dahinter schließlich einen Hügelkamm, auf dem wir den Ausblick auf eine kleine Stadt am Meer hatten. Jalna warf sich vom Pferd und küßte erleichtert den Boden, so froh war er um eine optische und unterhaltsame Abwechslung. Die Aussicht auf Zivilisation, wie er es nannte, gab ihm neue Kräfte und gute Laune, er freute sich auf ein Bad. Sverras bog hier ab und verließ uns für eine Weile, wollte aber später in der Hafenstadt wieder zu uns stoßen.

Wir ritten also in die Stadt, die gut befestigt schien und eine gute Hafenanlage hatte. Jalna verschwand ins erstbeste Badehaus. Wir beobachteten die Stadtwache, welche erstaunlich reich schien, trugen sie hier doch mit Robbenpelz besetzte Gugeln gegen den scharfen Wind. Im Hafen lagen vier Schiffe vor Anker: 3 Dreimaster, ein heruntergekommener Zweimaster (alle vier offenbar Handelsschiffe) und viele kleine Fischerboote.

Wir machten uns in einer Wirtschaft breit, genossen gutes Essen und Bier und sahen uns die Stadt an. Uns sprach bald ein Bursche namens Szedro an wegen unserer Pferde. Die Stadt hier hatte sehr wenige, wie uns aufgefallen war und unsere Pferde waren in sehr gutem Zustand. Die Wochen auf der Prärie hatten ihnen durch das viele gute Gras einen gesunden Glanz ins Fell gezaubert, der sich in Szedros' Augen in ein gieriges Funkeln verwandelte. Es viel uns schwer, uns von diesen treuen Gefährten zu trennen, doch auf einer Seereise, wie wir sie planten, waren sie eher hinderlich. Besonders mir fiel es schwer und ich überlegte ernsthaft, einen Stall zu finden, bei dem ich das Tier so lange gegen einen guten Preis einstellen konnte - doch vermutlich würde man mich hier übers Ohr hauen und das Tier dann ohnehin verkaufen, so lange, wie unsere Reise dauern konnte.

Also begannen wir die Verhandlungen mit Szedros. Wir wollten dann wenigstens einen guten Preis, um mit dem Geld die Schiffspassage zahlen zu können.

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#15. Eine Seefahrt...

gespielt am 19. April 2004

Ort:

Devil's Gate

Zeit:

Wood Resplendant (8. Monat, Sommer)

Abfahrt mit der "Stern des Westens"

Wir hatten dann doch bezüglich der Pferde eine andere Lösung gefunden: Sveras erreichte uns schliesslich vor unserer Abfahrt noch und übernahm die Pferde bis zu unserer Rückkehr. Damit entfiel der Handel mit Szedros und Jalna konnte nicht so hingebungsvoll weiterfeilschen, aber den meisten von uns war es lieber so. Ich konnte auch einen geplanten Handel nicht abschliessen: die hiesigen Robbenfellgugeln der Wachen waren sowas wie ein Abzeichen und einfach nicht zu kaufen. Auch in der Kommandantur verpuffte mein Charme wirkungslos, man wollte mir nicht mal die Bezugsquelle nennen. Dabei wären die Dinger für eine längere Seereise bei rauhem Wetter sowas von praktisch gewesen...

Wir entschieden uns nach Bayantus Erkundigungen in der Hafenmeisterei schließlich für einen soliden Zweimaster namens "Stern des Westens" für die Überfahrt. Der Steuermann und Navigator hieß Corinn, und machte trotz seiner violetten Haarfarbe einen ganz zuverlässigen kompetenten Eindruck und war definitiv eher der erste Mann an Bord, auf dessen Kommando alles hörte, als der Kapitän selbst.

Zuerst sollte es nach Fischkopf gehen, einem Hafen auf einer der Archipelinseln, und dann nach Kleinkarlchenduckdich. Doch wie immer kommt alles ganz anders.

Schon kurz, nachdem wir außerhalb der Küstensicht das offene Meer erreichten, wurde das Schiff immer wieder von merkwürdigen Querböen getroffen, die der Steuermann und seine Crew zwar geschickt auszusteuern wussten, die aber zusätzliche Arbeit machten und das Vorankommen erschwerten, zudem sie irgendwie nicht zur allgemeinen Windrichtung passten. Der Navigator zog allmählich ein bedenkliches Gesicht. Da ging Bayantu ein Licht auf.

Verstimmte Windgeister oder: man sollte sich nicht mit einem Dschinni anlegen...

Bayantu stellte sich vorne an den Schiffsbug, aufmerksam von der Mannschaft beobachtet, die abgesehen von uns Passagieren inkl. Kapitän und Navigator gerade mal 10 Personen betrug, und begann eine Anrufung, um die Windgeister für ein kleines Gespräch unter Freunden zu beschwören. Doch dann erschien wohl etwas vor dem Bug, was einige, die es sehen konnten (ich zählte leider nicht dazu), etwas blass um die Nase werden ließ. Auch Bayantu schien zu schlucken. Einer der Seeleute holte eine Armbrust und richtete sie auf die leere Luft vor dem Schiff, wo ich lediglich irgendwas Mächtiges spüren konnte.

Es stellte sich heraus, dass einer der höheren Windelementare in Gestalt eines Blauen Dschinns erschienen war, der einen Groll gegen Bayantu hegte, weil dieser einen seiner kleinen Windgeistfreunde beleidigt hatte. Dieser beleidigte kleine Windgeist war für die störenden Querböen verantwortlich. Corinn, der anscheinend auch sehen konnte, mit wem sich Bayantu unterhielt, beschloß aus Sicherheitsgründen für sein Schiff, den Dschinn nicht durch einen Schuß zu verärgern und hieß den Seeman seine Armbrust wieder senken.

Nach 4h langem Palaver mit dem Dschinn schließlich war Bayantu mit ihm zu einer Übereinkunft gekommen und beendete erschöpft das Ritual. Die Mannschaft zog sich beunruhigt vor ihm zurück. Doch nachdem man bemerken konnte, dass die Querböen aufhörten und stattdessen eine kräftige nördliche Strömung das Schiff erfasste und auf Kurs vorantrug, stieg der Respekt der Mannschaft sichtlich.

Kleinkarlchenduckdich - ein Piratennest auf dem Archipel

Dieses Örtchen schmiegte sich unterhalb eines Steilhangs an den schmalen Uferrand. Jalna ging auf größere Einkaufstour und beschaffte sich Drogen, Kräuter für Bayantu, Schlafmittel und Parfüm. Ich fand leider auch hier keine Robbenpelzgugeln... aber immerhin brachte mir Jalna als Trost einen Ballen feinster Seide mit für den Bau eines zweiten Gleiters für Bayantu, der fleißig Fliegen übte. Jalna hatte sich außerdem einen neuen Stockdegen zugelegt. Wer weiß, wann der Verwendung finden würde.

Wir waren gerade wieder friedlich an Bord, ein Teil der Ladung, die nach Fischkopf weitergehen sollte, war vom Kapitän noch nicht erfolgreich weiterverkauft worden, als in dem Piratennest ein Aufruhr ausbrach. Es gab einen Häuserbrand, ein bewaffneter Mob verfolgte einen reichgekleideten, dickleibigen Mann, welcher in Begleitung eines jungen Mädchens (seine Tochter?), eines Schreibgehülfen mit Gepäck und zwei Bodyguards über den Steg auf uns zu gerannt kam. Offenbar wollte er an Bord und wir wollten keinesfalls Ärger mit den Stadtbewohnern, also befahl unser umsichtiger Steuermann sofortiges "Leinen los!" nachdem klar war, dass wir alle an Bord hatten und auch den neuen Gast samt Gefolge noch aufnahmen.

Es war ein absoluter Blitzstart, der dem "Stern des Westens" alle Ehre machte. Doch leider wartete an der Hafenausfahrt aus der Bucht eine böse Überraschung auf uns.

Die "Schwarze Aennis"

Wir gerieten mitten in die Fahrtlinie eines großen 3-Masters, eines ehemaligen kaiserlichen Steuereintreibers, der nun unter roter Piratenflagge segelte und umgehend die Verfolgung aufnahm. Warum, konnten wir natürlich nur unseren neuen Gast fragen, schließlich hatten wir uns nichts zu schulden kommen lassen...

Hr. Lysander stellte sich als ehemaliger Gouverneur von Kleinkarlchenduckdich vor, doch bevor wir die Gründe für die Verfolgung weiter mit ihm besprechen konnten, wurde die Lage zu kritisch für Gespräche. Jede Hand an Bord wurde gebraucht und füllte Wassereimer, da der Gegner, die "Schwarze Aennis", mit Raketen auf uns zu feuern begann und außerdem versuchte, uns zu rammen.

Endlich selbst unter vollen Segeln, vollbrachte unser Steuermann ein irres Wendemanöver, während ich in die Takelage turnte und von dort das fremde Deck mit Pfeilen unter Beschuss nahm. Ich erwischte ihren Steuermann; das führte dazu, dass wir endlich einen entscheidenden Vorsprung gewannen. Doch das Rennen, das sich nun entwickelte, verringerte die Distanz zwischen uns stetig wieder, sodaß ich meinen Gleiter für weitere Angriffe startklar machte. Es gelang mir trotz der schwierigen Startposition einen günstigen Wind zu finden und dann mit Feuerpfeilen das Großsegel der "Aennis" in Flammen aufgehen zu lassen.

Das kostete den Steuereintreiber wertvolle Zeit, das Feuer an Bord zu löschen und ein neues Segel zu setzen. Damit verschafften wir uns endlich genug Vorsprung. Die "Aennis" war auf Dauer sicher schneller als wir, aber weniger wendig und durch den Verlust ihres besten Steuermanns auch im Nachteil. Wenn wir ihnen bis in die Nacht davonsegeln konnten, verloren sie uns vielleicht.

Es blieb die Option, in die Inselgruppen des Archipels zu segeln, um die "Aennis", die einen größeren Tiefgang hatte als wir, dort irgendwo abzuhängen. Ich überflog mit meinem Gleiter daher die Inseln, um nach einem Versteck in einer geschützten Bucht zu suchen. Aber es war eine unglaubliche Menge von Schiffen zwischen den Inseln unterwegs und in vielen Buchten brannten außerdem Feuer. Wer weiß, welche Überraschungen einer um sich greifenden Revolution auf den Inseln sich dort noch verbargen?

Die Landung mit dem Gleiter auf der "Stern des Westens" wurde ein eigenes Abenteuer: ich musste das Schiff von hinten anfliegen, um auf dem Achterdeck landen zu können, welches die größte Landefläche bot abseits der Takelage. Doch so eine Punktlandung gestaltet sich selbst für eine gute Fliegerin einigermaßen schwierig. Es gab aber ein Hilfsmittel: ich ließ ein Seil herunter und nachdem Bayantu und Jalna es eingefangen hatten, konnten sie mich langsam gegen den Wind einholen wie einen Drachen an einer Schnur, so dass ich ganz elegant aufsetzte. Die Besatzung war einigermaßen beeindruckt (das sollte sie auch sein!) und Corinn bedankte sich für die Hilfe.

Herr Lysander

Jetzt war endlich Zeit für ein ausführlicheres Gespräch mit dem Herrn Lysander, welchem sich Jalna auch sofort widmete. Die "Schwarze Aennis" verfolgte uns aufgrund einer Karte, die sich im Besitz von Hr. Lysander befand und hatte möglicherweise Verbündete im Archipel, die einen Hinterhalt vorbereiteten. Das schloß die Möglichkeit, zwischen die Inseln zu flüchten, eindeutig aus. Lysander ist ein Kaiserlicher und plante, die Karte den kaiserlichen Priestern für ein Gebet zur Verfügung zu stellen. Jalna schaffte es mit einiger Überredungskunst, die Karte für sich zu erhalten. Doch die Karte war völlig leer...

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#16. Mord an Bord!

gespielt am 10. Mai 2004

Ort:

Auf der nördlichen See

Zeit:

Wood Resplendant (8. Monat, Sommer)

Die Verfolgungsjagd

Wir wurden immer noch von dem Steuereintreiber unter Piratenflagge weiter im Osten des Archipels an den Inselgruppen entlang gejagt. Vor uns tauchten linker Hand aus einer Durchfahrt zwischen zwei Inseln plötzlich drei kleine Schiffe auf, die quer zu unserem Kurs steuerten und uns in Richtung der Durchfahrt zwischen die Inseln winkten, wo offenbar flacheres Gewässer war, in das uns die "Schwarze Aennis" nicht würde folgen können.

Doch unser Navigator wollte kein Risiko eingehen und plante weder, die Fahrt zu verlangsamen, um die Schiffe zu treffen, noch aus der Nordströmung zwischen die Inseln abzubiegen. Inzwischen konnte man die drei Schiffe etwas näher in Augenschein nehmen. Das Dritte lag etwas hinter den anderen beiden zurück und hatte einen merkwürdig vogelscheuchenartigen Aufbau. Außerdem war zwischem ihm und einem der anderen beiden Schiffe ein Seil gespannt. Ich teilte meine Beobachtung mit Corinn und gemeinsam mit Jalna dämmerte uns ein schrecklicher Verdacht: bei dem dritten Schiff handelte es sich um eine Brandbombe, die von dem anderen Schiff per Seil in unseren Kurs geschleppt wurde!

Jetzt blieb nur noch die Frage offen, ob der Brandanschlag uns oder der "Aennis" gelten sollte! Alles verengte sich auf einen winzig kleinen Zeitraum, indem wir entscheiden mußten, wie wir steuerten, und was die andere neue Partei hier wohl vorhatte. Da erübrigte sich mit einem Mal die weitere Planung, als das dritte Schiff in Flammen aufging und das Schleppschiff unseren Kurs kreuzte. Also wollte man uns damit treffen! Alle Mann an Bord tränkten bereits die Segel und das gesamte Schiff, soweit noch nicht nass, mit Wasser als Brandschutz, während unser Steuermann unter vollen Segeln eine kleine Kurskorrektur machte, um der Brandbombe auszuweichen. Diese kostete uns jedoch Geschwindigkeit, so daß die "Aennis" wieder aufholte und sogar in Schußreichweite kam. Doch wir haben den besseren Steuermann, denn es gelingt uns, nach dem hervorragenden Ausweichmanöver den Abstand wieder zu vergrössern, weil wir direkt in der nördlichen Strömung segeln, die die "Aennis" offenbar noch nicht entdeckt hat.

Im Moment haben wir Halbmond abnehmende Phase und die Wettervorhersage der erfahrenen Seebären meint folgendes: zunehmende Bewölkung, mit auffrischendem Wind umschlagend von Ost nach West, daher wird eine neue Kursplanung mit dem Naviagtor nötig. Dieser möchte am liebsten Richtung Whitewall, wo wir aber aus diversen guten Gründen nicht wieder hin wollen... Wir rücken daher mit unserem Wissen vom Freihafen im Norden raus, wo wir eigentlich den Freund von Symos suchen wollen. Die Seeleute als abergläubisches Volk befürchten aber, daß die Nordströmung ihre Ursache in einem großen Strudel hat, von dem im Norden erzählt wird und wollen nicht in unbekannte Gewässer fahren. Corinn versucht mich entsprechend weiter auszuhorchen, doch Jalna schaltet sich dazwischen und übernimmt das Gespräch, sodaß sich wieder zwei ebenbürtige Gesprächspartner im Aushorchen gefunden haben und es zu keinem Ergebnis kommt... Corinn hat irgendwie von der Karte erfahren und möchte auch einen Blick drauf werfen. Anscheinend will auch Hr. Lysander dringend zu diesem unbekannten Freihafen.

Der Kurs wird dann erstmal so gesetzt, daß wir zuerst bis in die Nacht Richtung Whitewall segeln (gegen den Wind, weil wir schneller kreuzen können als die "Aennis") und uns dann ohne Lichter im Schutz der Dunkelheit abtreiben lassen, um so auf der Nordströmung mit Kurswechsel Richtung Westen am Gegener vorbei zu entkommen und am Morgen hoffentlich weit genug außer Sicht zu sein.

Sabotage: Beim Klabautermann!

Doch wie das immer mit Plänen so geht, kommt alles ganz anders. Wir erhalten für die erfolgreiche Verteidigung und die bisherige Hilfe von Lysander einen Freßkorb mit einem schönen Schinken und zwei Flaschen Wein. Während einige von uns dem Wein mißtrauten, schlugen wir beim Schinken fast alle zu, auch Fleckenfell bekam seinen Teil ab. Doch ich bekam komische Träume davon und wachte schließlich mit einer Übelkeit auf, die mich an Deck taumeln und mich Backbord übergeben liess. Dort hing auch schon Bayantu und Jalna tauchte ebenfalls bald auf und erleichterte sich. Irgendwie war das Essen nicht koscher gewesen. Auch Fleckenfell hatte sich entleert.

Während wir mit den Nachwirkungen kämpften und fürchterlich zu schimpfen begannen und immer noch blaurote Auren um alles herum sahen (Folgen der Vergiftung, denn nichts anderes war es), entdeckten wir den Steuereintreiber direkt vor uns! Irgendwie waren wir vom Kurs abgekommen und hatten in den Wind gedreht. Ein Blick ans Steuer bringt einen toten Seemann zutage, der Corinn vertreten hatte. Inzwischen waren dank unseres Schrei aber alle wach und kamen an Deck, die sich aufrappeln konnten -- allerdings keine Mannschaft! Corinn schnappt sich das Steuer und dreht bei, um das Schiff wieder unter Kontrolle zu bekommen, weg von der "Aennis". Ich renne zurück in die Kabine und hole meine Waffen, um mich dann mit den Bodyguards von Lysander anzulegen, die soeben das Deck betraten und auf Ärger mit uns aus sind -- sind sie doch offenbar die Verantwortlichen für den Tod des Steuermanns und den Kurswechsel.

Nun folgen einige heftige kämpferische Auseinandersetzungen, Taeras schlägt sich mit dem Gelehrten von Lysander, der aus der Kabine heraus mit einer schweren Armbrust feuert; Jalna legt sich mit einer Bodyguard an, ich werde aus dem Krähennest mit Wurfsternen angegriffen und lasse meine Pfeile zur Antwort fliegen, um sofort hinaufzuturnen und dort die kleine angebliche Tochter von Lysander vorzufinden, die ein ebenbürtiger Gegner ist. Im folgenden Nahkampfgerangel und drei Würfen aus dem Krähennest, in das sie regelmässig zurückkam wie ein Gummiball, weil sie sich immer irgendwie wieder in der Takelage abfangen konnte, schickte ich sie schließlich endgültig auf die Matte und bescherte ihr einen Abgang auf das Oberdeck. Im Fallen rief das zähe Luder noch: "Ihr werdet Kazâns Hafen nie erreichen!", aber der Aufschlag auf Deck ist dann final.

Währenddessen hat Bayantu seine Kampftechnik, mit einem Ansprung den Gegner von oben aufzuspießen, weiter perfektioniert und so den ersten Bodyguard erledigt. Als er sich darauf dem zweiten Bodyguard zuwendet, der mit Jalna im Getümmel ist, lehnt sich dieser an die Bordwand zurück und stopft sich in aller Seelenruhe seine Pfeife. Das entnervt diesen Typ so, daß er bei einer Parade von Bayantus Angriff den Abstand zur Bordwand falsch abschätzt und sich somit rückwärts die Balance verlierend in die Wogen ablegt. Taeras hat währenddessen seine Aura "Wütender Tiger" ausgepackt und damit auch den Armbrustschützen entnervt (außerdem geht das Nachspannen nicht so schnell), der sich außerdem einem säbelschwingenden Corinn gegenübersieht, der sich nach Sicherung des Steuers über das Geländer heruntersurfend in die Schlacht geworfen hat und nun mit Lysander kämpft. Währenddessen zieht sich der gelehrte Kofferträger von Lysander weiter ins Innere der Kabine zurück und zündet eine unbekannte Lunte an...

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#17. Verkehrte Welt

gespielt am 28. Juni 2004

Ort:

Auf der nördlichen See

Zeit:

Wood Resplendant (8. Monat, Sommer)

Überraschungen und Überleben

Glücklicherweise gelang es Corinn, die angezündete Lunte zu kappen und den Buchhalter von Lysander schachmatt zu setzen. Dann bemühten sich alle erstmal, das Chaos und die Verluste zu sichten, nachdem der ursprüngliche Kurs des "Sterns" wieder hergestellt war. Die komplette Mannschaft, inklusive Kapitän war tot - vergiftet. Lysander, seine Bodyguards und seine kleine Assassinen-"Tochter" ebenfalls. Überlebende waren neben den üblichen lediglich die Schiffskatze, Corinn und der Buchhalter. Jalna machte sich daran, Lysanders Kajüte zu filzen und förderte 3 Folianten zutage, die er eingehenderem Studium unterzog, bis er wußte, daß es sich bei einem um einen astronomischen Almanach handelte, bei einem zweiten um ein Buch über das "Schöne Volk" (Feen, nicht gerade gut gesinnte... ernähren sich anscheinend von Träumen) und über Wyld Effekte. Das letzte war in einer ziemlichen High Realm Sauklaue geschrieben, für die er mehr Zeit benötigen würde. Außerdem waren zu finden: Edelsteine (im Wert von: wir haben demnächst genug Geld...), drei Ausrüstungen für Polexpedition (warme Kleidung, Seile, Kletterhaken...), ein offizieller Ausweis mit Siegel, 6 verschiedene Fläschchen mit Trünken, die wir mit der Zeit ebenfalls identifizierten (1 Schlaftrunk, 2 gegen Erfrierungen, 2 mal das hiesige "Hallo-Wach" Gebräu und einmal etwas, das komisch roch und auf einer Papierprobe für eine merkwürdige Strukturerneuerung sorgte... sowas wie ein Antifalten - Antialterungsserum - oder Heiltrunk vielleicht).

Taeras hängte die Kajütentür aus und baute daraus einen Schild für Corinn, der am Steuer sein Möglichstes tat, uns in die Kunst des Segelns schnellstens einzuweisen und gleichzeitig die Wendemanöver auszuführen, die uns bald wieder ausreichenden Abstand zur "Aennis" verschaffen konnten. Taeras beugte damit der Möglichkeit vor, daß die Gegner unseren Steuermann auch abschießen könnten, jetzt, wo er wirklich unersetzlich geworden war. Wir warfen allen unnötigen Ballast von Bord, um die Distanz zu vergrößern, auch die Mannschaft, nach einem entsprechenden Begräbnisritual.

Ich nahm mir die Zeit, nochmals ein paar Flammenpfeile auf die gegnerischen Segel zu schießen, aber obwohl ich sie magisch geladen hatte, richteten sie kaum Schaden an und behinderten die "Aennis" nicht wirklich. Damit blieben mir nur noch 4 Pfeile im Köcher. Nach einigem Suchen förderten wir noch drei weitere aus den Schiffsbeständen zutage, aber das war immer noch nicht wirklich viel, bei unserem momentanen Verbrauch...

Geisterhaftes

Bayantu spürte mal das Schiff nach möglichen magischen Behinderungen durch und entdeckte einige Geister: in der Kajüte des Kapitäns gab es einen kleinen Schrein mit einem echten lebenden Schiffsgeist, dem er daher ein Haar von Corinn präsentierte und ihm mitteilte, das dies nun sein neuer Kapitän wäre. Das "Kielschwein" war auch von einem grummeligen kleinen Geist besessen, weil es lieber etwas anderes geworden wäre als ein Schiffsteil, und das feuchte Wasser nicht mochte. Aber Bayantu redete ihm gut zu und es hörte für eine Weile mit dem Stöhnen, Ächzen und Jammern auf.

Doch auch über unserem Schiff entdeckte Bayantu eine Wolke Geistermöwen, die ebenfalls eine Art Schwarm-Spirit waren. Dieser beobachtete uns und machte es der "Aennis" natürlich sehr leicht, unseren Kurs zu verfolgen, selbst, wenn wir außer Sichtweite geraten sollten. Dagegen mußte was unternommen werden. Also holte sich der Schamane die Armbrust Lysanders, ließ sich von mir zeigen, wie man den Bolzen einlegte und spannte und legte auf den Schwarm Möwen an, nachdem er den Bolzen irgendwie mit einem besonderen Gruß an den Spirit versehen hatte, und schoß. Der Schwarm zerstob kurz und beschloß dann, einem anderen Schiff zu folgen, einem kleinen Fischerboot, das sich parallel zur Küste nach Osten bewegte. Also wurden wir damit hoffentlich die "Aennis" los, die sich offenbar auf diesen Kursführer verließ.

Wind- und Kurswechsel

Am nächsten Morgen änderte sich wie erwartet das Wetter und der Wind. Wir schwenkten außer Sicht der "Aennis" nach Nordwesten und kamen damit hoffentlich an ihr ungesehen vorbei. Nach Beratung mit Corinn und Abgleich seiner Seekarten mit unserer für den Kurs zum Freihafen, ermittelte er noch 3 weitere Tage, sofern das Wetter und der Wind nicht umschlugen. Durch den Tod der Mannschaft waren wir quais ausreichend mit Nahrung und Süßwasser versorgt, um nicht unmittelbar in Reichweite der "Aennis" einen Hafen anlaufen zu müssen.

Corinn zog das Steuer fest, übergab mir nach erfolgreichem Kurswechsel die Steueraufsicht und ging schlafen, nachdem er jetzt ebenso durchgemacht hatte, wie fast alle von uns. Taeras begann aus dem vorhandenen Spreng- und Schießpulver Treibminen, Raketen, Wurfgeschosse und sonstige brauchbare Dinge zur Verteidigung zu bauen für den Fall, daß wir der "Aennis" nicht entkommen konnten.

Dann geschah etwas Merkwürdiges: es sprang oder flog ein Fisch auf Deck, der normalerweise nicht in diesen Gewässern lebt (eher südlicher Fisch), den Bayantu aufhob und eine kurze Konversation mit ihm hielt, bevor er ihn wieder reinwarf. Aber Taeras stellte fest, das der Fisch nicht wieder im Wasser aufschlug, sondern einfach verschwand! Offenbar ein weiterer Spirit und wir konnten nur hoffen, daß er nicht von der "Aennis" geschickt war, sondern aus dem Freihafen kam... Ich hatte immer wieder versucht, ein Gespräch mit Corinn zu führen über die Tatsache, daß er beim Kampf mit Lysander das Leuchten begonnen hatte und wir daher wohl buchstäblich im selben Boot saßen... aber irgendwie wich er mir immer aus. Corinn machte ziemliche Augen, als Jalna ihn schließlich ins Bild setzte, blieb aber ausgesprochen mißtrauisch, ließ sich nicht in die Karten sehen. Ich pfiff inzwischen drauf. Sollte er doch selbst sehen, wo er blieb. Ohne uns als Ersatzmannschaft kam er schließlich auch nicht weit.

Eisschollen

In der Nacht sahen wir bereits zum zweiten Mal wieder ein Leuchten am Himmel im Norden, die ersten Schollen Eis trieben vorbei und es wurde deutlich kälter. Jalna, Taeras, Corinn und der inzwischen als unterster Matrose schaffende Buchhalter, dessen Befragung auch absolut ergebnislos verlaufen war, da er sein Gedächtnis verloren hatte (wahrscheinlich auch eine Magie von Lysander), teilten sich die Polausrüstung an warmen Sachen, da Bayantu und ich uns entsprechend gegen die unwirtlicheren Elemente eine Weile ohne Probleme halten konnten. Ich bezog im Krähennest Stellung, Bayantu ging an den Bug, um nach weiteren fliegenden Fischen Ausschau zu halten und Corinn besprach sich noch einmal mit seinen Karten, u.a. der leeren Karte von Lysander, die wir ihm inzwischen auch gezeigt hatten, und auch noch einmal mit Bayantu, allerdings ohne neue Ergebnisse.

Am fünften Morgen seit Lysanders Hinterhalt fanden wir das Schiff von Rauhreif überzogen. Man schickte mich auf Erkundungsposten mit dem Gleiter als Flugdrachen hoch. Im Norden wurde die See zunehmend glatter, etwas schimmerte dort (Eis?), im Nordosten waren treibende Schollen, im Süden tiefhängende Regenwolken von West nach Ost ziehend und kein Schiff in Sicht. Das war erleichternd.

Auch an diesem Morgen versuchten Jalna und Corinn nochmal der leeren Karte ihre Geheimnisse zu entlocken, fanden aber lediglich heraus, daß es wirklich eine Karte sein mußte und nicht einfach ein Stück Papier, mit dem uns Lysander genauso gut einen Bären aufgebunden haben könnte. Sie wollte sich lediglich nicht lesen lassen. Welcher Zauber auch immer sie schützte, auch das Amulett, welches wir einst von dem Priester erhalten hatten, offenbarte nichts. Man rief sogar den Buchhalter, der inzwischen "Goonie" getauft worden war, ließ ihn die Karte halten und befragte ihn, ob er etwas sähe... aber nichts.

Der Tag verging und uns erwartete eine weitere sternenklare Nacht; die See wie ein Spiegel unter uns zeigte alle Sternbilder...

Verkehrte Welt

Als ich am sechsten Morgen im Krähennest zu mir kam, ging die Sonne irgendwie unter uns auf und die Fische schwammen über mir am "Himmel"??? und um uns herum. Zum Glück war das Deck für uns immer noch "unten", so daß wir nicht vom Schiff ins Meer fielen. Es ging kein Wind und die "Strömung" zog unsere Segel immer noch kräftig nordwestwärts, die Temperatur war deutlich wärmer und angenehmer geworden.

Ich weckte mit einem kräftigen Schrei die anderen, und wir beobachteten mit Sorge, daß sich die Haie für das Geschehen an Bord zu interessieren begannen. Einer umschwamm bereits das Krähennest. Ich machte einen auf "mich gibts hier nicht" und die anderen verzogen sich unter Deck, sodaß das Interesse auch wieder verebbte. Ich glaube, die reagieren auf Bewegungen...

Bayantu liess sich von Jalna anseilen und ging "über Bord", um sich den Sonnenaufgang näher anzusehen. Er spazierte auf den Kiel des Schiffes und stand nach einem Moment des Schwindels auf einer hölzernen Insel, konnte dem Kielschwein guten Tag sagen und sah sich auf dem offenen Meer um, wo alles wie gewohnt schien. Allerdings flogen hier gläserne Vögel und auch der Muschelbewuchs auf dem Schiffsboden wirkte durchscheinend und kristallin. Er nahm eine Muschel mit zurück an Bord, wo sie sich allerdings in das Innere einer Auster verwandelte und gallertartig wurde, sich aber immer noch wie flüssiges Glas anfühlte. Bayantu fing sich dann einen weiteren von diesen kleinen fliegenden Fischen, wie den, der auf dem Deck gelandet war, und versuchte mit ihm zu reden, doch dieser biß ihn in den Unterarm. Das Blut zog prompt den Hammerhai wieder an, der uns schon zuvor beäugt hatte. Bayantu trug dem Fisch auf, uns im Freihafen anzumelden und ließ ihn wieder frei, band sich in aller Ruhe die Blutung ab und ignorierte den Hai, der dann die Blutspur auch wieder verlor und abdrehte.

Plötzlich wurde es "über uns" deutlich dunkler. Der Meeresboden fiel hier steil ab und "über uns" war mit einem Mal Tiefsee. Dunkle große Schatten tauchten auf und verschwanden und alles in allem wurde dieses Szenario immer unheimlicher. Corinn hatte dann die Eingebung: wir befanden uns mitten in einer Wyld Area! Hier mutiert alles wahl- und ziellos früher oder später, und nur er verfügte über einen Charm, mit dem er sich gegen Veränderungen stabilisieren konnte. Das Schiff und wir waren diesem Einfluss ungeschützt ausgesetzt und je länger wir hier drin verweilten, desto wahrscheinlicher die Möglichkeit, als Tintenfisch oder sonstwas zu enden... Der "Goonie" mutierte schon bald darauf zu einem Barbaren mit pinkfarben-gestreifter hochgestellter Kammfrisur, was uns die Situation deutlich vor Augen führte. Wir optimierten alle Segel und Taue, um möglichst schnell voran zu kommen und diese Gegend wieder zu verlassen. Wie weit wir noch vom Hafen entfernt waren, versuchte ich dann durch einen zweiten Ausflug auf den Schiffsboden zu bestimmen.

Wilder Seetang

Auf dem Kiel des Schiffes stehend, nahm ich die Umgebung, in die wir wohl eigentlich gehörten, in Augenschein: vor uns entdeckte ich ausgerechnet die blaurote Flammenwand aus meiner Vision und wir sind noch einen halben bis einen Tag entfernt davon - und hinter uns ein schwarzes Schiff mit schwarzen Segeln... die "Schwarze Aennis" ! Unwillkürlich duckte ich mich und geriet dabei mit dem sich hier herumwindenden Seetang ins Gerangel, der ein Eigenleben entwickelte. Mühsam machte ich mich frei und ging zurück an Bord, berichtete, was ich gesehen hatte.

Es kann sein, das diese Flammenwand den Freihafen beschützt. Auf jeden Fall aber ist von ihr unter Wasser, wo wir sind, nichts zu sehen, so daß wir vermutlich unter ihr durchsegeln können. Die "Schwarze Aennis" kann uns hier auf dieser Seite auch nicht so ohne Weiteres entdecken, außer, sie überfährt uns.

Wieder zurück, bricht bald die Nacht herein und die Sonne fällt in goldenen Blütenblättern aufs Deck. Es wird immer absurder und damit auch gefährlicher. Es ist unklar, ob wir das Schiff mit einer Rolle irgendwie wieder richtig herum ausrichten können oder sollten - ich schätze mal, wir werden darauf verzichten, bis wir den Freihafen gefunden haben. Ich gehe erneut ins Krähennest, da ich die Einzige mit ausreichender Nachsicht bin, um Corinn durch etwagige Untiefen zu manövrieren; und wir segeln mit vollem Tempo in die Dunkelheit...

rauf


#18. Wand in Sicht!

gespielt am 7. August 2004

Ort:

Auf der nördlichen See

Zeit:

Wood Resplendant (8. Monat, Sommer)

Zuflucht

Am sechsten Tag unserer Flucht vor der "Schwarzen Aennis, nachts, unter vollen Segeln, vergewisserte sich Bayantu noch einmal, daß keine Spionagegeister unsere Position an die "Aennis" meldeten. Es war schon merkwürdig, daß die Aennis immer noch hinter uns fuhr, obwohl sie uns eigentlich nicht mehr sehen konnte.

Aber als die Morgendämmerung anbrach, hatten wir uns tatsächlich wieder gedreht, die Welt war wieder in Ordnung, wie wir sie kannten, Wolken und Himmel über uns und Wasser unter uns. Die "Aennis" fuhr quasi parallel zu uns in einiger Distanz auf die komische Flammenwand über der Wasseroberfläche zu, die sich in unbekannte Höhen erstreckte. Wir waren in einer kräftigen Strömung, die uns darauf zu zog. Es gab zunehmend mehr Eisschollen. Nachdem die Aennis uns wieder im Blick hatte, drehte sie prompt auf uns zu.

Der Goonie hatte an diesem Morgen auch noch wilde Hauerzähne und eine lange Pinocchio-Nase zu seinem wüsten Aussehen erhalten. Offenbar waren wir aus dem Chaosgebiet noch immer nicht heraus. Zwei Stunden nach Sonnenaufgang schlug das Wetter um: es wurde trübe und begann zu regnen. Riesige Graupelstränge aus Eis fielen zu Boden, messerscharf, und beschädigten Segel, Takelage, Schiff und Leute. Wir suchten uns eiligst Deckung und waren eine Weile manövrierunfähig, weil wir erst die Ersatzseile und Segel hissen mußten, nach diesem Schauer. Der "Aennis" erging es aber nicht besser. Wegen einer Segelreffung in letzter Minute ging's bei uns aber schneller. Doch die Strömung nahm weiter zu und zog die treibende "Aennis" schneller an uns heran, da sie mehr Oberfläche und Tiefgang hatte als unser Schiff. Wir überlegten, ob wir vielleicht auf eine Meerenge zutrieben, oder ob die Strömung ihre Ursache doch in dem von Matrosen gefürchteten Strudel hatte, den wir nicht für bare Münze genommen hatten (Seemannsgarn spinnt viele Fäden, aber wenig wahre...). Jedenfalls wurde das Eis so dicht, daß wir unsere Schiffswände abpolsterten, obwohl das unsere Fahrt gegenüber der Aennis erneut verlangsamte. Die Strömung zog uns inzwischen schnell an der Flammenwand entlang, die Aennis hatte uns sogar überholt.

Schiffbruch in Zeitlupe

Die Aennis schien plötzlich still zu stehen, begann von unten her, kristallin zu werden und dann zu zerbrechen. Wir sahen, daß das Wasser an der Flammenwand entlang auf einmal steil abwärts ging, in einem Strudel von enormer Größe. Corinn traf eine sekundenschnelle Entscheidung und steuerte uns mitten hinein, damit wir nicht das merkwürdige Schicksal der Aennis teilten, die vielleicht Kontakt zu der Flammenwand genommen hatte, bevor sie kristallierte. Wir sahen im Vorbeifahren noch, daß auch die Seeleute, welche sich aufs Eis gerettet hatten, auskristallisierten und zerfielen. Es war sehr spukig und grausig. Alles auf unserem Schiff suchte Halt, Fleckenfell war in der Kajüte, glücklicherweise. Dann überkam mich Dunkelheit und eine weitere Vision von der Schlacht eines anderen Zeitalters, zu der wir damals zu spät gekommen waren.
Wir hatten verloren und sammelten uns an einem geheimen Treffpunkt, den wir vorher ausgemacht hatten. Es dunkelte und ich bezog einen Wachposten und ging Streife. Dann wurde ich plötzlich von hinten überfallen und von einem großen goldenen Schwert (aus Orichalcum, jenem magischen Gold, das hart genug ist, um für Waffen zu taugen) hinterrücks durchbohrt, und mich umfing wieder tiefe Dunkelheit (Verrat aus den eigenen Reihen? Es erinnerte mich an die Schwerter, die Taeras und Symos besassen).
Als ich wieder zu mir kam, trieb ich irgendwo im Wasser an einer Planke, das Schiff in Stücken zertrümmert um mich herum, offenbar gesunken, vom Strudel zerschmettert. Ein kurzer Rundblick zeigte: Bayantu, Fleckenfell, Taeras sind oben und treiben wie ich. Corinn und Jalna sind nicht zu sehen. Sollte der neue Käptn das Schicksal seines Schiffes am Meeresboden teilen? Bayantu und ich gingen sofort auf Tauchstation. Bayantu tauchte nach Corinn, so hatte ich die Möglichkeit, meinen Rucksack zu fischen, der meinen Gleiter und Bogen und die letzten Pfeile enthielt. Als ich hochkam, um erneut Luft für einen zweiten Tauchgang nach Jalna holen, entdeckte ich ihn an einem Faß, eine Kartentruhe im Schlepptau, von der er sich nicht trennen mochte. Da Bayantu und mir kaltes Wasser nicht soviel ausmacht wie den anderen, improvisierten wir schnell aus dem Treibgut ein Floß, banden zusammen, was wir finden konnten und hievten die Leute drauf. Der Goonie tauchte auch noch wieder auf, obwohl er nicht schwimmen konnte. Alle Wyldeffekte allerdings waren an ihm verschwunden - die Sonne stand am Himmel, auf einer Seite war die Flammenwand, auf der anderen wir in ruhiger See, gegenüber der Wand eine Klippe - eine Insel!

Gestrandet

Wie sich herausstellte, hatten auch alle anderen eine entsprechende Vision der Vergangenheit gehabt und damit wurde auch endgültig klar, daß Taeras und Corinn zu unserer damaligen Gruppe gehört hatten - damit waren wir endlich in diesem Leben wieder vereint. Das Schicksal schien es zumindest in diesem Punkt gut mit uns zu meinen und räumte anscheinend auch ein paar der letzten Zweifel bei Corinn aus. Er ließ uns alle einen Eid schwören, daß wir einander nie verraten würden, oder uns sollte etwas Schreckliches zustoßen. Erst danach schien er sich mit uns sicher zu fühlen. Wir umrundeten mühsam paddelnd die Insel und entdeckten eine Hafenzufahrt, gesäumt von zwei großen goldenen Statuen, die teilweise beschädigt schienen und zwar nicht nur vom Zahn der Zeit. Das Hafenbecken war tief und für große Schiffe geeignet, die Kaianlagen zangenförmig, und im Fluchtpunkt ein Tor in die Klippen, darüber war mal eine Kette gespannt gewesen. Reste von Verteidigungsanlagen ließen sich erkennen. Der kurze Tunnel hinter dem Tor führte in ein geschütztes, supergrünes verdschungeltes Tal mit einem See. Die Vegetation ließ eher auf ein mildes Klima schließen, was hier soweit im Norden mit all dem Eis schon verwunderlich war. Andererseits war dies hier ein magischer Ort. In den Klippen fanden wir Höhlen verschiedener Größe. Hier gab es Tiere, Fleischfresser, von geringerer Größe als mein Luchs, aber mit fiesem Temperament (Vielfraßähnlich). Unser Überleben hier schien damit gesichert, denn auch die Vegetation gab genug her, wenn wir auf das Gleichgewicht achteten. Am Toreingang innen hatten wir zwei große Orichalcumscheiben entdeckt, deren Zweck wir nicht bestimmen konnten. Wir suchten uns wegen der hereinbrechenden Dämmerung erstmal nach den groben Erkundungen ein Nachtlager in den Höhlen. Dabei fanden wir Kampfspuren und auch bronzene Münzen mit Sonnensymbol und eine mumifizierte Leiche, Bruchstücke von Jadewaffen. Insgesamt war hier alles von Wert in den Wohnhöhlen geplündert. Sicherheitshalber machten wir ein Feuer, trockneten unsere Sachen und hielten die Nacht hindurch Wache, aber es geschah nichts weiter.

Erkundung

Am nächsten Morgen gingen die anderen dem Treppenaufgang auf den Klippenwall nach, während ich uns weiter eine wohnliche Stätte einzurichten versuchte, da wir wohl längere Zeit hier bleiben würden. Nachdem die anderen allerdings bis zum frühen Nachmittag nicht wieder aufgetaucht waren, beschloß ich dann doch, ihnen zu folgen und mal nach dem Rechten zu sehen. Die Treppe endete auf einem schmalen Plateau vor einem großen Tor mit Sonnensymbolen und einem Text in High Realm (für mich daher nicht lesbar), der je 2x die verschiedenen Kastensymbole der Exalted enthielt. Dahinter lag ein rechteckiger Raum, auf dessen Boden ebenfalls die fünf Kastensymbole gemalt waren, an der Decke wieder ein großes Sonnensymbol und im Hintergrund eine weitere Steintür. Auf den Wänden waren "angedampfte" humanoide Schatten in verschiedenen Positionen und auf dem Boden fanden sich geschmolzene Metall- und Glasreste. Wie ich später erfuhr, ließ sich hier ein heller Blitz auslösen, der wohl als Verteidigungsmechanismus diente und nur Solars passieren ließ. Die Tür im Hintergrund öffnete sich nur, wenn jemand mit der entsprechenden Kaste auf den entsprechenden Platz mit seinem Symbol trat und den Blitz auslöste. Corinn hatte dies beim Durchgang ausprobiert. Hinter der Steintür lag ein weiterer runder Raum, von dem mehrere Kammern in Sonnenstrahlenform abgingen. In der Raummitte wand sich eine Treppe weiter nach oben. Alles trug auch hier die Zeichen von Kampf und Plünderung, die Wanddeko hatte jemand gezielt zerstört, da sie offenbar Bestandteil der magischen Kraftlinien dieser 'Manse' waren. Diese Kammern waren vielleicht mal Wachstuben gewesen. Ein Stockwerk höher fand sich der gleiche Aufbau, hier war mal die Bibliothek gewesen. Eine rundumlaufende Schrift war hier weiß überstrichen worden, doch inzwischen wieder durchgekommen. Noch ein Stockwerk höher fanden wir in den Kammern Reste von Schätzen, Diamanten, Gold, Jadestücke - genug, um die Reisekasse nachhaltig aufzubessern. Das stimmte Jalna entsprechend fröhlich. Außerdem waren hier auch die Rüstungskammern, Garderoben (wir fanden Kleiderreste) und Schreibstubenkrempel. Doch dieser Teil war ausgebrannt.

Aus einer dieser Kammern führte eine weitere kleinere Treppe noch ein Stockwerk höher, allerdings standen wir hier alle damit vor einer verschlossenen Tür, die durch ein kompliziertes magisches Muster geschützt war und sich auch durch Fütterung mit magischer Energie nicht öffnen ließ. Außerdem wies sie Einbruchsspuren einer steinschmelzenden Waffe auf. Als ich mich mit der Tür unterhielt, weil ich im Muster mein Kastensymbol entdeckt hatte, fand ich heraus, daß sie gerne aufgehen wollte, aber von innen blockiert war. Also mußten wir einen anderen Weg hinein finden, möglichst von außen durch die Fenster, falls es solche in dem Raum dahinter gab.

Ich lief also den ganzen Weg zurück, holte meinen Gleiter und flog auf den Felsnadelturm, der oben von einem merkwürdigen Konstrukt gekrönt war: eine bewegliche Sonnenscheibe ruhte auf einem Gestell, das an fünf Türmchen am Rande der Brüstung endete. Die Sonnenscheibe selbst war aus einer Art golden durchsichtigem Material. Ich fand eine Stelle zum Landen und suchte einen Eingang nach unten. Den gab es in Form einer Irisverschlußluke, die eine schwache, nach oben gewölbte Kuppel bildete. Also ließ ich mich an einem Seil in den Raum darunter hinab, in dem alles stockfinster war.

Kazâns Höhle

Ich tastete mich an den Wänden entlang und öffnete die Fensterläden. Im Licht entdeckte ich eine Leiche am Boden, die so vor der Tür lag, daß sie sie blockierte. An den Wänden entlang gab es Symbole, ein hölzernes bewegliches Treppengerüst befand sich in der Nähe der Luke, durch die ich herein gekommen war, runtergerissene Wandvorhänge, Zerstörung, ein Regal mit Kram, eine Säule, eine Raumnische mit Kissen - das waren die Dinge, die ich im ersten Umsehen wahrnahm. Dann zog ich die Leiche von der Tür fort und öffnete sie. Die Leiche trug einen Zenithanhänger, Amulette, Goldschmuck, eine zerfallene Robe und war in gutem Trockenmumienzustand. Es sah nach Selbstmord aus - wahrscheinlich ein "Hausmeister"? von Kazân, der hier oben die letzten Möglichkeiten zerstört hatte, die 'Manse' für fremde Zwecke zu benutzen, als die Angreifer kamen.

Eine Kristallkugel lag herum, die gegen eines der Fenster geworfen worden war, aber nicht dadurch beschädigt war. Die Schrift an den Wänden erzählte in High Realm die Geschichte des Ortes und Jalna würde die nächsten Tage damit beschäftigt sein, sie zu entziffern und die überstrichene Farbe abzuwaschen. Wir fanden hier alte Schriftrollen und Sternenkarten (vor Imperiumszeit!), aber keinen Hearthstone, den jede Manse hatte bzw. ihr Besitzer, und der sozusagen der Schlüssel zur magischen Macht dieses Ortes war. Kazân war wohl zur Zeit des Überfalls nicht anwesend und daher war der Stein auch nicht hier. Das war wohl auch der Grund, warum der Überfall Erfolg gehabt hatte. Somit wußten wir nicht, was Kazâns Schicksal war oder das des Hearthstone's.

Wir hängten die Wandbehänge auf und versuchten das Chaos im Raum wieder zu ordnen, die Dinge an ihren Platz zu bringen. Es gab noch eine bronzefarbene Schale mit Runenzeichen, die wir auf die Mitte der Säule plazierten. Die Kristallkugel fand ihren Platz auf einem Kissen in der Nische, die Schriftrollen ins Regal usw. Dieser Ort schien als Hort des Wissens von Kazân erbaut und die Leiche war sein Schüler/Anhänger gewesen. Alles hier barg das Design des ersten Zeitalters, war also unglaublich alt, vor dem Ende der Solars und der Übernahme der Herrschaft durch die Drachen. Ein Teil der Verteidigungsanlagen schien noch zu funktionieren: die Flammenwand wehrte offenbar den Wyldeinfluss ab. Allerdings nagte der Strudel, der unter der Flammenwand hindurchführte, kontinuierlich an dieser Barriere.

Was wollten wir jetzt tun? Die Manse wieder in Betrieb nehmen, soweit uns das möglich war? Würde das nicht unter Umständen die falschen Leute auf uns aufmerksam machen? Und wie konnten wir die Zerstörungen reparieren, was für ein korrekten Funktionieren der Manse nötig war? Wir diskutierten bis spät in die Nacht.

rauf


#19. Die Wurzel des Sturms

gespielt am 25. September 2004

Ort:

Kazâns Freistatt - auf einer Insel in der nördlichen See

Zeit:

Wood Descendant (9. Monat, Sommer)

Entscheidung und Wiederaufbau

Nach gründlicher Erkundung des Ortes und Aufräumarbeiten entschlossen wir uns doch, das Risiko einzugehen und zu versuchen, die Manse wieder in Betrieb zu nehmen. So würden wir jedenfalls herausfinden können, ob der Besitzer noch lebte und den Hearthstone noch besaß (dann würde er nämlich auf uns aufmerksam), und außerdem konnten wir so vielleicht die Verteidigungsanlagen wieder soweit hochfahren, daß wir hier auch vor den möglicherweise anrückenden Drachen, die der "Aennis" folgen mochten, geschützt waren. Jalna erlas sich die nötigen Informationen, Taeras besorgte die Materialien und spielte den Lastesel, alles in den Turm zu transportieren über die endlose Treppe aus dem Tal herauf; Bayantu ging mit Fleckenfell jagen, um für unsere Nahrung zu sorgen; Corinn zeichnete auf, wie die Designs an den Wänden wiederherzustellen waren und ich baute und modellierte danach die Steindekos wieder mit Ton auf. Das war natürlich nur ein Provisorium, eigentlich hätten wir einen Steinmetz benötigt. Jalna legte die überstrichenen Schriften an den Wänden wieder frei und der Goonie machte sich auch nützlich.

Wir erkannten allmählich die Zusammenhänge und Muster, die den Energielauf der Manse lenkten und unsere beschränkten Möglichkeiten. Aber trotzdem arbeiteten wir weiter. Bayantu beschwor einen Erdgeist, der das Höhlensystem unter dem Turm erforschte, ein Spielplatz für Winde - diese Manse war dem Element Luft geweiht und die Höhlensysteme bestimmten mit den Luftströmungen die Energieflüsse der Manse. Doch uns fehlte immer noch etwas, was eine Steuerung ermöglichte. Der Scheibenmechanismus auf dem Turm war ein Instrument für astronomische Untersuchungen, die Runen auf dem Gestänge Positionsangaben von Sternen, das Gestell selbst beweglich zur Ausrichtung auf Himmelskörper. Jalna fand schließlich im Turmzimmer einen Schriftrest mit folgendem Inhalt:

"Der Regen der Erde fülle die Welt, und der Name des Ortes werde genannt in den Augen des Sehenden, der Welt zu. So sehe er die Wurzel des Sturms und rufe sie hervor. Der Spiegel der Sonne..."

Dies ließ uns wieder zum Höhlensystem, auf die Wurzel der Manse, zurückkommen und wir brachen zu einer Expedition auf.

Die Wurzel

Bayantu, Corinn und ich gingen also ins Höhlensystem und suchten nach einem Muster der Strömungen, nach der "Wurzel des Sturms". Mittlerweile waren wir schon die vierte Woche auf der Insel und hatten das Bedienungssystem der Manse noch immer nicht entschlüsselt. Hier unten kamen wir auch nicht weiter. Wir versuchten uns schließlich ins Zentrum des Höhlensystems direkt unter den Turm zu bewegen. Dort fanden wir eine Kammer, ca. 15x20 Fuß x 2 Mann hoch, mit einem völlig verschachtelten Röhrensystem. Die Röhren durchzogen von hier aus Spalten und Gänge in alle Richtungen und bestanden aus einem Materialmix von Orichalcum, Stahl und Messing. Einige Röhren hatten hier in der Kammer einen Anfang oder ein Ende, auf dem jeweils ein Stöpsel saß. Ich überlegte mir, damit vielleicht den Sturm und die Energie für die Manse rufen zu können und zog probehalber den kleinsten Stöpsel. Es gab ein Riesengetöse, ich fiel mit Knallschaden um, von dem ich die nächsten drei Tage noch taub war und Gleichgewichtsstörungen hatte. Bayantu und Corinn schafften den Stöpsel irgendwie wieder rein und mich aus den Höhlen... Taeras hatte oben während wir den Stöpsel gezogen hatten, eine kurze Veränderung in der Ansicht des Turms bemerkt, als ob er für einen Moment verschwamm. Auf jeden Fall hatte diese Expedition in eine Sackgasse geführt.

Der Turm der Winde

Wir zogen oben im Turmzimmer ein und experimentierten dort weiter. Wir positionierten die Schale auf der Mitte der Säule direkt unter der Öffnung in der Decke zum Dach. Wir füllten die Schale mit den seltsamen Zeichen mit Regenwasser aus dem wieder geflickten Krug, den wir gefunden hatten. Wir legten schliesslich auch die Kristallkugel in die Mitte der wassergefüllten Schale. Vor allem, nachdem Jalna ein weiteres Textstück gefunden hatte, auf dem in etwa stand:
"Der Boden-Schauer fliesst über die Schöpfung. Ist das Bild des Platzes bekannt, so ist es in der Wirklichkeit. So ist das Bild der [*], dessen Name genannt wird in der Palette der Heiligen."
[Anm. der SL: Das war der gleiche Text, nur eine alternative Übersetzung.]
[*] stand für einen unentzifferbaren High Realm Eigennamen, vielleicht den eigentlichen Namen dieser Manse. Die komischen Zeichen auf der Innenwand der Schale sahen allmählich wie eine Landkarte mit Namen aus, besonders, wenn man sie durch die im Wasser liegenden Kristallkugel betrachtete. Wenn das Licht genau von oben darauf fiel, erschien ein Lichtpunkt, der über diese Karte wanderte mit dem Lauf der Sonne. Wir richteten also den Sonnenscheibenspiegel oben auf dem Dach so aus, daß er das Licht der Sonne genau durch die Öffnung in die Turmkammer in die Schale mit der Kristallkugel warf. Dann sah ich in die Kristallkugel und versuchte den Namen des Tigerbergs in High Realm nach Jalnas Anweisungen auszusprechen. Ein kurzes Aufblitzen auf der Landkarte der Schale, dort wo sich dieser in etwa befinden mußte, war die Folge.

Davon ermutigt, probierten wir weiter und versuchten es mit dem Namen der Blauwasser-Manse und Whitewalls. Doch irgendwas stimmte noch nicht ganz. Wir probierten es schließlich mit Salzwasser, nachdem wir die Textreste noch mehrfach studiert hatten und siehe da: das Bild der Karte in der Schale wurde viel deutlicher und größer. Beim Rufen des Namens des Tigerbergs fuhren meine Augen plötzlich auf die Landkarte zu, sie gewann an Detail und ich sah dort einen echten Tiger sitzen, der sich die Pfoten leckte, als ich mich auf die Ansicht des Tigerbergs konzentrierte. Völlig verblüfft, als der Tiger gerade den Kopf hob und mich anblickte, brach ich den Blickkontakt ab und erzählte den anderen davon.

Nun wollte Bayantu die Sache auch ausprobieren. Als Schamane hatte er tatäschlich mehr Erfolg: es gelang ihm, Kontakt zu Indis herzustellen und er sprach mit ihr über all die Entfernung hinweg - wobei wir nur ihn hören konnten und nicht, was Indis sagte. Aber das er mit unsichtbaren Wesen sprach, waren wir ja schon gewöhnt. Bayantu erzählte, was wir bisher hier vorgefunden hatten und was offenbar geschehen war und fragte nach einem Abholkommando. Indis riet uns, die Manse hochzufahren, soweit wie möglich, da die Drachen heutzutage jedes Wissen über Hearthstones verloren hätten. Es gäbe nur noch fünf Menschen auf der Welt, die davon wüßten, eine davon wäre sie und nun auch wir. [Anm. der SL: Das hat Joanna so nicht ganz richtig verstanden. Es ist etwas anders, von dem Indis meinte, nur noch fünf Wesen wüßten davon.] Wenn die Manse zumindest teilweise wieder aktiviert wäre, wäre es leichter, Hilfe zu uns zu schicken, und es ginge auch schneller.

Nach dem Gespräch berichtete uns Bayantu alles. Wir experimentierten noch ein wenig und fanden dann auch die Blauwasser-Manse, deren "Totem" eine blaue Schlange war, so wie ein weißer Tiger das "Totem" des Tigerbergs. Whitewall erschien lediglich als blauer Punkt auf der Karte. Wieviele andere Manses hatte es wohl gegeben oder gab es noch, die uns nicht bekannt waren und die wir nicht "anrufen" konnten, weil wir ihren wahren Namen in High Realm nicht kannten? Indis war sehr überrascht gewesen, auf diesem Weg kontaktiert zu werden, sie sagte, das habe seit sehr langer Zeit niemand mehr getan. Anscheinend war das Wissen um diesen "Fernsprecher-Mechanismus" völlig in Vergessenheit geraten. Aber sowas war extrem nützlich!

Und dann hatte ich plötzlich die Idee, als wir alle ratlos rumstanden, wie um Himmelswillen wir die Manse aktivieren sollten. Ich nahm die Kristallkugel, fragte Jalna nach der Übersetzung von "Wurzel des Sturms", dem Begriff in High Realm, den er dort gefunden hatte und rief ihn - dies war der wahre Name der Manse! Gleichzeitig schob ich magische Essenz, als ich spürte, wie sich etwas wie ein Schlüssel im Schloß drehte. Es hob ein Summen und Brummen und Brausen an, je mehr Essenz ich hineingab. Der Turm um uns wurde immer durchsichtiger, gleichzeitig war mir, als würde ich auf Winden immer höher emporgehoben. Schließlich standen wir nur noch in der Luft, nach 30 Essenzpunkten war die Manse noch immer nicht voll hochgefahren, aber unsere notdürftigen Reparaturen begannen zu bröseln, daher fuhr ich die Energie wieder auf einen niedrigeren Level herunter und zwar sehr langsam, bis wir die Manse ca. auf Level 2 von 10 energetisch stabil halten konnten. Und dann sahen wir uns begeistert um.

Die Flammenwand war deutlich weiter draußen als zuvor, damit war die Wyldgrenze deutlich rausgeschoben. Man konnte mit der Kristallkugel geistig die ganze Insel ansehen, sogar in die goldenen Hafenstatuen hineingehen und aus deren Augen blicken. Wahrscheinlich konnte man sie sogar auf diese Weise bewegen, wenn alles voll aktiviert war. Wir sprachen noch einmal mit Indis, erzählten ihr, was wir erreicht hatten und forderten einen Steinmetz an für die nötigen Ausbesserungen. Indis versprach uns, Ago aus dem Norden zu schicken, der würde nicht viel fragen, aber wir sollten ihm besser auch nichts erzählen, er könnte uns dann in ca. zehn Tagen abholen und wieder in zivilisierte Gegenden bringen. Bis dahin würden wir ein gezieltes Einregeln der Manse versuchen, für die Zeit unserer Abwesenheit, und auf die Suche nach dem Hearthstone gehen. Wenn es ihn nicht mehr gab, weil z.B. durch die Drachen zerstört war oder mit Kazân verschollen, würde es nämlich eine ziemlich lange Zeit dauern, bis sich ein neuer bildete - oder, wenn er noch irgendwo lag, würden wir ihn suchen müssen, sonst wäre eine richtige Nutzung der Manse gar nicht möglich. Aber vielleicht konnte uns diese Manse helfen, soweit sie schon aktiv war, den Hearthstone zu finden, es mußte dann eine Art Verbindung geben, vielleicht auch über den Namen der Manse.

Wir waren jedenfalls ziemlich zufrieden mit uns.

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