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Melting Pot

Teil III: Kapitel 17 - 22

Teil I: Kapitel 1 - 11
Teil II: Kapitel 12 - 16
Teil IV: Kapitel 23 - 24
Teil V: Kapitel 25 - 28
Teil VI: Kapitel 29 - ??


Inhalt

Kapitel 17: Under a Harrowed Moon
Kapitel 18: Wild Wild West I: Snake Challenges
Kapitel 19: Wild Wild West II: Westwards Ho!
Kapitel 20: The San Francisco Compact
Kapitel 21: Days of the Tentacle
Kapitel 22: Green With Anger


17. Under a Harrowed Moon

(Near Monument Valley, late Summer 1876)

Es hätte ja alles so glatt gehen können, wenn diese Rindviecher nicht gewesen wären. Wir sahen schon das Tor, das uns (vermutlich) in unsere Welt zurückgebracht hätte, als eine Herde Rinder hinter uns den Pfad entlang eine Stampede veranstalteten. 'Rinder' im weiteren Sinne -- sie sahen so aus, wie man sich Werrinder in Crinos vorstellt, Monsterhörner, rote Augen, Krallen und offenbar psychopathisch. Mit sowas diskutiert man nicht, auch nicht im Umbra, sondern schmeißt sich in den nächsten Straßengraben.

Als wir aus dem Graben wieder rauskamen, war die Straße anders, und die Hälfte von unserer Landpartie war mal wieder weg. Da die verschwundene Hälfte unsere ortskundige Katze dabei hatte, beschlossen wir, lieber das Tor zu benutzen, solange es noch da war. Kurzzeitig sahen wir in dem Tor die Silhouette eines Werwolfs in Crinos, dann war der auch weg.

Wir kamen in den frühen Abendstunden im Monument Valley heraus und meinten erst mal: Uff!! Die Sterne waren sehr klar und nahe, und die Sternbilder paßten. Etwas anderes paßte nicht. Wo waren die Satelliten?

Was sagte ich vorhin über die Eigenschaften des Universums?

Während wir noch da standen und rätselten, erschien Phönix mit ein paar Freunden.

Das sollte ich vielleicht erklären, aber ich habe keine Lust dazu. Sagen wir, für mich war die Reise durchs Umbra etwas länger als für die anderen. Auf meinem 'Umweg', der keine Zeit kostete und den anderen vermutlich nicht auffiel, traf ich unter anderem die Graue Frau, und ein Feuerpferd, das ich 'Phönix' nannte.

Wir schwangen uns mehr oder weniger unbeholfen in die Sättel und wandten uns nach Westen. Denn wo immer im Monument Valley wir waren, im Westen von uns mußte der Colorado River liegen.

Bevor die Nacht viel älter war, kamen wir in an eine kleine Stadt, nicht viel mehr als eine Straßenkreuzung. eine Handvoll Gebäude und ein paar verstreute Höfe. Was fehlte, war die Coca-Cola Reklame und der verbeulte Pick-up. Waren wir am Ende nicht in der Welt, sondern in der Zeit verrutscht?

In dem Saloon und dem General Store unten war noch Licht. Wir beguckten uns und beschlossen, daß Sally und ich einkaufen gehen sollten. Glücklicherweise hatte Malcolm in El Dorado einen Dachziegel mitgehen lassen, von dem wir ein paar Späne abrieben -- diese Zeit schien vor unserer zu liegen, da sollte man mit Gold zahlen können. Wir besorgten Klamotten für alle, Schießeisen für die Bedürftigen und eine Zeitung, die das Jahr als 1876 angab. Entsprechend sahen Waffen und Klamotten aus, bis auf ein paar Gimmicks, (Gatling Pistols??) die ich nicht einordnen konnte. Geschichte war noch nie meine Stärke. Der Ladenbesitzer war freundlich und professionell und haute uns nach Strich und Faden übers Ohr, weil wir keinen blassen hatten, was unser Gold wert war, und zu müde waren, um zu feilschen. Was soll's, wir haben's ja.

Anschließend gingen wir in den Saloon. Wir waren im Wilden Westen, also war das hier ein WildWest-Saloon wie sie sich gehören. Nur die Tanzmädchen fehlten, und Sally und ich wurden weniger von der Seite angequatscht als gefürchtet. George als Preacher Man war natürlich OK, aber Malcolm und Shawn ernteten ein paar schräge Blicke. Wir tranken Bier, aßen Bohnen mit Speck, belauschten die Einheimischen und lasen die Zeitung.

***

Lab Notes: Diese Realität, Teil 1
  • Das Jahr ist 1876
  • Der Bürgerkrieg läuft noch
  • Der Großteil Kaliforniens ist im Meer versunken
  • Die Züge fahren vielleicht nicht pünktlich, aber mit einem Affenzahn (ca. 50 mph Schnitt im Westen!)
  • Es gibt Monster -- bzw, andere Monster als bei uns.
  • Magie mit wenig Finesse (Heilen, Kaputtmachen) funktioniert besser als zuhause, trickreiche Magie (verwandeln, Kräfte dirigieren) schlechter.
  • Das hiesige Umbra ist ausgesprochen unfreundlich
  • Der Techlevel erinnert streckenweise an Science Fiction aus dem 19. Jahrhundert.
  • Frauen machen hier alle möglichen Jobs, ohne daß jemand sich anstellt
  • Ich gucke nie wieder 'Sliders'

***

Aus den Gesprächen an den Nachbartischen kriegten wir mit, daß die Rancher eine Menge Rinder verloren, und daß kürzlich ein Junge umgebracht worden war. Die Schuld wurde den Wölfen bzw. den Apachen gegeben, was sich ungefähr so anhörte, wie es sich immer anhört, wenn der erstbeste, der anders ist als die anderen, an allem schuld ist. Davon hatten wir ja alle schon mehr als genug, was das folgende vielleicht ein bißchen erklärt.

Wir beschlossen also, uns erstmal unauffällig zu verhalten, ehe jemand auf die Idee kam, daß wir viel bessere Sündenböcke abgaben als irgendwelche Wölfe oder Apachen. Außerdem sollte man wohl die Wölfe warnen, daß die Rancher was zum drauf schießen suchten. Das Massaker an Red Fur, Snarl und Clawless vor gerade drei Monaten subjektiver Zeit saß uns noch in den Knochen. Als wir uns gerade auf unsere Zimmer verziehen wollten, kamen noch drei Fremde, die nicht ganz geheuer waren und deren Geruch Malcolm nicht zusagte: Ein untoter Revolverheld, ein Hexer in Spielerklamotten und eine Frau mit einem ernsten Paddeligkeitsproblem. Sie redeten auch über irgendwas von Apachen, waren aber generell vorsichtiger. Außerdem fiel in ihrem Gespräch öfters der Name eines Eisenbahnbarons, ein gewisser Dr. Hellström.

Wir verzogen uns. Sally und ich bestellten ein Bad, und freuten uns auf eine Nacht Schlaf in richtigen Betten. Wir sollten es besser wissen...

Sally saß gerade in der Wanne, da begannen draußen, Wölfe zu heulen. Wir spitzten die Ohren und hörten, daß jemand auf Garou rief. Worauf Malcolm, wie schon im Amazonasurwald, sich wieder berufen fühlte, bei wildfremden Werwölfen einen Einstandsbesuch zu machen. (Der Etikette muß Genüge getan werden, und wenn die Welt dabei zugrunde geht!) Er antwortete, und der andere Werwolf heulte, er solle kommen, und würde erwartet. Malcolm schmiß sich also ins Fell. Wir hielten es für keine gute Idee, mit dem ganzen Rudel aufzutauchen -- das hatte bis jetzt immer nur Ärger mit konservativen Werwölfen gegeben, also ging Malcolm allein, und Shawn, in Echsenform, folgte in sicherem Abstand, falls es trotz allem Ärger geben sollte. Ich frischte mit Hilfe von Sallys Laptop meine Geschichtskentnisse auf, als es an der Tür klopfte.

Draußen stand Esmeralda in einheimischen Klamotten und mit gezogenem Schwert. (Das ist eine Marotte von ihr. Wenn sie das bei Leuten macht, die sie nicht kennen, freaken die bestimmt ganz schön aus.) Sie war, stellte sich heraus, schon 16 Jahre hier, bei den Texas Rangers gelandet. und konnte uns eine Menge Info geben. Während wir noch dabei waren, hörten wir Schüsse aus der Richtung, in die Malcolm gelaufen war. Mist. Sally sprang schimpfend aus der Wanne, und wir rannten los.

Wir waren noch nicht weit, als wir Shawn auf uns zufliegen sahen, einen Wolf in den Vordertatzen. Er landete außerhalb der Stadt in einer kleinen Senke. Malcolm sah ernsthaft zerschreddert aus, Kategorie, Das wird so richtig schwierig zu heilen. Dann tat George ein Wunder, blaues Leuchten und alles, mich fegte es fünf Meter zurück, und Malcolm war sichtlich weniger zerschreddert. Erstaunlich.

Malcolm erzählte, der andere Werwolf hätte sich als Stormwalker, ein Wendigo Theurge, vorgestellt. (Kein Rang. Rüpel.) Man sei gerade dabei gewesen, sich gegenseitig ein paar hinter die Löffel zu geben (Werwölfe!) als ein Schuß Stormwalker getroffen hätte, und er zum Angriff übergegangen sei.

Ein paar Details an der Geschichte überzeugten mich nicht ganz. Wenn Malcolm sich nur mit Stormwalker geschlagen hatte, woher kam dann die ganze Silbermuni, die George aus ihm rausgepult hatte? Ach, Stormwalker hätte 15 Apachen dabeigehabt, die keine Werwölfe und mit Silber bewaffnet waren.

Also, wenn dieser Werwolf koscher war, freß' ich meinen Besen.

Kurz darauf kamen drei Reiter -- die drei komischen Typen aus dem Saloon. Von ihrer Warte aus hatte es definitiv so ausgesehen, als wollte Stormwalker Malcolm zu Frikassee verarbeiten, weswegen sie auf ihn geschossen hatten.

***

Lab Notes: Diese Realität, Teil 2
  • Es gibt hier keine Garou
  • "Wiedergänger": Untote wie aus 'The Crow' -- unkaputtbar, tageslichtreistent, trinken kein Blut.
  • Das Umbra ist voll von Banes, die sich 'Manitous' nennen. Ein Wiedergänger entsteht, wenn ein Manitou einen Toten übernimmt. Manche Wiedergänger sind OK, manche psychotisch.
  • Den Indianern geht es deutlich besser als in unserem Wilden Westen.
  • Die Gegend hat ein extrem schlechtes Karma
  • Nicht weit von hier bosseln irgendwelche Eisenbahner an irgend etwas rum, aber es gibt hier keine Bahnlinie. Man hört Explosionen und geisterhaftes Heulen
  • Es gibt hier eine Art Kohle, die man 'Ghost Rock' nennt und die angeblich aus toten Seelen besteht. Brennt aber wie der Teufel. Na klasse.

***

Wir kriegten doch noch unseren Schlaf und begannen am nächsten Nachmittag mit den Nachforschungen. Alles lief irgendwie auf Stormwalker und diese Baustelle von den Eisenbahnern heraus. In der Nacht machte Shawn einen kleinen Erkundungsflug und berichtete, daß Stormwalker bei den Eisenbahnern hauste, nachts die Gegend unsicher machte, und daß außerdem seine Apachen patrouillierten. Außerdem gab es im Camp einen Ingenieur-Typen, der leicht im Streß wirkte.

Wir mußten uns mal mit Stormwalker unterhalten.

Malcolm tat so, als wolle er sich noch mal mit ihm treffen (so was glaubt auch nur ein Werwolf! Und nicht mal die immer!), und als Stormwalker loswetzte, um seine Indianer zu holen, legten wir ihm einen Hinterhalt.

Es stellte sich heraus, daß der werte Herr Wendigo Theurge Stormwalker so verrückt wie Nebel und Schnee war und vorhatte, mit Hilfe der Eisenbahngesellschaft ein Tor in unsere Welt zu öffnen, um die 'Medizin' dieser Welt dahin zu bringen und den Indianern gegen die Weißen zu helfen. Außer meschugge war er auch noch tot, und wenngleich wir seine ursprüngliche Frustration über die 'Eroberung' des Westens nur zu gut verstanden, hatten wir doch nicht vor, ihn mit solchem Blödsinn durchkommen zu lassen.

Was wir brauchten, war der Ingenieur. Nach einer Planungssitzung, die die halbe Nacht dauerte, schlichen Shawn und ich uns ins Lager. Es lief 1a, bis wir in dem Zelt des Ingenieurs waren, der uns unglücklicherweise bemerkte und ein Drehrad an einem riesengroßen Kasten bediente. Shawn wurde sicherheitshalber schon mal zum Drachen, das Zelt war klüger und gab nach, und ich stellte fest, daß der Kasten eine GhostRock-Bombe vom Kaliber einer kleinen A-Bombe enthielt, und daß der Zünder eine Fehlkonstruktion war und nicht zünden würde. Glück gehört zum Handwerk.

Dann flog Shawn ab, den Ingenieur in den Pratzen, und ich klammerte mich mit einer Hand an eine Hintertatze und schoß mit der anderen Sperrfeuer. Wir entkamen ohne einen Kratzer. Stormwalker, zu weit weg um einzugreifen, sah uns und machte drohende Gesten. Sally, die unseren Rückzug hätte decken sollen, wenn wir zu Fuß abgehauen wären, nutzte die Gelegenheit, um ihm noch eine Kugel ins Fell zu jagen -- bei Stormwalkers untotem Zustand mehr ein Statement als ein Angriff. Stormwalker entplöppte.

An unserem vereinbarten Treffpunkt interviewten Shawn und George den Ingenieur. Der Kerl war genauso verrückt wie Stormwalker, aber mit dem, was er von sich gab und seinem Notizbuch, das ich vor dem Abflug noch gegriffen hatte, kriegten wir raus, daß, um das Tor zu öffnen, eine große Explosion an exakt der gleichen Stelle in beiden Welten nötig war. Das erklärte die Bombe. Außerdem, reimten wir uns aus seinen Andeutungen zusammen, war auf 'unserer' Seite an der Stelle ein Caern.

"Wir müssen zu uns rüber!" sagte Malcolm. "Sofort!"
Wir guckten ihn etwas blöd an. Wenn wir den Weg wüßten, wären wir schon lange zu Hause.
Worauf er meinte, Stormwalker kenne doch den Weg offenbar: wir müßten ihn nur verfolgen.
Na gut... wenn man das kann -- um so besser.

***

Leute und Orte

***

Zurück in unserer Realität war 1876, in einen der großen Felsen führte ein Eingang, und an der Stelle des Eisenbahnercamps war ein ungeordneteres Camp, das von Werwölfen bewohnt war -- Black Spirals, um genau zu sein. (Kennt man ja.) Cat wurde beim Spähen von einem Spirit Ward erwischt, rannte zu uns zurück, ein Rudel Spirals auf den Hacken, ich versuchte gerade, sie abzulenken, da erschien neben Shaya die Inkarnation des unausstehlichen Kleinkindes mit Plärrstimme und grünen Haaren und fing an zu plärren. Ich hatte so meine Idee was das sein könnte, ließ alle Zauber fallen wie heiße Kartoffeln, und erklärte dem Grünling, die angreifenden Spirals würden bestimmt gerne mit ihm spielen, woraufhin er sich auf die Angreifer stürzte, gleichzeitig mit einem Wind, den Malcolm gerufen hatte, einem Erdbeben von Shawn, und bald waren die Spirals, Malcolm, Shawn und George damit beschäftigt, auf dem Hang herumzurollen und die Fetzen fliegen zu lassen, dieweil wir anderen uns dachten, wir wären hier überflüssig und gingen lieber mal die Explosion verhindern. Natürlich holten unsere Turbos uns vor dem Eingang zur Mine ein.Unterwegs flickten George, Malcolm und ich noch einen sterbenden Werwolf, mit dem offenbar die Spirals gespielt hatten, zusammen. Der Werwolf nannte sich 'Windwalker' und war ansonsten nicht besonders kohärent. Wir hatten keine Zeit dafür und rannten den anderen nach.

In der Mine verirrten wir uns erstmal, und auf einmal kam uns Stormwalker entgegen, rennend als stünde seine Schwanzspitze in Flammen. Wir, verrückt wie wir nun mal sind, rannten in die Gegenrichtung, wo gerade eine Lunte auf einen großen Stapel Dynamit zubrannte. Ich glaube, ich erwischte die Lunte, aber ein Wind fegte über mich hinweg und ich spürte die Energie hochrollen und warf einen Schild so gut ich konnte, alle anderen, die das konnten, taten das gleiche. (Wir sollten das mal zusammen üben.) Dann explodierte alles, und George und ich freakten aus, aber der Schild hielt.

Stormwalker war weg, als wir aus der einsturzgefährdeten Höhle herauswankten, und im Umbra hing ein Brückenkopf, drehte Däumchen und wartete auf seine andere Hälfte. 1:1 für Stormwalker, und eine Explosion stand noch aus. Wir hängten uns also wieder an seine Fersen. Zum Glück fanden wir mit Mir-Hertas Hilfe eine Abkürzung durchs Umbra, und waren drei Tage lokaler Zeit nach unserem eiligen Aufbruch wieder in der Böse-Geister-Welt.

***

Diesmal hielten wir uns nicht mit Aufklärung auf. Shawn und Malcolm machten einen Ablenkungsangriff, wir anderen schlichen uns in das Camp. Cat meuchelte den Wissenschaftler, der an einem Zünder herumschraubte. Die Bombe wurde von fünf Kampfrobotern bewacht, die aussahen wie dem Hirn eines verrückten Etherites entsprungen, von Dampf angetrieben wurden und automatische Waffen hatten. Es gab eine kleine Schlacht, in der ich nichts weiter tat, als einen Stillezauber aufrechtzuerhalten und mir mal wieder wie ein D&D-Magier vorzukommen.

Stormwalker kam zu spät. Malcolm, hörten wir später, bannte ihn mit einem Blick und Shawn biß ihm den Kopf ab. Die zwanzig Leute, die noch im Lager waren, sahen zu, daß sie Land gewannen.

Wir bauten das Lager ab, schafften die Bombe weg, bestatteten die Toten und machten uns auf den Weg nach Hause.

***

Inzwischen kannten wir uns ja schon aus und kamen mühelos zurück. In unserer Welt war immer noch 1876 und die Trümmer rauchten noch. Eine Untersuchung der Trümmer ergab, daß die Spirals dabeigewesen waren, den Ort in einen Hive (=Black Spiral-Nest, schlechte Medizin) zu verwandeln, damit aber noch nicht sehr weit gekommen waren. Mir-Herta half uns, die richtigen Rituale zu wissen, und Malcolm sorgte mit unserer Unterstützung dafür, daß der Caern aufgeräumt und aufgeweckt wurde. Der Geist der Caerns war Klapperschlage.

Ich verbrachte viel Zeit damit, faul herumzuliegen, auszubleichen, und über den Wert schön langsamer, gemütlicher, ritueller Magie nachzudenken. Als wir mit dem Caern fertig waren, rief Malcolm ein 'Wer dieses Land beansprucht, soll sich doch bitte bei uns melden', und erhielt eine Antwort von einem Joshua Morningkill von den Silver Fangs.

Joshua kam mit einem Pack angeritten, als wir gerade einen Hirsch erlegt hatten und dabei waren, Barbecue zu machen. Sie waren alle sehr höflich und etwas verwirrt über uns, aber nachdem Klapperschlage uns alle als koscher anerkannt hatte, fühlten wir uns in einer ziemlich überlegenen Position und waren auch sehr höflich. Ich erzählte unsere Geschichte ohne mich allzusehr darüber auszulassen, woher wir eigentlich kämen ("Also, wir waren im Umbra unterwegs, als...") und was wir wären.

gespielt: 2./3. November 2001 und 8./9. März 2002
rauf


18. Wild Wild West I: Snake Charming

(Near Monument Valley, late Summer 1876)

Mitten in dem PowWow war wieder ein Heulen zu hören, und ein weiteres Rudel Werwölfe erschien, dieses Mal Indianer, eine White Raven und zwei andere Uktena. Prompt begann das gegenseitige Angegifte, bis ich zurückgiftete, daß sie an unserem Lagerfeuer wären und sich gefälligst entsprechend benehmen sollten. Cat, Malcolm, Mir-Herta, Klapperschlange und ich machten schnell unser eigenes Mini-PowWow und verkündeten kurze Zeit später unseren Gästen, daß wir ihnen drei Aufgaben stellen würden, und wer diese besser bewältigte, wäre der neue Hüter des Caern.

Die erste Aufgabe war, die Nacht Frieden zu halten und uns zu erzählen, warum sie glaubten, der Caern sei bei ihnen in guten Händen. Morningkill meinte, sie seien am besten in der Lage, ihn zu verteidigen, White Raven sagte, sie könnten ihn seiner ursprünglichen Bestimmung als Kreuzungspunkt der Wege zuführen.

Wir waren noch am Interviewen, als wir ein Stück von unserem Lager entfernt Kampfgeräusche hörten. Sally, Esmeralda und ich wetzten hin (Sally mumelte später etwas von 'Drei Engel für Charlie') und sahen einen komischen Kerl mit Schwert, ganz in Weiß, der ein bißchen wie Alex aussah, in hellen Flammen stand und mit einem Rudel mutierter Hunde kämpfte.

Wir machten, mit Hilfe von zweien der Werwölfe, kurzen Prozeß mit den Hunden. Der komische Typ stellte sich als Malcolm (nicht Charlie) Fox vor, war offenbar gegen Feuer immun und litt an Gedächtnisverlust. Wir nahmen ihn erst mal mit.

Der Rest der Nacht verging mit Geschichtenerzählen, ich versuchte, beiden Rudeln Gelegenheiten für Gemeinsamkeiten zu bieten. Denn eines war klar, wem immer wir auch die Caern geben würden, die anderen würden keine Ruhe geben. Also war das Ziel, sie beiden zu geben, und besser, sie gewöhnten sich schon mal aneinander.

Den nächsten Nachmittag überlegten wir und puzzelten einen Plan zusammen. (Cat jagte zwischendurch Springmäuse und sah unglaublich possierlich aus.) Der zweite Test, den wir den Werwölfen stellten, war, eine Klapperschlange zu fangen -- lebend und unbeschädigt. Wie erwartet war das kein Problem für sie. Der dritte war, sich von besagter Schlange beißen zu lassen und auf eine von uns und Klapperschlange entworfene Vision Quest zu gehen. Nichts aufwendiges: nur eine schmale Brücke über einen Abgrund zu überqueren, während oben ein Vogel Greif einen für das Mittagessen hält.

White Raven (erfuhren wir später) schlug Joshua vor, zu kooperieren. Der war sich zu fein dafür und zog einen irrwitzigen Stunt ab, der geklappt hätte, wenn das Szenario das vorgesehen hätte. White Raven murmelte 'argh' und überquerte unbehelligt die Brücke.

Wir hatten unsere Ausrede, und gaben White Ravens Pack für Weisheit und Kooperation die Wege des Caern und machten Joshua und Pack für Mut und Ideenreichtum zu dessen Hütern. Natürlich waren alle sauer, aber keiner traute sich, zu widersprechen -- vor allem nicht, da Cat ihnen erklärte, sie könnten ablehnen, dann würden wir eben jemand anders finden.

***

Klapperschlange war deutlich angetaner als ihre neuen Rudel und gab jedem von uns ein Geschenk. Fox war so beeindruckt, daß er die Schlange als sein Wappentier und seinen neuen Namen annahm.

White Raven, immerhin, gab uns einen Namen, der uns weiterhelfen konnte: Trenahi in einem Park in San Francisco.

Sally entschloß sich nach der Episode mit den Mutantenhunden ebenfalls Schwertkampf zu lernen, getreu dem Motto, 'egal was es ist, wenn der Kopf ab ist, ist es Geschichte'.

***

Joshuas Rudel:

White Ravens Rudel:

sonst:

***

Lab Notes:
  • Klapperschlange, Totemgeist, indianisch. Spezialgebiete Gift, Schnelligkeit, Geheimnisse, Wiedergeburt.
  • Ich frage mich, wie Vision Quests funktionieren. Wenn man selber eine stellt (mit Hilfe eines Geistes natürlich) scheint es ein wenig wie ein Puppentheater. Ich habe ein wenig das Gefühl, daß wir die Werwölfe betuppt haben. Ob die Graue Frau sich genau so fühlt? Andererseits läßt sich die Realität solcher Questen unmöglich bestreiten...
  • Zeitreisen: Haben wir das hier schon getan? War der Caern in unserer Gegenwart nicht verloren? Wird er das in unserer Gegenwart, wenn wir dahin zurückkehren, wieder sein? Oder nicht? Ist das dann noch unsere Gegenwart? Muß ich mal mit Sally drüber reden... Besser nicht mit Malcolm, der ist die ganze Zeit schon so ausgespaced.
  • Mutantenhunde: Offenbar Manitous, die uns in unsere Welt gefolgt sind. Treten sich auch die Pfade zwischen den Welten aus, wenn sie oft benutzt werden?
  • Magie/Gestaltwandel: Ich fange an, ein Konzept davon zu kriegen, wie Gestaltwandlungen in etwas nicht-menschliches funktionieren können. War anscheinend eine Sackgasse, zu versuchen, Malcolms und Alex' Trick nachzubauen: die tragen ihre alternative Gestalt bereits in sich, ich tue das nicht. Werde anfangen, mir selber eine alternative Gestalt zu erfinden, aber sie wird wohl nie in dem Maß Teil von mir sein. Ich weiß noch nicht, welche. In nächster Zeit sollte ich mich mal wieder etwas mit Tierkunde beschäftigen. Außerdem sollte ich etwas mehr mit dem experimentieren, was ich schon kann. Bis jetzt bin ich zu vorsichtig.

gespielt: 16. August 2002
rauf


19. Wild Wild West II: Westwards Ho!

(Southwest, late Summer 1876)

Also sattelten wir wieder die Hühner bzw. die Pferde. Direkt nach SF zu reiten, quer durch die Wüste und über die Sierra Nevada erschien uns wie eine blöde Idee, also ritten wir nach Norden, um dort auf die Bahnlinie zu treffen. Der Ritt verlief weitgehend ereignislos, wir trafen auf einen Viehtrieb und brauchten 2 ½ Tage, um die Salzwüste zu durchqueren... Also, diese Salzwüste ist schon etwas, auch wenn wir alle fast eingingen vor Hitze -- bis auf Phoenix, die sich wieder rötlich färbte und einen geradezu unangemessen heiteren Eindruck machte. Sieht mir ähnlich, bei einem Feuerpferd zu landen.

Schließlich kamen wir in Salt Lake City an. Wir tauschten mehr Gold, kleideten uns neu ein. (Esmeralda wirkte begeistert, Sally interessiert und mich überkam ein leichtes Grausen angesichts all dieser schnieken Plünnen.) Es gab keine Hellström-Universität. Nur Kirchen.

***

Eine Woche später nahmen wir den Zug nach Westen. Wir hatten Schlafwagenabteile der Ersten Klasse, ziemlich am Ende des Zuges. Als der Zug also quietschend und schnaufend stehenblieb und Schüsse ertönten, waren wir davon ziemlich weit weg und hatten Zeit, uns umzuziehen, bevor wir uns ins Gewühl stürzten. Wir hatten zwar Geld, aber keine Lust zu spenden.

Sally und ich kletterten aufs Dach des Zuges und schossen auf alles, was uns entgegenkam. Relativ weit vorne war ein Postwagen, der von Soldaten gesichert wurde -- in der Gegend war die Luft extrem bleihaltig. Shawn wetzte in einem weiten Bogen zur Lok und setzte den Zug wieder in Bewegung (die Banditen hatten den Lokführer erschossen), George pickte sich die Leute von der Seite aus heraus, und Esmeralda und Cat, später unterstützt durch Snake, kümmerten sich um die Ganoven, die gerade die Passagiere ausnahmen. Letzteres dauerte so richtig, richtig lange, die drei Kerls schienen irgendwie kugelfest zu sein, und erst als George und ich mit auftauchten, wurden wir mit ihnen fertig. Peinlich!

George konnte uns erklären, wieso die Leute so taff gewesen waren: Offenbar hatten sie Vampirblut getrunken. Wir hielten also den Zug wieder an, gaben den Soldaten einen Überblick über die Lage und ritten los, den Vampir zu jagen.

Stellte sich heraus, der arme Kerl war ein komplettes Babe in the Woods, keine Ahnung von nix und keine böse Absicht. Er hatte deswegen nicht an dem Überfall teilgenommen, weil er sozusagen kein Blut sehen konnte. George nahm ihn unter seine Fittiche, und wir fuhren weiter.

***

Einen Tag später gab's den nächsten Überfall. Shawn tutete ein SOS, Sally und ich waren schon wieder auf dem Dach, aber Shawn schien einfach die Schnauze voll von Banditen zu haben -- zumindest legte der Anblick eines Drachen, der die Bandidos mit ihrem eigenen Baumstamm vertrimmte, das nahe. Sally und ich moserten über unsere verrußten Klamotten und wir fuhren weiter.

***

Es war der Abend eines anderen Tages, als wir in Sacramento ankamen. Hier endete die Bahnlinie. Wir trödelten mit dem Aussteigen, bis die Sonne sicher hinter dem Horizont verschwunden war.

Am Bahnhof stand eine Leiche und bemerkte uns. George unterhielt sich kurz mit ihm und ließ ihn dann einfach stehen. Auf Nachfrage sagte er, der Prinz der Stadt wolle auch von Durchreisenden, daß sie sich vorstellten, er habe dazu nur gesagt, "ein andermal".

Der Trail nach SF war ausgefahren und leicht zu reiten. George war offensichtlich wachsam, jedenfalls bemerkte er als erster eine kleine Eule, die uns nachflog. Irgendjemand (Cat oder George?) murmelte etwas vom hermetischen Code, der es Magiern verbieten würde, andere Magier auszuspionieren. Ich grinste mir eins, lockte die Eule an, verfütterte ihr eine Maus, die Cat für mich gefangen hatte, färbte ihr Gefider grün, und plötzlich überkam mich etwas und ich sagte der Eule in tadellosem mittelalterlichem Latein (versicherte mir George): "Bonisagus, Founder of the Order, says 'Thou Shalt Not Spy Upon Other Mages!'"

Dann ließ ich die Eule wieder fliegen.

***

Leute:

***

Lab Notes:
  • Entwaffnen: Leuten Lähmungen der Hand anzuhexen, damit sie ihre Waffen fallen lassen ist nicht zu empfehlen, die ballern dann irgendwo hin.
  • Gestaltwandel-Experimente: In Verbindung mit dem neu Einkleiden mal versucht, mich besser aussehend zu machen. Festgestellt, daß es mir ganz stark an Visualisierung fehlt.
  • Wer oder was immer da den hermetischen Code zitiert hat, kann keine Tremere leiden. Mal mit George über die Geschichte des Order of Hermes und der Tremere unterhalten?
  • !!! Sieben Tage in einem Hotel in Salt Lake City geblieben und den Effekt vergessen !!! erst beim Überfall wieder eingefallen. Den Göttern sei Dank, daß das am dritten Tag war! Vorsichtiger sein!!!

gespielt: 17. August 2002
rauf


20. The San Francisco Compact

(San Francisco, late Summer/early Autumn 1876)

San Francisco empfing uns wie Weihnachten bei Muttern, alle Kerzen entzündet, der Tisch gedeckt und nach Spekulatius riechend. Naja, nicht ganz, aber mir fällt kein anderer Vergleich ein, was sehr merkwürdig ist, weil dieser Vergleich kein bißchen meiner ist. Wir kamen mit der letzten Fähre über die Bay geschippert, und der Wind über dem Wasser war kalt, wie er es immer ist, am Morgen würde es Nebel geben, und die von Gaslaternen erleuchteten Straßen versprachen einen Platz zum Bleiben. Ich war müde vom Trail und dem nächtlichen Reisen und wünschte mir einen Platz zum Bleiben mehr, als ich zugeben konnte, andererseits hing mir immer noch der Schock der sieben Tage in Salt Lake City nach, ich wäre wehrlos in die Kugeln der Eisenbahnräuber gelaufen, hätten sie uns nur einen Tag früher überfallen, wie damals, 1995 in Knoxville, und die Kluft zwischen Wollen und Können machte mich grimmig und zynisch.

Wir beschlossen, ins St Francis Hotel zu gehen, von dem wir uns vage erinnerten, daß das schon vor dem großen Erdbeben ein Luxusschuppen gewesen war, und diesmal hatten wir's ja. (Und wir fingen an, ein bißchen rumzuspinnen, wie wir aus dem "wir haben's ja" von 1876 ein "wir sind zu reich um zu stinken" 1997 machen könnten...)

Am Fähranleger lauerten promt ein Vampir und ein Werwolf, die einander entschlossen ignorierten, auf Neuankömmlinge. Beide hatten kein Problem damit, daß wir ihnen sagten, sofort ginge nicht, aber wenn sie uns ein paar Stunden Zeit ließen um uns einzurichten, wären wir geehrt, bei ihnen einen Einstandsbesuch zu machen.

Wir nahmen zwei Suiten, warfen uns in die Badewannen und ließen uns ein Abendessen bringen. Anschließend wollten Esmeralda und ich einen kleinen Bummel unternehmen. Unglücklicherweise wurde daruf nichts -- vor dem Hotel lauerte ein pampiger Typ, der sich Kant nannte, uns auf und ersuchte im unhöflichsten denkbaren Ton um eine Verabredung mit Esmeralda. Sie floh zurück ins Gebäude, ich machte mich unauffällig und belauerte den Kerl. Cat erschien, zog vor der Nase des Kerls einige Tricks ab, die vermuten ließen, daß er ihm erzählte, er sei Katzenfutter wenn er seine schmutzigen Pfoten nicht bei sich behalten würden. Kant war nicht so beeindruckt, wie er hätte sein sollen. Irgendwann verzog er sich und ich blieb ihm auf den Hacken.

Er traf sich in einer Gasse mit einem Italiener oder Spanier mit langem Namen und Schwert, schoß den nieder, während man sich noch einander vorstellte, schlug ihm den Kopf ab und die Gasse explodierte. Ich kriegte einen Blitz ab und hatte Mühe, die Nerven zu behalten, alle Hunde heulten, Kant, obwohl wesentlich heftiger geblitzdingst als ich, marschierte davon und verschwand in einem Gully.

Ich latschte zum Hotel zurück und erfuhr dort, daß es gerade ein kleines Erdbeben gegeben hatte, das mir vor lauter Geblitze völlig entgangen war.

***

Esmeralda erklärte, gemäß dem Ehrenkodex ihrer Leute müsse sie sich mit Kant duellieren, war aber im Licht von Kants offensichtlichem Mangel an Ehrenkodex bereit, Sally als Sekundantin mitzunehmen. ("Wenn er linke Touren versucht, erschießt, entwaffnet und verschnürst du ihn und wartest dann, bis ich imstande bin, dir zu sagen, wie's weitergeht" -- anscheinend sind Esmeraldas Leute noch kugelfester als diese verflixten Zugräuber, nur nicht so schnell.)

***

Derweil hielt George seine Verabredung mit dem Vampir ein und kam wieder mit der Nachricht, der Prinz dieser Stadt sei schon der gleiche wie zu unserer Zeit, ganz vernünftig, und er wollte einen Frieden mit den Werwölfen. Ach ja, Werwölfe, da war ja noch was.

Wir machten uns also auf zum Golden Gate Park.

Die Werwölfe ließen uns rein und brachten uns zu Trenahi. Da sie diejenige war, von der wir uns Hilfe erhofften, erzählte ich ihr die ganze Geschichte ("Unsere Geschite beginnt in etwas 120 Jahren..."). Sie wollte erst mal von uns wissen, ob innerhalb der nächsten Tage ein Erdbeben die Stadt in Schutt und Asche legen würde. Wir konnten ihr versichern, daß das unseres Wissens nicht der Fall sein würde, worauf hin sie uns erzählte, unter der Stadt schliefe ein riesiger alter Drache/-ngeist, der Erdbeben auslösen würde, wenn sein Schlaf unruhig sei... und irgendwas würde ihn zur Zeit pieksen. Ob Shawn vielleicht mit dem Drachen reden bzw. ihm ein Schlafliedlein singen könnte? Shawn war sich nicht sicher. Ich dachte sofort an Kant und die Blitze, aber auch daran, daß Esmeralda nicht mal bei uns mit ihren Geheimnissen hausieren ging, und deutete an, wir wüßten, was den Drachen pieskt, wären aber nicht in der Situation, es erzählen zu dürfen, aber wir würden sie in Kontakt mit den Leuten bringen, die konnten. Esmeralda verhielt sich still, ich nahm an, daß sie einfach etwas Bedenkzeit brauchte.

Trenahi jedenfalls wurde giftig und meinte, wenn wir ihnen nicht (zu ihren Bedingungen, nehme ich an) helfen wollten, sollten wir uns zum Donnerdrummel scheren, und da bekanntermaßen mit muffeligen Werwölfen kein Reden ist, machten wir uns davon.

Kaum hatten wir den Park verlassen, rief Esmeralda etwas von 'Oh, Scheiße!' und begann, loszusprinten. Kurze Zeit später sahen wir eine nahezu-Wiederholung der Szene aus der Gasse: zwei Leute duellierten sich mit Schwertern, was passieren würde war klar, und wir zogen die Kanonen, um sie einfach alle niederzumähen und dann das Schlamassel auszusortieren, aber zu spät, die eine von beiden zog einen sauberen Schlag durch, ein Kopf fiel zu Boden und die Blitze sammelten sich...

Wir waren gut. Ich meine, so richtig gut. Shawn ging in eine Instant-Trance (nur mit Wasser aufgießen), ich brüllte Snake eine Visualisierung zum Fernhalten der Energie aus dem Boden zu, Cat fand Tokamoc im äußeren Umbra und ich sammelte mit Snake zusammen die Energie auf und schob sie an Cat weiter, der sie von Tokamoc, der immer nach einem Starter zum Hochgehen suchte, abziehen ließ. Etliche Blitze fuhren in die Siegerin des Duells, blieben aber offenbar dort. Nichts explodierte. Es gab kein Erdbeben

In Sekundenschnelle war alles vorbei. Wir sahen alle aus wie der verrückten Erfinder nach der Explosion im Labor, Shawn hatte sich in einen Drachen verwandelt, und die Frau mit dem Schwert versuchte verzweifelt, sich auf den Beinen zu halten und erwartete offenbar, daß wir auf sie losgehen würden. Es begann zu regnen.

Später, in unserer Suite, unterhielten wir uns. Ich kriegte inzwischen nur noch die Hälfte mit, als die Frau (nannte sich Ceridwen) uns irgendwas über Kant und Fehden erklärte, das einzige was durchkam, war, daß diese Leute nicht aufhören würden, sich zu schlagen, nur weil dann halb Kalifornien ins Meer rutschen würde. Cat argumentierte etwas vom Beharrungsvermögen der Zeit, Esmeralda etwas mit heiligem Boden und ich fühlte mich genauso verwirrt wie Reads-Between-the-Lines, der Werwolf, der irgendwie in unser Pow-Wow gekommen war, aussah.

Den Tag über gingen Esmeralda und Ceridwen um Kant einzufangen, zu verschnüren, aus der Stadt zu schaffen und ihm zu zeigen, nehme ich an, wo das Schwert hängt. Sie blieben eine Weile weg. George ging beten und Shawn konferierte mit den Geistern seiner Ahnen. Ich tigerte durch die Stadt und wünschte mir einen einfachen, beherrschbaren Notfall, suchte nach Kaiser Norton, plauderte etwas mit ihm und tauschte etwas von seiner Währung ein. Ein sehr netter alter Mann.

Am Abend hatte George eine Erscheinung und Shawn eine Erleuchtung gehabt, und beide erzählten etwas davon, die ganze Stadt zu heiligem Boden zu machen. Ich erinnerte mich lebhaft, wie solche Versuche meistens enden -- bestenfalls ist es für Katze und produziert nur eine weitere mehr oder weniger fanatische Sekte, schlimmstenfalls werden die Leute tatsächlich alle religiös, und wohin das führt, kann man in Jerusalem betrachten. Die Alternative wäre, die Erdlinien und Knoten großräumig zu rearrangieren, und Zauberer, die so etwas versuchen, brauchen im allgemeinen keinen mißgelauten Drachen, um ganze Landstriche zu verwüsten oder zu versenken.

Aber George, Cat und Shawn bestanden darauf, daß es machbar war, also begann ich, darüber nachzudenken, WIE es machbar war, mit deutlich weniger Begeisterung als der, mit der man sich normalerweise ans Brennesselnjäten macht. Ohne Handschuhe.

Unterm Strich lief der Plan darauf hinaus, den Werwölfen zu sagen, die Geister hätten gesagt, sie sollten das Umland ihres Caerns auf die gesamte Stadt ausweiten. Dazu müßten sie natürlich mit den Vampiren Frieden schließen, denn wenn die Nachbarn sich ständig prügelten, könnte der älteste Drache nicht ruhig schlafen. Und letztlich würden wir mit einer Menge der stärkeren Entitäten der Stadt reden, damit sie gelegentlich dem Drachen Schlaflieder sangen.

Es schien mir, als sei das jetzt schon das zweite höchst zweifelhafte Kaninchen, das wir in kurzer Zeit aus dem Hut zogen, aber unglaublicherweise schienen sie es alle irgendwie zu schlucken, und was blieb, war allseitiges Aufgeplüsche und Geknurre beruhigen und alle Beteiligten glauben zu machen, daß es von Anfang an ihre Idee gewesen war -- ein Unterfangen, bei dem ich mich deutlich qualifizierter fühlte. Mit Zankereien, Eitelkeiten und politischem Gekabbel umzugehen, habe ich in Pine Cottage gelernt. Schließlich sollte ich mal was vernünftiges werden.

"Vernünftig", sagt die Graue Frau, "wird bei weitem überschätzt."

***

Leute:

***

Lab Notes:
  • Drachen: Inkarnierte Erd- oder Feuergeister? Oder das Land selber? Zusammenhang mit Erdbebengebieten?
  • Einige Werwölfe, insb. Uktena und Stargazer, scheinen Drachen als heilig zu betrachten, andere angeblich nicht, habe ich aber noch nicht gesehen. -> Die erkennen einen Drachen nicht, wenn er nicht seine Gestalt trägt?
  • Uktena-Werwölfe scheinen die Gewohnheit zu haben, Geister, die sie nicht gebrauchen und nicht besiegen können, in Schlaf zu halten. Andere Werwolf-Stämme finden diesen Methode zumindest zweifelhaft. (Scheint aber zu wirken.)
  • Leute wie Esmeralda nennen sich 'Unsterbliche'. Sie heilen Verletzungen, gleich ob tödlich oder nicht, in Windeseile und altern nicht, haben aber die Angewohnheit, wenn sie andere ihrer Spezies treffen, einem Duellkodex folgend einander die Rübe runterzuhauen. Danach gibt es ein Blitzgewitter und der ohne Kopf bleibt tot. Nutzen? Natur der Blitze???
  • Städte können einen sie repräsentierenden Spirit haben
  • Manche Spirits (z.B. Tokamoc) existieren anscheinend zeitunabhängig. Oder sind sie nur sehr alt?

gespielt: 17./18. August 2002
rauf


21. Days of the Tentacle

(San Francisco, early Fall 1876)

San Francisco wurde uns im Laufe der Verhandlungen für den Compact recht vertraut, inclusive der dunklen Ecken. Die dunkelste war die alte spanische Mission. Der Wyrm-Geruch war so stark, daß Malcolm umkippte, und Alex spuckte wie ein Reiher. Doch die lokale Sept ignorierte den Ort mit einer Entschlossenheit, daß mehr dahinter stecken mußte. Wir zogen ein paar Erkundigungen ein und fanden haufenweise schlechtes Karma, Hinweise auf satanistische mexikanische vampirische Zauberer, Hinweise auf ein düsteres Geheimnis von Don Benedict (einem Berater des Prinzen), und im Umbra etwas, das aussah wie die Lovecraft-Version von Jacks Bohnenstengel.

Ich schickte eine Ratte hinein, die in einem Kellerraum erschlagen wurde und irgendwie verschwand, obwohl ihr Körper zurückblieb. Georges Informantin unter den Vampiren sagte etwas davon, daß ein Vampir dort hineingegangen und als wahnsinniger Serienmörder (für Vampirstandards!) wieder herausgekommen sei. Auf eine Provokation von Cat hin erfuhren wir, daß das Wyrm-Ding in der Mission das einzige War Pack der Sept vor Jahren ausgelöscht hatte, woraufhin die Werwölfe nur Wächter zurückließen und sich lieber einfacheren Problemen widmeten.

Einfache Probleme, natürlich, stehen nicht in unserer Jobbeschreibung, und wir sind es unserem Ruf schuldig, das Unmögliche sofort zu erledigen. Alex wollte schon mal anfangen, während wir noch vergeblich versuchten, weitere Informationen zu bekommen, und kriegte, kaum, daß er den Keller betreten hatte, von aus dem Nichts aufgetauchten Tentakeln (anscheinend die hungrigen Wurzeln des Bohnenstengels) gewaltig die Hucke voll, auch wenn er das nie so zugeben würde.

Eines war klar: Wir brauchten einen Spirit Ward, wenn wir die Mission auch nur untersuchen wollten. Und der einzige unter unseren Kontakten, der offensichtlich einen wirken konnte, war der Buchhändler. Also luden wir ihn ein, uns seine Unterstützung anzubieten, was er auch tat.

***

In einer trüben, nebligen Nacht Mitte September zogen wir also in voller Kriegsbemalung (oder was wir statt dessen verwendeten) zur Mission. Uns auf den Fersen war eine ganze Menagerie von Katzen, Fledermäusen, Eulen, Straßenkötern und so weiter. Wir hätten Eintritt nehmen oder die Exklusivrechte verkaufen sollen.

Der erste Versuch ergab: Die Tentakel kommen raus, wenn man den Kellerraum betritt. Dann kommen sie aber von überall, bis man das Grundstück verlassen hat. Außerdem sind es viele und sie sind schnell. Für den Rückzug wendeten wir die wirksame Hasenfuß-Taktik an, fletschten die Zähne und machten einen anständigen Schlachtplan.

Ich schuf einen kleinen Wirbelsturm um George und den Buchhändler, der Angriffe von außen von ihnen ablenken würde. Tentakel, die im Inneren des Sturmes materialisierten, würde George erledigen, damit der Buchhändler in Ruhe zaubern konnte. Beim zweiten Versuch (beim ersten exorzierte George versehenlich das Ritual) gelang das Manöver im ersten Kellerraum. Mit dem zweiten war es dann einfacher, weil der Rest der Bande, außer Malcolm und mir, aus dem ersten Kellerraum auf alles feuerte, was im zweiten grün war und sich wand. Es klang wie die Schlacht von Gettysburg. Zum Glück schützten uns Nebel und schlechter Ruf der Mission vor Neugierigen.

Nachdem alles gesichert war und der Pulverdampf sich gelichtet hatte, untersuchten wir den hinteren Raum. Offensichtlich waren hier über lange Zeit Blutrituale durchgeführt worden und hatten den satanischen Bohnenstengel genährt.

Damit war jetzt Schluß. Wir pulten den Fokus der Rituale, einen blutroten Stein, der erstaunlich leicht für seine Größe war, aus seiner Fassung, George exorzierte mit Gebeten, Alex mit Dynamit, und wir verbrachten den Tag bei dem Buchhändler, da es uns im St.Francis nicht sicher genug erschien -- der Stein enthielt genug Tass, daß ganze Chantries darum Krieg führen würden.

***

Am Abend nahmen wir den Dampfer zur anderen Seite der Bay, suchten uns eine abgelegene Ecke und George und Esmeralda zerstörten den Stein. Der Effekt erinnerte vage an "Raiders of the lost Ark". Die Geister in dem Stein waren fuchsteufelswild darüber, wie man sie behandelt hatte, und nicht in der Stimmung, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden.

Wir waren sehr erleichtert, dieses verfluchte Ding loszusein -- noch auf dem Schiff hatte Georges Informantin, die an einem schweren Fall von verbalem Durchfall litt und offenbar jeden ins Koma labern konnte, versucht, Esmeralda den Stein abzunehmen. Zum Glück war Marco dazwischengekommen und hatte sie an die Fische verfüttert.

Den Rest der Nacht und den Tag verbrachten wir mit intensivem Rumhängen in der Landschaft. Ich merkte, daß ich schon viel zu lange in der Stadt war, und es höchste Zeit war, sich wieder auf den Trail zu machen, und den anderen ging es wohl genauso.

***

Wir verabschiedeten uns von Marco, legten unser Geld an, packten unsere Sachen, sagten den am Compact Beteiligten, sie sollten sich benehmen oder wir kämen wieder und kauften Tickets nach Osten. Irgendwo in Colorado gab es einen Zeitfluß. Vielleicht würde der uns nach Hause bringen.

***

Leute:

***

Lab Notes:
  • Vampirtricks: Aura tarnen (für Fortgeschrittene), Hypnose (nicht in die Augen sehen!), Tiere als Späher einsetzen, sich unsichtbar (oder nur unauffällig?) machen, Spirit Magie (?!?!).
  • Dieser Bohnenstengel war eine Art Brücke im Umbra, die unser Umbra mit dem eines anderen Realms (?) zu verbinden suchte -> genau das, was auch Stormwalker vorhatte.
  • Trick 17: Man nehme eine Ratte und schicke sie in den Bereich eines Zaubers. Nehme den "Fingerabdruck" des Zaubers in dem Moment, wo er die Ratte umbringt. Mache aus den (vorher) abgeschnittenen Rattenhaaren eine arkane Verbindung zu dem Zauber(er). Mit einem Hack von Sally die Parameter der Verbindung ändern, um dem Zauber(er) ähnliche Dinge/Orte zu finden. Immens schwierig, klappt wahrscheinlich nur, wenn der entsprechende Zauber sehr stark und sehr dauerhaft ist.

gespielt: 31. October 2002 und 1. November 2002
rauf


22. Green With Anger

(Sacramento, early Fall 1876)

Doch der Weg nach Colorado war lang, und die erste Station war Sacramento, wo die Eisenbahnlinie begann. Wieder wartete ein Laufjunge des Prinzen am Fähranleger (wo Alex ihn versehentlich ins Wasser warf), und wieder forderte er George auf, sich vorzustellen. Na gut, wenn's denn sein muß -- erstens hatten wir es diesmal nicht eilig, und zweitens hatte der Bote, naß wie er war, vergessen klarzustellen, daß George alleine kommen sollte.

Wir nahmen also ein Zimmer, schmissen uns in feine Plünnen und machten uns auf zu dem Herrenhaus, in dem der Herr hauste. Haus, Einrichtung, Bewohner und Gäste waren eine Mischung aus neuem Geld und altem Adel. Wir wurden von einer Reihe zunehmend förmlicher Butler mit zunehmend angewidertem Gesichtsausdruck empfangen und schließlich wurden alle bis auf George und "seine Katze" im Ballsaal abgestellt, wo ein Streichquartett spielte und eine bunte Gesellschaft entschlossen war, sich zu amüsieren.

Esmeralda und Sally taten das ebenfalls -- ich tigerte umher und wartete auf Ärger, ebenso wie Malcolm und Alex.

Ärger ließ nicht lange auf sich warten. Aus der Tür, durch die George verschwunden war, strömte ein Rudel wütender, bewaffneter und offenbar zu allem entschlossener Wachen. Ich murmelte 'Mist' und suchte nach guten Ideen, Alex suchte nach einer guten Kampfposition, und Esmeralda brüllte "INDIANER!" und wies auf eine Seite des Raumes.

Es war perfekt. Alles stürmte auf die Seite, um zu gucken, es herrschte völliges Chaos, und wir verabschiedeten uns durch die Fenster auf der entgegengesetzten Seite. Sobald wir außer Schußweite waren, rief Malcolm einen Haufen Geister und trug ihnen auf, nach Cat und George zu suchen. So war die Bande bald wiedervereint, und wir erfuhren, was geschehen war.

Der Prinz war 49% angepißt und 51% neugierig gewesen, und wollte jetzt unbedingt wissen, wer George denn wäre und wer die Eule grün gefärbt hätte. George antwortete angemessen ausweichend, der Prinz wurde zunehmend angepißter und zapfte offenbar bei George per Fernschluck Blut ab. George wertete das als Angriff und begann zu beten, das wertete wiederum der Prinz als Angriff, sagte was von Bluthunden, alle Türen knallten zu und die Wachen machten bedrohliche Mienen.

Cat öffnete die Tür, aber es standen eine Menge vampirischer Wachen mit Blutgier im Blick zwischen George und Tür, weswegen George sich, gefolgt oder geschoben von Cat, ins Umbra verdrückte und dem Bretterschuppen, der dort anstelle des Herrenhauses stand, eine verdienten Tritt versetzte.

Ich bot an, das Blut, daß der Prinz von George genommen hatte, zu ent-zaubern, wenn die anderen meine Sachen packen würden. Dabei stellte ich fest, daß das Blut, was der Prinz in seinem System hatte, lebendig und magisch genug war, daß ich es beeinflussen konnte, und färbte es im Interesse der allgemeinen Unordnung (und aus Übermut, ich geb's ja zu) grün.

Inzwischen hatten die anderen gepackt. Die Geister waren mit uns, der 11-Uhr-Zug hatte 2 Stunden Verspätung und lief gerade in den Bahnhof ein. Wir waren am Einsteigen, als uns ein panischer Werwolf hinterhergewetzt kam. Er hatte uns und das entstehende Chaos am Palast des Prinzen gesehen, und wollte uns jetzt warnen, daß ein großer Haufen Vampire uns dicht auf den Fersen war, und ob er die Sept zu unserer Unterstützung mobilisieren sollte?

Wir sagten, das sei nicht nötig... dann würde ihnen ja die Gelegenheit entgehen, die das jetzt unbewachte Haus den Prinzen für sie bedeutete. Der Werwolf zischte ab, und ich übertrug mein 'ich habe es eilig!!!' auf den gesamten Bahnhof. Als die Vampire ankamen, sahen sie nur noch die Schlußlaterne des Zuges, und konnten uns lediglich Flüche und Armbrustbolzen hinterherschicken.

Ein Bolzen traf George, die Spitze brach ab und ging Unheil anrichten, und sie herauszubekommen erforderte Alex' ganzes medizinisches Geschick, aber, dachte ich mir, in Anbetracht der Umstände muß man dem Gegner diesen kleinen Triumph ja fast gönnen. George teilte ich meine Überlegungen lieber nicht mit.

***

Leute:

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Lab Notes:
  • Zauber: Feuer unterm Hintern. Wenn man es eilig hat, bereitet sich der Körper auf eine Flucht vor und gibt diese an den Geist zurück. Dieser Fluchtinstinkt läßt sich verstärken und projizieren, wenn einem wirklich daran gelegen ist, daß alle Leute in die Pötte kommen.
  • Vampirtrick: Intelligenter Armbrustbolzen. Entweder haben die Vampire in dieser Zeit deutlich mehr drauf als in unserer, oder wir hatten es in Pittsburgh und New York nur mit Pappnasen zu tun.
  • Tremere: Ich kann die Brüder wirklich nicht leiden. Keine Ahnung, warum, aber sobald auch nur der Name fällt, sträubt sich mir das Fell.

gespielt: 2. November 2002
rauf


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